Der Weltkrieg am 21. Februar 1917

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Vergebliche Erkundungsvorstöße der Engländer

Großes Hauptquartier, 21. Februar. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Trübes Wetter und Regen hielten die Kampftätigkeit in mäßigen Grenzen. 
Südöstlich von Ypern und beiderseits des Kanales von La Bassée schlugen Erkundungsvorstöße der Engländer, bei Flirey, zwischen Maas und Mosel Teilangriffe der Franzosen fehl. 
Bei Wegnahme des Stützpunktes südlich von Le Transloy am 19. sind 2 Offiziere und 36 Engländer gefangen, 3 Maschinengewehre erbeutet worden. 
Östlicher Kriegsschauplatz: 
In einzelnen Frontabschnitten, vornehmlich in den Waldkarpathen und beiderseits des Oitoz-Tales Artilleriefeuer und Vorfeldgefechte. 
Mazedonische Front: 
Lebhaftem Feuer zwischen Wardar und Dojransee folgten abends Vorstöße englischer Abteilungen, die abgewiesen wurden. 

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
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Keine wesentlichen Ereignisse

Berlin, 21. Februar, abends. (Amtlich.)
Auf den Kriegsschauplätzen keine wesentlichen Ereignisse.
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36 Schiffe von zwei U-Booten versenkt

Berlin, 21. Februar.
Zwei heute zurückgekehrte U-Boote haben 24 Dampfer, 3 Segler und 9 Fischerfahrzeuge versenkt. Unter anderem hatten geladen: Schiffe von 9100 Brutto-Registertonnen Kohlen, von 3000 Brutto-Registertonnen Eisenerz, von 3500 Brutto-Registertonnen Lebensmittel (etwa die Hälfte davon Butter und Margarine), von 2200 Brutto-Registertonnen Weizen und Heu, ein Dampfer von 2700 Brutto-Registertonnen Kriegsmaterial nach Italien, von 400 Brutto-Registertonnen Zinn, von 800 Brutto-Registertonnen Stückgut, von 300 Brutto-Registertonnen Hufeisen. Ferner befand sich unter den versenkten Schiffen ein Tankdampfer von 7000 Brutto-Registertonnen. Ein Geschütz wurde erbeutet.
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Staatssekretär v. Capelle über den Erfolg des verschärften Tauchbootkrieges

(Die Erwartungen der Marine übertroffen)

v. Capelle

Berlin, 21. Februar.
Der Hauptausschuß des Reichstages ist heute vormittag Zusammengetreten. Der Staatssekretär des Reichsmarineamts erklärte, er könne, obgleich eine Reihe von Unterseebooten, entsprechend ihrem großen Aktionsradius und den ihnen erteilten Anweisungen, von ihrer Steife noch nicht in ihre Ausrüstungshäfen zurückgekehrt sind, schon jetzt versichern, daß das Ergebnis die von der Marine gehegten Erwartungen übertreffe. Sehr erfreulich sei, daß keine Veranlassung vorliege, mit dem Verlust auch nur eines Bootes seit Beginn des uneingeschränkten U-Boot-Krieges zu rechnen. Die Abwehrmaßnahmen, von denen in der englischen Presse und im englischen Parlament soviel Wesens gemacht werde, hielten sich nach den Meldungen der zurückgekehrten U-Boote in normalen Grenzen. In der Nordsee herrsche so gut wie kein Schiffsverkehr. Die neutrale Schiffahrt sei offenbar so gut wie eingestellt. Zusammengefaßt könnte die Marine mit der größten Zuversicht der weiteren Entwickelung des U-Boot-Krieges entgegensehen. Die Erwartungen, die das deutsche Volk an ihn knüpfe, seien durch die bisherigen Ergebnisse voll gerechtfertigt worden.
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Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Der Artilleriekampf im Küstenland

Wien, 21. Februar. 
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz:
Keine besonderen Ereignisse.
Italienischer Kriegsschauplatz: 
Der Artilleriekampf an der küstenländischen Front war nachmittags wieder recht lebhaft. Nachts warf ein feindliches Luftfahrzeug auf unsere Karst-Stellungen und auf einige Ortschaften ohne jede Wirkung Bomben ab. Im Judicarienabschnitte holte unser Maschinengewehrfeuer ein italienisches Flugzeug östlich vom Monte Cadria herunter. Der Führer ist tot, der Beobachter schwer verletzt.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
 v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
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Der bulgarische Heeresbericht:

Sofia, 21. Februar. 
Mazedonische Front: 
Zwischen Wardar und Dojransee lebhaftes Artilleriefeuer, das namentlich in der Umgegend von Matschukowo gegen Mitternacht sehr lebhaft wurde, wo feindliche Infanterieabteilungen vorzurücken versuchten, aber durch Sperrfeuer angehalten wurden. Auf dem übrigen Teile der Front schwache Artillerietätigkeit. Längs der Südabhänge der Belasitza Planina und in der Ebene von Serres zerstreuten wir durch Feuer feindliche Patrouillen. Ein feindliches Flugzeug warf wirkungslos Bomben auf den Bahnhof von Oktschylar. 
Rumänische Front: 
Östlich von Tulcea Infanterie- und Maschinengewehrfeuer auf beiden Seiten des St. Georg-Armes.

 


Der Hafen von Archangelsk

Die Munitionsexplosion in Archangelsk

Kopenhagen, 21. Februar.
Das Blatt "Haparanda Nieten" erfährt, wie "Politiken" meldet, daß die Munitionsexplosion in Archangelsk am 27. Januar eine furchtbare Katastrophe war, die Tausende von Menschenopfern forderte. Das Blatt schreibt: Nach den Berichten von Augenzeugen wurde am 27. Januar vormittags das größte Munitionslager der Welt in die Luft gesprengt. Die Katastrophe hatte vollständig den Charakter eines Erdbebens. Die Vorräte an Munition und Kriegsmaterial hatten ein Fläche von zwei Kilometern Länge und einem Kilometer Breite bedeckt. Die Explosionen folgten einander Schlag auf Schlag. Bei der ersten wurde bereits die zwei Kilometer entfernt liegende Eisenbahnstation zerstört. Der Materialschaden wird auf mehrere hundert Millionen Rubel veranschlag.. Die allgemeine Auffassung geht dahin, daß die Katastrophe nicht durch Fahrlässigkeit verursacht worden ist, sondern daß es trotz der strengsten Bewachung Personen gelungen war, eine Höllenmaschine in das Lager einzuschmuggeln. Bisher wurden gegen 100 Finnen unter dem Verdacht der Teilnahme verhaftet.
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Verschärfung der englischen Seesperre

Amsterdam, 21. Februar.
Aus London wird amtlich gemeldet:
Infolge der am 1. Februar von Deutschland angekündigten Verschärfung des Unterseekrieges hat Seine Majestät der König von Großbritannien und Irland nachfolgende Vorschriften über die englische Seesperre erlassen:
"Alle Schiffe, die nach oder von einem Hafen fahren, von wo aus es möglich ist, feindliches Gebiet zu erreichen, ohne einen englischen oder einen Hafen eines verbündeten Landes anzulaufen, werden so behandelt, als beförderten sie Güter des Feindes oder Güter mit feindlicher Bestimmung und werden daher aufgebracht und gegebenenfalls vor ein Prisengericht gestellt.
Ein Schiff, das Güter mit feindlicher Bestimmung oder von feindlichem Ursprung befördert, setzt sich der Beschlagnahme und der Verurteilung aus. Wenn es jedoch einen englischen oder einen Hafen eines verbündeten Landes anläuft, um sich untersuchen zu lassen, so wird die Ladung nicht ohne weiteres auf die einfache Vermutung hin für verfallen erklärt, daß sie für den Feind bestimmt ist oder von ihm herrührt. Alle Güter, bei denen sich nach Untersuchung ergeben sollte, daß sie eine feindliche Bestimmung haben oder von feindlicher Herkunft sind, sind der Verurteilung ausgesetzt."
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Der 1. Weltkrieg im Februar 1917

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 6
Nationaler Verlag, Berlin (1917)

 

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