Der Weltkrieg am 24. Juli 1917

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

Karte zum 1. Weltkrieg

 Der deutsche Heeresbericht:

Vormarsch in 250 Kilometer Breite in Ostgalizien - 
Der Serethübergang erkämpft - Halicz zurückerobert

Großes Hauptquartier, 24. Juli.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht:
Die Artillerieschlacht in Flandern tobt in noch nicht erreichter Stärke Tag und Nacht weiter. Die Erkundungsvorstöße gegen unsere Front mehren sich.
Zwischen dem Kanal von La Bassée und Lens hält das lebhafte Feuer an; beiderseits von Hulluch blieben nächtliche Aufklärungsunternehmen des Feindes ohne Erfolg.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz:
Am Chemin-des-Dames griffen die Franzosen bei Cerny wieder die kampfbewährte 13. Infanteriedivision an, die wie bisher keinen Fußbreit der von ihr im Angriff gewonnenen Stellungen verlor. Das aus Westfalen und Lippern bestehende Infanterieregiment Nr. 55 hat in letzter Zeit 21 Angriffe der Franzosen zurückgeschlagen.
Auf dem rechten Maasufer drangen am 22. Juli Teile badischer Regimenter in den stark verschanzten Caurièreswald ein, fügten dem Feinde schwere Verluste zu und kehrten mit zahlreichen Gefangenen zurück.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Die gesamte Ostfront zwischen Ostsee und Schwarzem Meer steht im Zeichen erbitterter Kämpfe und großer Erfolge der deutschen und verbündeten Waffen.
Front des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern:
Bei der Heeresgruppe des Generalobersten von Eichhorn griffen die Russen bei Jakobstadt abends vergeblich an, nachdem am Morgen ein Angriff in breiter Front durch unser Vernichtungsfeuer im Entstehen niedergehalten worden war.
Südwestlich von Dünaburg führten sie nach starker Artilleriewirkung 6 Divisionen fünfmal tiefgegliedert gegen unsere Linien, die voll behauptet wurden. Nach harten Nahkämpfen mußte der Gegner unter ungeheuren Verlusten weichen.
Auch bei Krewo stürmten die Russen vormittags erneut in 5 Kilometer Breite an; sie wurden zurückgeschlagen. Dorf Krewo ist wieder in unserer Hand. Im ganzen hat der Feind südlich von Krewo mit 8 Divisionen, deren Regimenter sämtlich durch Gefangene und Tote in der Front festgestellt werden konnten, angegriffen. Nur Trümmer sind zurückgekehrt.
Heeresgruppe des Generalobersten v. Boehm-Ermolli:
Die strategische Wirkung unserer Operationen in Ostgalizien wird immer gewaltiger; auch vor der nördlichen Karpathenfront weicht der Russe.
Vom Sereth bis in die Waldkarpathen sind wir in einer Breite von 250 Kilometer im Vorwärtsdrängen. Unsere siegreichen Armeekorps haben den Serethübergang südlich von Tarnopol erkämpft.
Bei Trembowla wurden verzweifelte Massenangriffe der Russen zurückgeworfen.
Podhajce, Halicz und die Linie der Bystrzyca Solotwinska sind überschritten.
Die Beute ist bisher nicht zu übersehen.
Mehrere Divisionen melden 3000 Gefangene; zahlreiche schwere Geschütze bis zu den größten Kalibern, Eisenbahnzüge voller Verpflegung und Schießbedarf, Panzerzüge und -kraftwagen, Zelte, Baracken und jegliches Kriegsgerät sind erbeutet und legen Zeugnis ab von dem übereilten Rückzug des Feindes.
Front des Generalobersten Erzherzogs Joseph:
Der Nordflügel hat sich der südlich des Dnjestr begonnenen Bewegung angeschlossen. Längs der ganzen Front starke Feuertätigkeit des Gegners. Beiderseits der Bistritz und südlich des Tölgyes-Passes wurden russische Vorstöße abgewiesen. Gesteigertem Feuer zwischen Trotus- und Putna-Tal folgten in breiten Abschnitten Versuche der Russen und Rumänen, zum Angriff vorzubrechen. Fast überall hielt unsere Abwehrwirkung den Feind in seinen Gräben nieder; wo er herauskam, ist er zurückgeschlagen worden.
Heute früh sind dort neue Kämpfe entbrannt.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen:
Auch längs Putna und Sereth schwoll der Feuerkampf zu erheblicher Stärke an. Mehrfach gingen russisch-rumänische Sturmtruppen zum Angriff vor; sie brachen schon in unserem Feuer zusammen.
Mazedonische Front: 
Keine größeren Kampfhandlungen.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
1)

 

Verfolgung der Russen zwischen Sereth und Karpathen

Berlin, 24. Juli, abends. (Amtlich.)
In Flandern starker Feuerkampf.
In Ostgalizien folgen wird zwischen Sereth und Karpathen in breiter Front dem weichenden Gegner. In den Karpathen am Susita- und Putnatal tagsüber Kämpfe, die dem Feind örtliche Vorteile brachten.

 

35000 Tonnen im Mittelmeer versenkt

Berlin, 24. Juli.
Neue U-Boot-Erfolge im Mittelmeer. 9 Dampfer und 7 Segler mit rund 35000 Tonnen. (Folgen die Einzelheiten.)

Der Chef des Admiralstabes der Marine.

 

U-Boot-Erfolge im Sperrgebiet um England

Berlin, 24. Juli. (Amtlich.)
Neue U-Boot-Erfolge im Sperrgebiet um England: 29000 Brutto-Registertonnen. Unter den versenkten Schiffen befanden sich zwei große beladene, aus Geleitschiffen herausgeschossene Frachtdampfer. Eines der versenkten Fahrzeuge hatte Petroleum geladen, die Ladungen der übrigen Schiffe konnten nicht festgestellt werden.

Der Chef des Admiralstabes der Marine.

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Abgeschlagene russische Vorstöße in den Karpathen

Wien, 24. Juli.
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz:
Heeresfront des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern:
Der Sieg westlich von Tarnopol hat den russischen Widerstand zwischen dem oberen Sereth und dem Tatarenpaß gebrochen. Deutsche Truppen gewannen nördlich von Trembowla des östliche Serethufer; die russischen Massen, die ihnen dort entgegengeworfen wurden, vermochten an diesem Erfolge nichts zu ändern. Österreichisch-ungarische und deutsche Divisionen haben unter Kämpfen den Raum von Podhajce überschritten. Auch beiderseits des Dnjestr nahmen die Verbündeten, dem Feinde scharf nachdrängend, die Vorrückung an ganzer Front auf. Noch immer ist es in der Hast der Ereignisse unmöglich, die Zahl der Gefangenen, die Menge an Beute allerart festzustellen und alles zu sichten und zu bergen, was die Russen beim fluchtartigen Räumen der Kampfzone liegen lassen müssen.
Heeresfront des Generalobersten Erzherzogs Joseph:
In bemerkenswerter Zähigkeit versucht die russische Führung ihre geschlagenen ostgalizischen Armeen an anderen Frontabschnitten der Ostfront durch Angriffsunternehmungen wechselnden Umfanges zu entlasten. In den Karpathen sollte dieser Zweck zunächst durch Teilvorstöße erreicht werden. Im Dreiländereck, dem Tölgyesgebiet und zwischen dem Casinu und dem Putna-Tale wurden gestern mehrere solche Vorstöße abgeschlagen. Nördlich des Putna-Tales sind heute früh die Russen vereint mit rumänischen Bataillonen erneut zum Angriff vorgegangen.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen:
Auf rumänischem Boden brachen russisch-rumänische Angriffe schon im Feuer der Artillerie zusammen.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Auf der Karsthochfläche und bei Vodice entfalteten beiderseits die Geschütze zeitweilig größere Tätigkeit.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Keine besonderen Begebenheiten.

  Der Chef des Generalstabes. 1)

 

Der bulgarische Heeresbericht:

Sofia, 24. Juli.
Mazedonische Front:
Östlich des Prespasees hält auf den Bergen heftiges Artilleriefeuer an. An der Cervena Stena versuchte eine feindliche Erkundungsabteilung vorzugehen; sie wurde durch Feuer abgewiesen. Auf dem rechten Wardarufer, bei Altschak Mahle und an der unteren Struma Scharmützel zwischen Wachabteilungen. Auf der übrigen Front sehr schwache Kampftätigkeit.
Rumänische Front:
Von Mahmudia bis Isaccea Gewehrfeuer der Posten, stellenweise ziemlich lebhaft bei Isaccea. Bei Galatz heftiges Artilleriefeuer. Am Sereth in dem Abschnitt unserer Truppen starkes Artilleriefeuer.

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 24. Juli.
Kaukasusfront: Im linken Flügelabschnitt besetzten in der Nacht zum 23. Juli Landungsmannschaften zweier russischer Torpedoboote die an der Mündung des Harschidflusses gelegene Insel. Unser einsetzendes Infanterie- und Maschinengewehrfeuer zwang die Russen, die Insel zu verlassen.
Sinaifront: Unsere Artillerie brachte ein englisches Flugzeug zum Absturz ins Meer. Die herbeieilenden englischen Wachschiffe wurden durch unser Feuer vertrieben. Am 23. Juli ging eine englische Abteilung, bestehend aus 3 Bataillonen, 2 Batterien und einem Kavallerieregiment, bis Aba Galian vor und kehrte nachmittags in die Ausgangsstellung Tell Fari zurück.
An der Ghazafront mäßiges Artilleriefeuer, auf unserem rechten Flügel etwas lebhafter.

 

Der 1. Weltkrieg im Juli 1917

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 6
Nationaler Verlag, Berlin (1917)

 

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