Der Weltkrieg am 29. August 1917

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Sturmerfolg am mittleren Sereth

Großes Hauptquartier, 29. August.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Unter dem Einfluß stürmischer, regnerischer Witterung blieb fast durchweg die Feuertätigkeit in mäßigen Grenzen. Zahlreiche eigene Erkundungsvorstöße brachten uns Gewinn an Gefangenen und Beute.
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht:
In Flandern lebte am Abend der Artilleriekampf zwischen Langemarck und Hollebeke auf. Unser Gegenstoß warf die Engländer aus der nordöstlich von Frezenberg gewonnenen Einbuchtung zurück.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz:
Vor Verdun stärkere Kampftätigkeit der Artillerien nur auf dem Ostufer der Maas zwischen Beaumont und Damloup.
Heeresgruppe Herzog Albrecht:
Zur Vergeltung für die Beschießung von Thiaucourt durch die Franzosen wurde von uns Noviant-aux-Prés und Pont-à-Mousson unter Fernfeuer genommen.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Front des Generalobersten Erzherzogs Joseph:
Beiderseits des Oitoz-Tales stürmten schlesische und österreichisch-ungarische Truppen einige Höhenstellungen und wiesen nördlich von Grozesci starke Gegenangriffe ab. Mehr als 600 Gefangene wurden eingebracht.
Gegen die Gebirgsfront zwischen Casinului- und Putna-Tal stießen die Rumänen an mehreren Stellen vor, ohne einen Erfolg zu erzielen.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen:
Am Gebirgsrande westlich des mittleren Sereth nahmen nach wirkungsvoller Artillerievorbereitung preußische, bayerische, sächsische und mecklenburgische Bataillone im Häuserkampf das Dorf Muncelul. Den geschlagenen Gegner drängten sie unaufhaltsam über mehrere Stellungen zu beiden Seiten des Susitatales nach Nordwesten zurück. An dem Ungestüm der Angreifer zerschellten starke russisch-rumänische Gegenangriffe.
Der Feind büßte über 1000 Gefangene, 3 Geschütze und 50 Maschinengewehre ein und erlitt empfindliche blutige Verluste. Östlich der Bahn Focsani-Adjudul Nou lebhafte Kampftätigkeit der Artillerien.
Mazedonische Front:
Die Feuertätigkeit war vielfach stärker als in letzter Zeit, besonders zwischen Wardar und Dojransee. Vorfeldgefechte an den Osthängen der Nidze Planina verliefen für die Bulgaren erfolgreich.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Ein Tag siegreicher Abwehr am Isonzo

Wien, 29. August.
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen:
Unsere bei Focsani kämpfenden Verbündeten erstürmten gestern das Dorf Muncelul und warfen den Feind über die Höhen nördlich dieses Ortes zurück. Die Beute beträgt über 1000 Gefangene, 3 Geschütze und 50 Maschinengewehre.
Heeresfront des Generalobersten Erzherzogs Joseph:
In den Tälern der Putna und Susita fühlten rumänische Abteilungen ergebnislos vor. Südlich von Ocna entrissen österreichisch-ungarische und deutsche Truppen dem Feinde eine Höhe. 600 Gefangene sind eingebracht. Gegenangriffe wurden abgewiesen.
Heeresfront des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern: 
Nichts von Belang.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Das Ringen der 11. Isonzoschlacht wuchs gestern zu besonderer Höhe an. Die Wucht des italienischen Angriffs war noch stärker als an den vorangegangenen Tagen. Der Erfolg blieb unbestritten unseren Waffen.
Auf der Hochfläche von Bainsizza-Heiligengeist richtete sich - von verschwenderisch schießenden Batterien aller Kaliber unterstützt - die Gewalt des feindlichen Stoßes vor allem gegen die Räume von Kal und Podlesce. In stundenlang andauernden schweren Kämpfen gewannen unsere Tapferen vollends die Oberhand über die durch Verstärkungen ununterbrochen genährten Massen des Gegners. Spät in der Nacht wurde der letzte italienische Angriff abgewiesen. Außergewöhnlich heftig brandete der Kampf wiederum um den Besitz des seit Tagen heißumstrittenen Monte San Gabriele. Als es in den Abendstunden am Nordhang einer italienischen Kampftruppe gelungen war, in unsere Stellung einzudringen, wurde sie durch Abteilungen der Regimenter Nr. 20 (Neu-Sandec), Nr. 34 (Kassa) und Nr. 87 (Cilli) im Gegenstoß gefaßt und aufgerieben. Ein italienischer Stabsoffizier und 200 Mann blieben in unserer Hand. Ein weiterer Angriff, kurz vor Mitternacht nordöstlich des Gabriele ohne Artillerieeinleitung angesetzt, wurde durch unser Feuer niedergestreckt. Eine mächtige italienische Angriffswelle sollte östlich von Görz und nördlich des Wippachtales Bahn schaffen. Nach sechsstündiger Artillerievorbereitung brach zu Mittag die feindliche Infanterie gegen unsere Linien vor.
Am Friedhof von Görz und bei Grazigna wurde der Gegner durch die hervorragende Wirkung unserer Batterien, denen überhaupt reichlicher Anteil an den gestrigen Erfolgen gebührt, zum Weichen gezwungen. Bei San Marco hingegen konnte der Feind erst in erbittertem Ringen von Mann gegen Mann zurückgeworfen werden, wobei sich namentlich die bewährten Kämpfer des nordböhmischen 2. Jägerbataillons und des kroatischen Infanterieregiments Nr. 9 hervortaten. In engem Kampfraum brachten wir hier Gefangene von sieben italienischen Regimentern ein. Auf der Karsthochfläche kam es zu keinen größeren Kampfhandlungen. Triest wurde neuerlich von feindlichen Fliegern heimgesucht. Die in die Stadt geworfenen Bomben richteten keinen nennenswerten Schaden an.

  Der Chef des Generalstabes. 1)

 

Der 1. Weltkrieg im August 1917

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 7
Nationaler Verlag, Berlin (1918)

 

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