Der Weltkrieg am 31. März 1917

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Englische und französische Angriffe abgewiesen

Großes Hauptquartier, 31. März. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Ein nächtlicher Vorstoß englischer Abteilungen beiderseits von Loos scheiterte im Nahkampf. 
Lebhafte Artilleriewirkung begleitete den Angriff englischer Bataillone zu beiden Seiten der Straße Péronne-Fins. Bei Metz-en-Conture wurde der Feind abgewiesen, weiter südlich erreichte er Hendicourt und Ste. Emilie. 
Die Franzosen erlitten in Gefechten nordöstlich von Soissons in unserem Feuer schwere Verluste. 
In der Champagne wurde um die Höhen südlich von Ripont hartnäckig gekämpft. Auf den Flügeln seines Angriffsstreifens wurde der Franzose abgewiesen; in der Mitte drangen seine Sturmtruppen für einige Stunden in unsere Gräben, die dann durch die Stoßtrupps der im Angriff und zähen Ausharren bewährten dort stehenden Division vom Feinde wieder gesäubert wurden. 
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Front des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern: 
In einigen Abschnitten, vornehmlich an der Schtschara, am Stochod und an der Zlota Lipa nahm die Tätigkeit der russischen Artillerie zu; gegen unsere Stellungen vordringende Jagdabteilungen sind zurückgewiesen worden. Eigene Unternehmungen südlich von Widsy und nordöstlich von Nowogrodek verliefen günstig; mehrere Blockhäuser wurden gesprengt, 75 Gefangene und 5 Minenwerfer eingebracht. 
Front des Generalobersten Erzherzogs Joseph: 
Am Bistritztal wurden bei Vorstößen in die russischen Gräben östlich von Kirlibaba und südlich von Mestecanesci über 200 Mann gefangen und mehrere Maschinengewehre erbeutet.
Bei der Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen und an der mazedonischen Front ist die Lage unverändert.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
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Günstig verlaufene Gefechte bei Arras und Soissons

Berlin, 31. März, abends. (Amtlich.)
Ein Gefecht mit den Engländern bei Henin-sur-Cojeul (südöstlich von Arras) verlief für uns günstig; bei Angriffen auf der Hochfläche von Vregny (nordöstlich von Soissons) erlitten die Franzosen eine blutige Schlappe.
Im Osten bei Tauwetter nichts Wesentliches.
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Des Kaisers Dank an den Reichstag

Berlin, 31. März.
Seine Majestät der Kaiser hat an den Reichskanzler Dr. v. Bethmann Hollweg folgendes Telegramm gerichtet:

Mein lieber Bethmann!

Ich danke Ihnen für die Meldung von der Annahme der neuen Steuern durch den Reichstag, der sich damit im Einvernehmen mit den Verbündeten Regierungen von neuem zu dem Grundsatz bekannt hat, daß für dauernde Ausgaben laufende Einnahmen zu schassen sind. So bleiben die soliden Grundlagen unserer Finanzen auch während des Krieges erhalten, und insbesondere werden die Mehrausgaben für die Verzinsung der Kriegsanleihen durch neue Einnahmequellen sichergestellt. Durch die Bewilligung der neuen Steuern hat der Reichstag wiederum aller Welt kundgetan, daß das deutsche Volk alle Lasten willig auf sich nimmt, die erforderlich sind, um unseren Daseinskampf siegreich zu beenden. Eine glückliche und gesicherte Zukunft unseres geliebten Vaterlandes wird alle diese Opfer lohnen, das ist Meine unerschütterliche Zuversicht. Gott mit uns!

Wilhelm I. R.

Gleichzeitig hat der Kaiser dem Staatssekretär des Reichsschatzamtes Grafen v. Roedern seinen herzlichen Dank und seinen wärmsten Glückwunsch zu dem schönen Erfolg ausgesprochen. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Lebhafte Kampftätigkeit im Küstenland

Wien, 31. März. 
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz: 
In der südlichen Bukowina holten unsere Stoßtrupps bei gründlicher Zerstörung der feindlichen Verteidigungsanlagen 2 Offiziere, 200 Mann und 1 Maschinengewehr aus den russischen Gräben. 
In Ostgalizien und Wolhynien Vorfeldkämpfe und sehr rege und erfolgreiche Tätigkeit unserer Flieger.
Südwestlicher Kriegsschauplatz: 
Durch gelungene Unternehmungen unserer Sturmpatrouillen und Erkundungsabteilungen ausgelöst, herrschte in beiden vergangenen Nächten an einigen Stellen der küstenländischen Front lebhaftere Gefechtstätigkeit. Unsere Truppen brachten 25 Gefangene und 1 Maschinengewehr ein. Angriffsversuche der Italiener westlich von Jamiano und südlich von Biglia scheiterten in unserem Feuer. Arco wurde neuerdings beschossen; die evangelische Kirche stark beschädigt. 
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Keine besonderen Ereignisse.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
 v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
1)

 

Der bulgarische Heeresbericht:

Jagdflieger 1. Weltkrieg: Leutnant v. Eschwege
Leutnant v. Eschwege

Sofia, 31. März. 
Mazedonische Front: 
An der ganzen Front nur schwaches Artilleriefeuer und ziemlich lebhafte Fliegertätigkeit auf beiden Seiten. Leutnant Eschwege brachte nördlich von Xanti im Luftkampf einen feindlichen Flieger zum Absturz, und südlich vom Dojransee schoß ein deutsches Fliegergeschwader einen englischen Fesselballon ab. An der rumänischen Front Ruhe.

 

Amerika vor der Entscheidung

Washington, 31. März. (Reuter.)
Das Kabinett hielt noch eine letzte Sitzung vor der Sondersession des Kongresses am Montag ab. Bei Schluß der Sitzung war in gutunterrichteten Kreisen der Eindruck allgemein, daß die Vereinigten Staaten bereit seien, in den Krieg gegen Deutschland einzutreten. Es kann zuverlässig mitgeteilt werden, daß die amtlichen Kreise mit Rücksicht auf die letzte Rede des deutschen Reichskanzlers keinen anderen Weg für das Land offen sehen.
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Erfolge eines deutschen Hilfskreuzers im südlichen Atlantischen Ozean

New York, 31. März. (Reuter.)
Ein Telegramm aus Rio de Janeiro besagt, daß die französische Bark "Cambronne" mit 200 englischen, französischen und italienischen Matrosen angekommen ist. Sie gehören zu den Besatzungen von Schiffen, die von einem deutschen Kaperschiff bei Trinidad versenkt worden sind. Dieses Schiff wird als Segelschiff mit Gasolinmaschine geschildert.

New York, 31. März. (Reuter.)
Nach einem Telegramm aus Rio de Janeiro ist die "Cambronne" am 7. März dem deutschen Schiff in 21 Grad westlicher Länge und 7 Grad südlicher Breite begegnet. Das Schiff hatte Minen an Bord, woraus sich erklärt, daß in der letzten Zeit so viele Schiffe an der brasilianischen Küste vernichtet wurden, und war außerdem mit zwei 105-Millimeter-Kanonen und 16 Maschinengewehren bewaffnet. Das Schiff hat drei Masten und eine drahtlose Station. Kommandant war Graf Luckner. Nach Aussagen der in Rio gelandeten Mannschaften ist das Schiff am 22. Dezember unter Eskorte eines U-Bootes von Deutschland abgefahren. Es hieß "Seeadler", hatte Proviant für 18 Monate und einen großen Vorrat von Munition an Bord. Wenn ein Handelsschiff in Sicht kam, wurde die norwegische Flagge gehißt. Sie wurde durch die deutsche Kriegsflagge ersetzt, sobald die Boote nahe genug gekommen waren. In den Grund gebohrt sind unter anderen folgende Schiffe: "Gladys Royle" (3268 Tonnen), "Charles Gounod" (3100 Tonnen), "Rochefoucauld" (3150 Tonnen), "Rohmgoth" (5500 Tonnen) und "Hogarth" (1231 Tonnen). Das letztgenannte Schiff hatte versucht zu flüchten, hatte sich aber schließlich ergeben, nachdem vier Mann der Besatzung verwundet worden waren.
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Der 1. Weltkrieg im März 1917

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 6
Nationaler Verlag, Berlin (1917)

 

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