Der
österreichisch-ungarische Heeresbericht:
Ein
Tag siegreicher Abwehr am Isonzo
Wien, 29. August.
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen:
Unsere bei Focsani kämpfenden Verbündeten erstürmten gestern
das Dorf Muncelul und warfen den Feind über die Höhen nördlich
dieses Ortes zurück. Die Beute beträgt über 1000 Gefangene,
3 Geschütze und 50 Maschinengewehre.
Heeresfront des Generalobersten Erzherzogs Joseph:
In den Tälern der Putna und Susita fühlten rumänische Abteilungen
ergebnislos vor. Südlich von Ocna entrissen österreichisch-ungarische
und deutsche Truppen dem Feinde eine Höhe. 600 Gefangene sind eingebracht.
Gegenangriffe wurden abgewiesen.
Heeresfront des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern:
Nichts von Belang.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Das Ringen der 11. Isonzoschlacht wuchs gestern zu besonderer Höhe
an. Die Wucht des italienischen Angriffs war noch stärker als an
den vorangegangenen Tagen. Der Erfolg blieb unbestritten unseren Waffen.
Auf der Hochfläche von Bainsizza-Heiligengeist richtete sich - von
verschwenderisch schießenden Batterien aller Kaliber unterstützt
- die Gewalt des feindlichen Stoßes vor allem gegen die Räume
von Kal und Podlesce. In stundenlang andauernden schweren Kämpfen
gewannen unsere Tapferen vollends die Oberhand über die durch Verstärkungen
ununterbrochen genährten Massen des Gegners. Spät in der Nacht
wurde der letzte italienische Angriff abgewiesen. Außergewöhnlich
heftig brandete der Kampf wiederum um den Besitz des seit Tagen heißumstrittenen
Monte San Gabriele. Als es in den Abendstunden am Nordhang einer italienischen
Kampftruppe gelungen war, in unsere Stellung einzudringen, wurde sie durch
Abteilungen der Regimenter Nr. 20 (Neu-Sandec), Nr. 34 (Kassa) und Nr.
87 (Cilli) im Gegenstoß gefaßt und aufgerieben. Ein italienischer
Stabsoffizier und 200 Mann blieben in unserer Hand. Ein weiterer Angriff,
kurz vor Mitternacht nordöstlich des Gabriele ohne Artillerieeinleitung
angesetzt, wurde durch unser Feuer niedergestreckt. Eine mächtige
italienische Angriffswelle sollte östlich von Görz und nördlich
des Wippachtales Bahn schaffen. Nach sechsstündiger Artillerievorbereitung
brach zu Mittag die feindliche Infanterie gegen unsere Linien vor.
Am Friedhof von Görz und bei Grazigna wurde der Gegner durch die
hervorragende Wirkung unserer Batterien, denen überhaupt reichlicher
Anteil an den gestrigen Erfolgen gebührt, zum Weichen gezwungen.
Bei San Marco hingegen konnte der Feind erst in erbittertem Ringen von
Mann gegen Mann zurückgeworfen werden, wobei sich namentlich die
bewährten Kämpfer des nordböhmischen 2. Jägerbataillons
und des kroatischen Infanterieregiments Nr. 9 hervortaten. In engem Kampfraum
brachten wir hier Gefangene von sieben italienischen Regimentern ein.
Auf der Karsthochfläche kam es zu keinen größeren Kampfhandlungen.
Triest wurde neuerlich von feindlichen Fliegern heimgesucht. Die in die
Stadt geworfenen Bomben richteten keinen nennenswerten Schaden an.
Der Chef des Generalstabes. 1)
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