Der Weltkrieg am 29. März 1917

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Französische Gegenstöße abgewiesen

Großes Hauptquartier, 29. März. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Lebhafter Geschützkampf zwischen Lens und Arras, der auch nachts anhielt. 
In einem gestern vor Tagesanbruch sich entspinnenden Gefecht bei Croisilles und Ecoust-St. Mein (nordöstlich von Bapaume) verloren die Engländer außer zahlreichen Toten durch Vorstoß unserer Sicherungen 1 Offizier und 54 Mann als Gegangene. 
In der Champagne schlugen mehrere im Laufe des Tages unternommene Angriffe der Franzosen zur Wiedergewinnung der ihnen entrissenen Gräben verlustreich fehl. 
Auf dem linken Maas-Ufer vereitelte gestern unser Abwehrfeuer sich gegen die Höhe 304 vorbereitende französische Vorstöße; heute morgen scheiterte ein auf breiter Front vorbrechender Angriff im Feuer, an einer Stelle durch Gegenstoß. 
Östlich von Verdun schossen unsere Flieger 2 Fesselballons ab; in Luftkämpfen und durch Abwehrfeuer sind 4 Flugzeuge der Gegner zum Absturz gebracht worden.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Im wesentlichen Ruhe.
Mazedonische Front:
Die Lage ist unverändert.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
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Keine besonderen Ereignisse

Berlin, 29. März, abends. (Amtlich.)
Im Westen bei Regen, im Osten bei Tauwetter keine besonderen Ereignisse. In Mazedonien nichts Neues.
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Nationalität und Ladung der im Februar versenkten Schiffe

Berlin, 29. März. (Amtlich.)
Im Monat Februar sind, wie am 17. März bekanntgegeben, insgesamt 368 Handelsschiffe mit 781500 Brutto-Registertonnen durch kriegerische Maßnahmen der Mittelmächte vernichtet worden. Davon waren 292 Schiffe feindlicher Flagge, und zwar 169 englisch, 47 französisch, 28 italienisch, 8 russisch, 4 belgisch, 2 portugiesisch, 1 japanisch.
Bei 33 Schiffen konnten Namen und Nationalität nicht festgestellt werden; mindestens 20 davon müssen als englischer Nationalität angenommen werden, so daß der englische Verlust an Schiffsraum im Februar auf rund 500000 Tonnen geschätzt werden kann.
Von den 75 neutralen Schiffen waren 38 norwegisch, 14 niederländisch, 8 griechisch, 7 schwedisch, 3 spanisch, 3 amerikanisch und 1 peruanisch.
Von dem gesamten im Februar versenkten Handelsschiffsraum von 781 500 Brutto-Registertonnen konnten die Ladungen bei 475000 Brutto-Registertonnen nicht festgestellt werden, die verbleibenden 306500 Brutto-Registertonnen enthielten unter anderem folgende Ladungen nach Art und Menge: 49000 Tonnen Kriegsmaterial, 91500 Tonnen Kohlen, 16000 Tonnen Öl und Petroleum, 16800 Tonnen Salpeter, 4800 Tonnen Eisen, 11300 Tonnen Erze, 550 Tonnen Metall, 90000 Tonnen Getreide, 14800 Tonnen sonstige Lebensmittel, 8700 Tonnen Viehfutter, 36500 Kubikmeter Holz, 23100 Tonnen verschiedene Ladungen, darunter 1500 Ballen Felle, außerdem an Stückgut etwa 15000 Tonnen Schwergut und 70000 Kubikmeter Maßgut, ferner 300 Pferde und 3 Millionen Mark Gold.
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Gesunkene britische Zerstörer

Berlin, 29. März.
Eines unserer kürzlich zurückgekehrten U-Boote hat vor einigen Wochen westlich Inner Gabbard Wrackteile gefunden, die von einem kurz vorher gesunkenen Schiffe stammten. Eine Boje trug den Namen "Manly". ("Manly" ist ein im Jahre 1914 vom Stapel gelaufener Zerstörer von 1000 Tonnen.)
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Der Reichskanzler über die Kriegslage

v. Bethmann Hollweg
v. Bethmann Hollweg

Berlin, 29. März.
Im Reichstage hielt bei der Beratung über den Etat des Reichskanzlers und des Auswärtigen Amts der Reichskanzler v. Bethmann Hollweg eine Rede, in der er n. a. sagte: Uns ist die Stellung zu den russischen Vorgängen klar vorgezeichnet. Wir werden auch weiterhin den Grundsatz verfolgen, uns in die inneren Verhältnisse anderer Länder nicht einzumischen. Wie sich das russische Volk sein Haus einrichtet, ist ausschließlich seine eigene Angelegenheit (Sehr richtig!), in die wir uns nicht einmengen. Das einzige, was wir wünschen, ist, daß sich in Rußland Zustände entwickeln möchten, die es zu einem festen und gesicherten Bollwerk des Friedens machen. (Beifall.) Trägt die Neuordnung der Dinge dazu bei, die Wiederannäherung der beiden, auf gute Nachbarschaft angewiesenen Völker zu erleichtern, so begrüßen wir das mit Freuden. (Beifall) Wir begehren nichts anderes, als möglichst bald wieder in Frieden mit ihm zu leben (Beifall), in einem Frieden, der auf einer für alle Teile ehrenvollen Grundlage aufgebaut ist. (Lebhafter Befall.) England hat seine ungesetzliche und nicht zu verteidigende Blockadepolitik nicht nur nicht aufgegeben, sondern andauernd verschärft, es hat in der Gemeinschaft mit seinen Verbündeten unser Friedensangebot hochmütig abgelehnt und Kriegsziele proklamiert, die aus unsere und unserer Verbündeten Vernichtung hinauslaufen. Da haben wir zum unbeschränkten U-Boot-Krieg gegriffen und zu ihm greifen müssen. Sieht das amerikanische Volk hierin einen Grund, dem deutschen Volke, mit dem es 100 Jahre in Frieden gelebt hat, den Krieg zu erklären, und will es dadurch das Blutvergießen verlängern, wir sind es nicht, die die Verantwortung dafür tragen. (Sehr gut!) Das deutsche Volk, das gegenüber Amerika weder Haß noch Feindschaft empfindet, wird es auch zu ertragen und zu überwinden wissen. (Lebhafter Beifall.) Die chinesische Regierung hat ihre Beziehungen zu uns abgebrochen, der chinesische Gesandte hat seine Pässe verlangt. Unsere Beziehungen zu China sind stets der freundschaftlichsten Natur gewesen, und wenn sie jetzt ein Ende gefunden haben, so brauche ich Ihnen nicht zu sagen, daß hier nicht ein freier Entschluß der chinesischen Regierung vorliegt (Zustimmung), sondern daß sie unter dem Druck unserer Gegner gehandelt hat.
Den Heeresberichten über die militärische Lage habe ich wenig hinzuzufügen. An unserer Ostfront kommen größere Operationen zurzeit nicht in Frage. Schon die Jahreszeit und die grundlosen Wege würden eine größere Offensive verhindern. An der Westfront verlaufen die ausweichenden Bewegungen planmäßig und führen zu einer täglich wachsenden Operationsfreiheit. Das ganze Volk wird dafür unseren Truppen und der genialen Führung des Feldmarschalls Hindenburg und des Generals Ludendorff seinen Dank wissen. (Stürmischer Beifall.) Alle anderen Fronten halten wir mit unverminderter Zähigkeit. Beweis dafür liefert die mazedonische Front, wo bulgarische und deutsche Truppen sich in der Abwehr der Angriffe größten Stils in glänzender Form gezeigt haben. Über den U-Boot-Krieg hat der Staatssekretär des Reichsmarineamts, soviel ich unterrichtet bin, heute morgen im Hauptausschuß eingehende Ausführungen gemacht. Ich will meinerseits nur hinzufügen, daß der U-Boot-Krieg sich im März ebenso günstig entwickelt hat wie im Februar. (Beifall.)
Der Reichskanzler sagte dann u. a. noch: Was Ihnen auf der Linken ja besonders angelegen ist, worum sich für Sie alles dreht, ist die Reform des preußischen Wahlrechts. Und Sie verlangen, daß ich sofort die Reform in Angriff nehme. Soll ich einen Wahlkampf hervorrufen, wenn die große Zahl der Wähler draußen im Schützengraben ist? Mir wäre es am liebsten, wenn ich die Reform morgen machen könnte. Aber in diesem Moment, wo der Krieg auf den Höhepunkt gestiegen ist, wo es sich darum handelt, alle letzten Kräfte heranzuholen, da muß ich ganz nüchtern abwägen, ob die Vorteile einer sofortigen Inangriffnahme einer solchen Aktion größer sind als die Nachteile, die unbedingt mit ihr verbunden sind.
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Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Sturmerfolg auf der Karst-Hochfläche

Wien, 29. März. 
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Außer reger Tätigkeit unserer Erkundungsabteilungen nichts zu melden.
Italienischer Kriegsschauplatz: 
Auf der Karst-Hochfläche drangen Sturmpatrouillen des Infanterieregiments Nr. 64 westlich von Jamiano in die feindlichen Gräben ein, machten 20 Gefangene und erbeuteten 2 Maschinengewehre. 
Unsere Flieger warfen auf die italienischen Lager bei Podsabotin Bomben ab.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Unverändert.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
 v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
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Der türkische Heeresbericht:

Die englische Niederlage bei Gaza

Konstantinopel, 29. März. (Amtlicher Bericht vom 29. März.)
Sinai-Front: Unsere Truppen schlugen die Nachhut der Engländer bis südlich Wadi-Gaza, 7 Kilometer südlich von Gaza, zurück. Die feindlichen Hauptkräfte zogen sich weiter zurück.

  Der Stellvertretende Oberbefehlshaber. 1)

 

Der 1. Weltkrieg im März 1917

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 6
Nationaler Verlag, Berlin (1917)

 

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