Der Weltkrieg am 20. April 1917

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Westfront 1. Weltkrieg: Das zerstörte Soupir (Aisne)
Das zerstörte Soupir (Aisne)

 Der deutsche Heeresbericht:

Der zweite französische Durchbruchsversuch in der Champagne gescheitert

Großes Hauptquartier, 20. April. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht: 
Auf dem Kampffeld von Arras nimmt täglich die Feuertätigkeit zu. Bei St. Quentin schwankt sie in ihrer Stärke. 
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz: 
Die am 16. März begonnene Einnahme der von langer Hand aufgebauten Zone der Siegfriedstellungen hat gestern nordöstlich von Soissons ihren Abschluß gefunden durch Aufgabe des Aisne-Ufers zwischen Conde und Soupir. Der Feind folgt zögernd. 
Die Doppelschlacht an der Aisne und in der Champagne nimmt ihren Fortgang. Längs des Chemin-des-Dames-Rückens dauert der starke Artilleriekampf an. Bei Braye, Cerny und unter großem Masseneinsatz beiderseits von Craonne mühten sich frisch herangeführte französische Regimenter vergeblich und verlustreich ab, den Höhenkamm zu gewinnen. 
Den schon am 16. April ohne Ergebnis versuchten Angriff zur Umfassung des Brimont-Blocks von Nordwesten und Norden erneuerte der Franzose gestern nachmittag. Vor unseren Stellungen am Aisne-Marne-Kanal brachen die fünfmal anlaufenden Sturmwellen neu eingesetzter französischer Divisionen blutend zusammen; auch die Russen wurden wieder vergeblich ins Feuer geschickt. Unsere dort fechtenden Divisionen sind Herren der Lage. 
In der Champagne ist den ganzen Tag über im Waldgebiet zwischen Straße Thuizy-Nauroy und der von uns freiwillig geräumten Auberive heftig gekämpft worden. In einem vortrefflich geführten Gegenangriff drängten wir den vorgestern vorwärts gekommenen Feind und seine zur Ausbeutung der Gewinne ins Gefecht geworfenen frischen Kräfte zurück und erreichten die beabsichtigten Stellungen. Der zweite französische Durchbruchsversuch in der Champagne ist dadurch vereitelt. 
Bisher hat die französische Führung mehr als 30 Divisionen auf beiden Schlachtfeldern eingesetzt. Sie wurden nach Beendigung der Sommekämpfe für den Durchbruchsangriff und die erhofften Verfolgungsmärsche sorgfältig ausgebildet. Die daran geknüpften Hoffnungen Frankreichs haben sich nicht erfüllt. 
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Das russische Artilleriefeuer hat sich auch gestern in mehreren Abschnitten auf bedeutender Höhe gehalten; Infanterietätigkeit ist nicht gemeldet. 
Mazedonische Front: 
Auf der Tscherwena Stena sind französische Angriffe zum Rückgewinn der am 17. April verlorenen Stellungen von deutschen und bulgarischen Truppen abgewiesen worden; auf einer Kuppe hat der Feind wieder Fuß gefaßt.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
1)

 

Neue Kämpfe an der Aisne-Front

Berlin, 20. April, abends. (Amtlich.)
Bei Arras nichts Neues.
An der Aisne-Front vielfach starker Artilleriekampf; am Brimont ist ein neuer russischer Angriff verlustreich gescheitert.
Nachmittags haben sich zwischen Prosnes und Suippes-Tal von neuem Kämpfe entwickelt.
Im Osten nichts Wesentliches.
1)

 

Ein englischer kleiner Kreuzer torpediert

Berlin, 20. April. (Amtlich.) 
Am 14. April wurde westlich von Alexandrien ein zu den Bewachungsstreitkräften gehöriger kleiner englischer Kreuzer, wahrscheinlich der "Foxglove"-Klasse, von einem unserer Unterseeboote im Nachtangriff durch zwei Torpedotreffer schwer beschädigt. - Das Sinken konnte wegen der Dunkelheit und feindlicher Gegenwirkung nicht mehr festgestellt werden, ist aber mit hoher Wahrscheinlichkeit anzunehmen. 

 Der Chef des Admiralstabs der Marine. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Keine größeren Kampfhandlungen an den k. u. k. Fronten

Wien, 20. April. 
Amtlich wird verlautbart:
Auf keinem der drei Kriegsschauplätze größere Kampfhandlungen.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
 v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Neuer türkischer Sieg bei Gaza

Konstantinopel, 20. April. (Amtlicher Heeresbericht.)
Sinai-Front: Nachdem noch in der Nacht vom 18. zum 19. April an der Front Ruhe geherrscht hatte, entbrannte gestern früh eine zweite Schlacht bei Gaza. Um 5 Uhr früh setzte heftiges feindliches Artilleriefeuer auf die Stadt ein, und es wurden bald die ersten feindlichen Entwicklungsbewegungen erkennbar, wenn auch starker Nebel noch die Luftaufklärung verhinderte. Gegen 8 Uhr vormittags begann der feindliche Infanterieangriff. Beiderseits der Straße nach Gaza griff eine feindliche Division an. Eine zweite Division wandte sich gegen unsere südöstlich Gaza stehende mittlere Gruppe. Die feindliche Kavallerie, die sich etwas zögernd benahm, ging gegen den rechten Flügel unserer linken Flügelgruppe vor. Während dieser Bewegungen wurde ein feindliches Panzerauto von uns zerstört. Bis um Mittag war der Kampf auf der ganzen Linie im vollen Gange, besonders gegen unsere beiden rechten Flügelgruppen. Trotz großer Verluste gelang es der feindlichen Infanterie nicht, näher als bis auf 800 Meter heranzukommen. Namentlich um 3 Uhr hatte unsere mittelste Gruppe bereits zwei feindliche Angriffe blutig abgewiesen, mit einem dritten Angriff mußte gerechnet werden, nachdem der Feind Verstärkungen herangezogen hatte, die Lage war jetzt schon so günstig, daß Bewegungen zu einem Offensivstoß gegen den feindlichen rechten Flügel eingeleitet werden konnten. Um 7 Uhr abends hatte unsere mittelste Gruppe auch den dritten feindlichen Angriff mit schweren Verlusten für die Gegner abgeschlagen; alle Stellungen waren fest in unserer Hand, auf dem linken Flügel drängte unsere Kavalleriedivision erfolgreich gegen die feindliche Kavallerie vor, und es machten sich allmählich Rückzugsbewegungen am feindlichen rechten Flügel bemerkbar. In den späteren Abendstunden ging auch der linke Flügel unserer Infanterie im Verein mit der Kavalleriedivision zum Angriff auf den weichenden Gegner vor.
In der Dunkelheit waren Anzeichen eines allgemeinen feindlichen Rückzuges erkennbar, die zweite Schlacht bei Gaza war gewonnen.

 

Der 1. Weltkrieg im April 1917

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 6
Nationaler Verlag, Berlin (1917)

 

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