Der Weltkrieg am 9. Juli 1917

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Der Sturmerfolg am Chemin-des-Dames - 
Starke russische Angriffe bei Stanislau 

Großes Hauptquartier, 9. Juli.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Bei Regen und Dunst blieb in fast allen Frontabschnitten das Feuer bis zum Abend gering. Es lebte dann mehrfach auf. Nachts kam es an verschiedenen Stellen zu für uns erfolgreichen Erkundungsgefechten.
Bei der Heeresgruppe Deutscher Kronprinz wurde ein Angriff zur Verbesserung unserer Stellungen am Chemin-des-Dames mit vollem Erfolg durchgeführt. Nach einem Feuerüberfall von Minen- und Granatwerfern auf die Sturmziele brach die Infanterie, gedeckt durch das Riegelfeuer der Artillerie, zum Einbruch vor. Die aus Niedersachsen, Thüringern. Rheinländern und Westfalen bestehenden Sturmtruppen nahmen in kraftvollem Stoß die französischen Gräben südlich von Pargny-Filain in 3½ Kilometer Breite und hielten die gewonnenen Linien gegen fünf feindliche Angriffe.
Zur Ablenkung des Gegners waren kurz vorher an der Straße Laon-Soissons Sturmabteilungen hessisch-nassauischer und westfälischer Bataillone in die französischen Gräben gedrungen; sie kehrten nach Erfüllung ihres Auftrages mit einer größeren Zahl von Gefangenen befehlsgemäß in die eigenen Linien zurück.
Der überall heftigen Widerstand leistende Feind erlitt hohe blutige Verluste, die sich bei ergebnislosen Gegenangriffen auch während der Nacht noch steigerten. Es sind 30 Offiziere und über 800 Mann gefangen eingebracht worden; die Beute an Kriegsgerät ist sehr erheblich.
Auf dem Westufer der Maas haben die Franzosen aus den Kämpfen in der Nacht zum 8. Juli einige kleine Grabenstücke in der Hand behalten; heute vor Tagesgrauen nordöstlich von Esnes einsetzende Vorstöße sind zurückgewiesen worden.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Front des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern (Heeresgruppe des Generalobersten v. Boehm-Ermolli):
Während zwischen Strypa und Zlota Lipa nur lebhafte Artillerietätigkeit herrschte und uns einige Vorstöße Gefangene einbrachten, kam es bei Stanislau zu neuen Kämpfen. Durch starke russische Angriffe wurden die dort stehenden Truppen zwischen Ciezow und Zagwozdz (12 Kilometer) gegen die Waldhöhen des Czarnylas zurückgedrückt. Durch Eingreifen deutscher Reserven kam der Stoß zum Stehen.
Front des Generalobersten Erzherzogs Joseph:
In den Karpathen hielt die rege Tätigkeit der russischen Batterien an; örtliche Angriffe der Russen sind an mehreren Stellen gescheitert.
Bei der Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen und an der mazedonischen Front ist die Lage unverändert.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
1)

 

Neue russische Angriffe an der Straße Kalusz-Stanislau

Berlin, 9. Juli, abends. (Amtlich.)
Vom Westen nichts Neues.
Im Osten haben die Russen an der Straße Kalusz-Stanislau von neuem angegriffen, ihre Kräfte wurden durch Gegenstoß zum Stehen gebracht. - Nördlich des Dnjestr keine besonderen Ereignisse.

 

Wiederum 25000 Tonnen versenkt

Berlin, 9. Juli. (Amtlich.)
Durch die Tätigkeit unserer U-Boote wurden im Sperrgebiet um England wiederum 25000 Brutto-Registertonnen vernichtet. (Folgen die Einzelheiten.)

Der Chef des Admiralstabes der Marine.

 

Über eine Million Tonnen U-Boot-Beute im Juni

Berlin, 9. Juli. (Amtlich.)
Durch kriegerische Maßnahmen der Mittelmächte ist nach den eingegangenen Meldungen im Monat Juni an Handelsschiffsraum über eine Million Brutto-Registertonnen versenkt worden.
Diese Erfolge des U-Boot-Krieges rechtfertigen volles Vertrauen in die unausbleibliche und entscheidende Wirkung auf unsere Gegner.

Der Chef des Admiralstabes der Marine.

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Das erbitterte Ringen bei Stanislau

Wien, 9. Juli.
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz:
In den Karpathen und an der oberen Bystrzyca Solotwinska fühlten die Russen mit stärkeren Aufklärungsabteilungen vor. Nordwestlich von Stanislau mußte gestern nach zweitägigem erbittertem Ringen die erste Stellung unserer Verteidigungsanlagen dem Feinde überlassen werden. Eine Erweiterung des russischen Geländegewinnes wurde durch das Eingreifen von Reserven verhindert. Nördlich des Dnjestr, namentlich auf galizischem Boden, starke Artillerietätigkeit.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Bei Vodice wurde ein italienischer Vorstoß abgewiesen.
Südöstlicher Kriegsschauplatz: 
Unverändert.

  Der Chef des Generalstabes. 1)

 

Der bulgarische Heeresbericht:

Sofia, 9. Juli.
Mazedonische Front:
An der Cervena Stena und bei Dobropolje war die Artillerietätigkeit lebhafter. Im Cerna-Bogen drang bei Pavalowo einer unserer Stoßtrupps in die italienischen Gräben ein und holte daraus Gefangene vom italienischen Infanterieregiment Nr. 61 zurück. An der unteren Struma zerstreuten wir bei Ormanli eine berittene englische Abteilung. An der übrigen Front schwache Kampftätigkeit. Bei Petrich schossen die Unterleutnants Balan und Uzunow nach hartnäckigem Kampfe mit sechs Flugzeugen ein englisches ab, dessen Führer, Hauptmann Odvier, gefangengenommen wurde.
Rumänische Front:
Westlich von Mahmudia versuchten feindliche Abteilungen sich auf Fahrzeugen unserem Ufer zu nähern; sie wurden durch Feuer vertrieben. Östlich von Tulcea Gewehrfeuer.

 

Der 1. Weltkrieg im Juli 1917

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 6
Nationaler Verlag, Berlin (1917)

 

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