Der Weltkrieg am 27. März 1917

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Sturmerfolg bei Baranowitschi

Großes Hauptquartier, 27. März. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Infolge regnerischen Wetters blieb an der ganzen Front die Kampftätigkeit gering. 
An den von Bapaume nach Nordosten führenden Straßen kam es zu Gefechten in der Vorpostenlinie von Noreuil-Lagnicourt, ebenso bei Equancourt nordöstlich von Péronne. Roisel, am Colognebach, ist nach mehrmals vergeblichem Vorstoß vom Feinde besetzt worden. 
In den Waldungen zwischen Oise und Coucy le Château trafen stärkere französische Kräfte auf unsere Sicherungen, die dem Gegner Verluste beibrachten und dann vor drohender Umfassung Raum gaben. 
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Front des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern: 
Unternehmungen unserer Stoßtrupps bei Illuxt brachten in den beiden letzten Tagen 30 Gefangene ein; gleich viele Russen mit 1 Maschinengewehr wurden gestern bei Smorgon aus den feindlichen Gräben geholt. 
Südöstlich von Baranowitschi gelang ein gut angelegter und kraftvoll durchgeführter Vorstoß. Die auf dem Westufer der Schtschara gelegenen russischen Stellungen zwischen Darowo und Labury wurden gestürmt. Über 300 Russen gefangen, 4 Maschinengewehre und 7 Minenwerfer erbeutet. 
Westlich von Luck, nördlich der Bahn Zloczow-Tarnopol und bei Brzezany griffen nach heftigen Feuerwellen russische Bataillone an; sie sind verlustreich abgewiesen worden. 
Front des Generalobersten Erzherzogs Joseph: 
Südlich des Trotusul-Tales vereitelte unser Abwehrfeuer einen sich vorbereitenden Angriff; gegen den Magyaroskamm vordringende russische Kräfte wurden zurückgeschlagen.
Mazedonische Front: 
Nordwestlich von Monastir haben die Franzosen erneut angegriffen. Mehrere starke Vorstöße schlugen im Nahkampf fehl. Westlich von Trnova hat der Feind in einem schmalen Grabenstück Fuß gefaßt.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
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Keine besonderen Ereignisse

Berlin, 27. März, abends. (Amtlich.)
Von den Fronten sind bisher keine besonderen Ereignisse gemeldet.
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Die wachsenden Schwierigkeiten des feindlichen Nachrückens

Berlin, 27. März.
In dem von den Deutschen geräumten Gelände kommen Engländer und Franzosen nur im langsamsten Tempo vorwärts. Hinter ihnen wie vor ihnen häufen sich die Schwierigkeiten. Geschütze und Bagagewagen bleiben stecken und halten dadurch ganze Kolonnen auf, die langsam im Morast zu versinken beginnen und nur durch unerhörte Anstrengungen wieder flott gemacht werden können. Die Truppen, die nirgends Unterkunft finden, werfen sich abends trotz Nässe und Kälte erschöpft zum Schlaf in den morastigen Grund. Nach den Gefangenenaussagen ist die Stimmung der Leute, die hofften, endlich aus dem Schlamm der Somme-Stellung heraufzukommen, verzweifelt. An der Front aber macht sich der deutsche Widerstand immer stärker geltend. Dabei sind diese Nachhuten jedoch nie zu fassen. Nachdem sie den Engländern bei Lagnicourt und Roisel verlustreichen Aufenthalt bereitet und sie aus beiden Dörfern mehrmals wieder hinausgeworfen hatten, gaben sie nach, sobald starke Kräfte nach ausgiebiger Artillerievorbereitung mit Unterstützung einer Anzahl Panzerkraftwagen zum Angriff vorgingen. Südlich der Somme ist die Lage unverändert, da die Franzosen seit dem deutschen Gegenstoß bei Seraucourt am 25. März sich nicht weiter vorwagten. Hier gemachte Gefangene, deren Zahl sich auf 120 erhöhte, sagten aus, daß die Angriffsziele am 25. März erheblich weiter gesteckt waren, als sie bis heute erreicht sind.
An der Ostfront herrscht Tauwetter. Die Sicht klärte etwas aus, und infolge vielfacher Vorstöße der Russen war die Kampftätigkeit lebhafter als bisher. Jedoch die Angriffe gegen die am 8. März von den Verbündeten eroberte Magyaros-Stellung, wo nach vierstündiger Artillerievorbereitung drei angreifende russische Bataillone schwerste Verluste erlitten, scheiterten, ebenso wie ein Sturm bei Brzezany und Vorstöße nördlich Zloczow-Tarnopol und westlich Luck. Dagegen gelang der deutsche Vorstoß an der Schtschara, der nicht unerhebliche Beute an Gefangenen, Maschinengewehren und Minenwerfern einbrachte.
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Beschießung von Dünkirchen durch deutsche Torpedoboote

Berlin, 27. März. (Amtlich.) 
Einer unserer Torpedobootsverbände hat in der Nacht vom 25. zum 26. März die Anlagen des Kriegshafens Dünkirchen auf nahe Entfernung mit etwa 200 Schuß beschossen. Feindliche Seestreitkräfte wurden nirgends angetroffen. Unsere Boote sind unbehelligt wieder eingelaufen. 

 Der Chef des Admiralstabs der Marine. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Erfolgreicher Vorstoß im Görzischen

Wien, 27. März. 
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen:
Keine besonderen Ereignisse.
Heeresfront des Generalobersten Erzherzogs Joseph: 
Südlich des Czobanyostales griff der Feind gestern die Magyarosstellungen mit starker Artillerieunterstützung an. Er wurde teils durch Feuer, teils im Nahkampf abgeschlagen. Südlich des Sultatales erstickte unser Geschützfeuer einen russischen Angriffsversuch.
Heeresfront des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern: 
Südöstlich von Brzezany, bei Olejow und westlich von Luck stieß der Feind ohne Erfolg gegen unsere Linien vor; er erlitt starke Verluste. Im Raume von Baranowitschi wurde er durch Überfall aus seinen Stellungen westlich der Schtschara geworfen, wobei er neben schwerer blutiger Einbuße über 300 Mann an Gefangenen verlor.
Italienischer Kriegsschauplatz: 
Im Görzischen drangen Abteilungen unseres Infanterieregiments Nr. 100 mit kräftiger Artillerieunterstützung von Biglia in die feindlichen Stellungen ein, nahmen 9 Offiziere und 306 Mann gefangen, erbeuteten 1 Maschinengewehr und 1 Minenwerfer und behaupteten sich gegen mehrere Gegenangriffe. Auf dem Plöckenpasse wurden die Italiener aus dem Finanzwachthause vertrieben, das Gebäude flog in die Luft, nachdem es von unserer Patrouille durchsucht und verlassen worden war. 
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Lage in Albanien unverändert.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
 v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
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Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 27. März. 
Tigrisfront: Infolge des im gestrigen Generalstabsbericht gemeldeten Gegenangriffs unserer auf dem linken Tigrisufer operierenden Truppen wurde eine feindliche Abteilung gezwungen, sich zurückzuziehen, wobei sie schwere Verluste erlitt. Im Verlauf dieser Operation machten wir 180 Gefangene, die der dritten Division Lahore angehörten und erbeuteten 6 Maschinengewehre, 3 automatische Gewehre und eine große Menge Handgranaten und Infanteriemunition. 
Sinaifront: Es wurde festgestellt, daß der Feind beabsichtigte, einen Angriff auszuführen. 
Am 26. März zweieinhalb Uhr nachmittags wurden auf dem Schwarzen Meer 6 Schiffe, 3 Torpedoboote, 2 Fliegerschiffe und 1 kleiner feindlicher Hilfskreuzer sowie 3 Wasserflugzeuge wahrgenommen in einer Entfernung von etwa 40 Kilometern von der Küste. Ein Flieger warf erfolglos drei Bomben auf das freie Gelände westlich des Terkossees. Unsere Land- und Seeflieger stiegen zum Kampf auf und warfen Bomben auf die feindlichen Fliegerschiffe. Die Wirksamkeit dieser Bomben wurde von zahlreichen Stellen aus beobachtet. In dem Luftkampf, der darauf zwischen unseren und den feindlichen Fliegern stattfand, erlangten unsere Flugzeuge eine überlegene Stellung über ihre Gegner, zwangen sie durch ihr Maschinengewehrfeuer, sich von ihrem Flugzeugmutterschiff zu entfernen und nötigten sie zu einem jähen Niedergang auf das Meer. Unsere sämtlichen Flugzeuge kehrten unbeschädigt zurück, nachdem sie das lebhafte, von den Schiffen gegen sie gerichtete Artilleriefeuer durch ihre Bombenwürfe zum Schweigen gebracht hatten.

 

Zwei britische Zerstörer gesunken

London, 27. März.
Die Admiralität gibt bekannt:
Ein britischer Torpedobootszerstörer stieß kürzlich im Kanal auf eine Mine und sank. 4 Offiziere und 17 Mann wurden gerettet. Ein anderer Zerstörer stieß heute mit einem Dampfer zusammen und sank. Bei dem Zusammenstoß verlor ein Mann sein Leben; sonst keine Verluste.
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Der 1. Weltkrieg im März 1917

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 6
Nationaler Verlag, Berlin (1917)

 

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