Der Weltkrieg am 3. April 1917

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Mißglückte Erkundungsunternehmungen der Engländer

Großes Hauptquartier, 3. April. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Nördlich von Arras heftiger Geschützkampf; mehrere gegen unsere Stellungen vordringende englische Aufklärungsabteilungen wurden abgewiesen. 
Die gewaltsamen Erkundungen der Engländer und Franzosen im Kampfgebiet nordöstlich von Bapaume und westlich von St. Quentin wurden von starken Kräften ausgeführt. Sie verliefen - wie Beobachtung und Gefangenenaussagen ergaben - für den Feind äußerst verlustreich. Bei Noreul wurden von uns über 300 Engländer gefangen zurückgeführt; sie gerieten jedoch in englisches Maschinengewehrfeuer, so daß nur noch 60 unsere Linien erreichten. 
Östlich der Straße Coucy-le-Chateau - Soissons zersprengte unser Artilleriefeuer beobachtete Truppenansammlungen. In der Champagne, südlich von Ripont, unterband seine vernichtende Wirkung einen sich vorbereitenden Angriff. 
In den Luvkämpfen verlor der Feind 4 Flugzeuge, von denen 2 durch Oberleutnant Freiherr v. Richthofen abgeschossen wurden. 
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Front des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern: 
Nordwestlich von Dünaburg holten mehrfach bewährte Stoßtrupps 1 Offizier, 93 Mann und 2 Maschinengewehre aus der russischen Stellung; auch bei Maljawitschi, nordöstlich von Bogdanow, hatte ein Erkundungsvorstoß vollen Erfolg und brachte 1 Offizier und 25 Mann an Gefangenen ein. 
Nordöstlich von Baranowitschi griffen mehrere russische Kompagnien eine unserer Feldwachen an, die trotz starker Feuervorbereitung ihre Stellung völlig behauptete. 
Lebhaftem russischen Feuer beiderseits der Bahn Zloszow-Tarnopol an der Zlota Lipa und am Dnjestr sind keine Infanterieangriffe gefolgt. 
An der Bystrzyca Solotwinska vordringende Jagdabteilungen der Russen wurden vertrieben. 
An der Front des Generaloberst Erzherzog Joseph und bei der Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen keine Ereignisse von Bedeutung.
Mazedonische Front: 
Zwischen Ochrida- und Prespasee drangen unsere Truppen in vorgeschobene Stellungen der Franzosen; sie kehrten nach Abweisung von Gegenangriffen befehlsgemäß in die eigenen Linien mit Beute zurück. Nördlich von Monastir ist ein kleiner französischer Angriff gescheitert.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
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Gefechtstätigkeit am mittleren Stochod

Berlin, 3. April, abends. (Amtlich.)
Im Westen lebhafte Gefechtstätigkeit südlich von St. Quentin und nördlich von Soissons, im Osten am mittleren Stochod.
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Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Gescheiterte Angriffe russischer Aufklärer

Wien, 3. April. 
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz: 
An der Bystrzyca Solotwinska scheiterten Vorstöße russischer Aufklärungstruppen. Nördlich des Dnjestr stellenweise erhöhte russische Geschütztätigkeit. 
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Keine besonderen Kampfbegebenheiten.
Südöstlicher Kriegsschauplatz: 
Östlich des Ochridasees drangen unsere Truppen in feindliche Gräben ein und brachten Gefangene zurück.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
 v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
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Der bulgarische Heeresbericht:

Sofia, 3. April. 
Mazedonische Front: 
Nördlich von Bitolia wurde ein schwacher französischer Angriff leicht abgeschlagen. An der übrigen Front schwaches Artilleriefeuer. An der gesamten Front lebhafte Fliegertätigkeit.

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 3. April. 
An der Sinaifront befindet sich der Feind im Rückzuge nach Südwesten. 
An der Kaukasusfront Zusammenstöße von Erkundungsabteilungen, bei denen der Feind verlustreich zurückgeschlagen wurde. 
In Mazedonien führten unsere Truppen einen glücklichen Erkundungsvorstoß aus, durch den sie die Franzosen aus mehreren ihrer vorgeschobenen Stellungen warfen und 3 Maschinengewehre erbeuteten. Starke Gegenangriffe des Feindes wurden mit Verlusten für ihn abgewiesen.

 

Die Kriegsbotschaft Wilsons an den Kongreß

US-Präsident Woodrow Wilson
US-Präsident Woodrow Wilson

Washington, 3. April. (Reuter-Meldung.)
Im Kongreß erklärte Wilson unter anderem:
Ich habe den Kongreß zu einer außerordentlichen Tagung einberufen, weil sofort ein ernster politischer Entschluß gefaßt werden muß, wofür ich verfassungsrechtlich die Verantwortung nicht übernehmen kann. Ich unterbreitete Ihnen am 3. Februar eine außerordentliche Anzeige der deutschen Regierung, daß sie beabsichtige, ab 7. Februar alle rechtlichen und humanitären Beschränkungen beiseite zu stellen und alle Schiffe, welche versuchten, die feindlichen Häfen zu erreichen, durch U-Boote zu versenken. Das schien in einer früheren Kriegsphase das Kriegsziel der deutschen U-Boote zu sein, aber seit April 1916 legte die deutsche Regierung den Kommandanten der U-Boote gewisse Beschränkungen auf, gemäß dem uns gegebenen Versprechen. Die neue deutsche Politik ließ jede Beschränkung fallen, Schiffe aller Art wurden skrupellos und ungewarnt versenkt, ohne daß man daran dachte, den an Bord befindlichen Personen zu Hilfe zu kommen, und neutrale und befreundete Schiffe wurden ebenso wie Schiffe von Kriegführenden, selbst Hospitalschiffe, die mit einem Freigeleit von der deutschen Regierung versehen waren, mit derselben Mitleids- und Prinzipienlosigkeit versenkt. Das Völkerrecht hat sich mühsam entwickelt mit Resultaten, die dürftig genug waren, aber die deutsche Regierung hat auch dieses Minimum an Recht unter dem Vorwande der Wiedervergeltung und Notwendigkeit ausgehoben, weil sie keine Waffen besaß, die auf der See verwendet werden können, außer denjenigen, die nicht angewendet werden dürfen, wie Deutschland sie jetzt anwendet, nämlich ohne Berücksichtigung aller Erwägungen der Menschlichkeit oder Abmachungen, auf denen der Weltverkehr begründet ist. Der gegenwärtige deutsche Krieg gegen den Handel ist ein Krieg gegen die Menschlichkeit und gegen alle Nationen. Eine bewaffnete Neutralität erscheint gegenwärtig unnütz. Ohne Zaudern den Geboten meiner konstitutionellen Pflicht gehorchend, rate ich dem Kongreß zu erklären, daß die jüngste Handlung der deutschen Regierung tatsächlich nichts weniger als der Krieg gegen die Regierung und das Volk der Vereinigten Staaten ist, und förmlich den Kriegszustand anzunehmen, der Amerika auferlegt ist, und sofortige Maßregeln zu ergreifen, nicht nur um das Land in den vollständigen Verteidigungszustand zu versetzen, sondern auch seine Hilfsquellen zu verwenden, um Deutschland zu zwingen, die Bedingungen zur Beendigung des Krieges anzunehmen. Der Kriegszustand wird ein enges Zusammenwirken mit den anderen Deutschland bekämpfenden Regierungen herbeiführen, indem wir ihnen liberale Finanzkredite gewähren und ihnen die Organisation zur Mobilisierung aller materiellen Hilfsquellen des Landes zur Verfügung stellen, um Kriegsmaterial zu liefern, und auf die reichlichste, aber sparsamste und wirksamste Art den anderen Bedürfnissen der Nationen zu dienen. Eine weitere Folge des Kriegszustandes wurde die fertige vollständige Ausrüstung der Flotte namentlich mit Mitteln sein, um die feindlichen U-Boote zu bekämpfen und ferner eine fertige Heeresvermehrung um mindestens 500 000 Mann mit der Ermächtigung, die Streitmacht den Bedürfnissen entsprechend weiter zu vermehren. Nach Ansicht des Präsidenten sollten die Soldaten nach dem Grundsatz der allgemeinen Wehrpflicht ausgehoben werden.
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Der 1. Weltkrieg im April 1917

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 6
Nationaler Verlag, Berlin (1917)

 

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