Der Weltkrieg am 22. November 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

Der deutsche Heeresbericht:

Der Einzug der deutschen Truppen in Craiova 

Großes Hauptquartier, 22. November. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Nebliges Wetter hinderte großenteils die Gefechtsmäßigkeit. 
Südlich des La Basseée-Kanals drangen Patrouillen des anhaltischen Infanterieregiments Nr. 73 und des Magdeburgischen Pionierbataillons Nr. 4 in die englischen Gräben ein und brachten nach Zerstörung der Verteidigungsanlagen über 20 Gefangene und 1 Maschinengewehr zurück. Auch im Somme-Gebiet blieb das Artilleriefeuer tagsüber gering und verstärkte sich abends nur auf beiden Ancre-Ufern und am St.-Pierre-Vaast- Walde. Ein Angriff der Engländer nordwestlich von Serre brach in unserem Abwehrfeuer zusammen. 
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Südwestlich von Riga holten Stoßtruppen deutschen Landsturms aus der russischen Stellung ohne eigenen Verlust 33 Gefangene und 2 Maschinengewehre. 
Im übrigen vom Meer bis zum Karpathenkamme bei Kronstadt (Brasso) keine größeren Gefechtshandlungen. Nördlich von Campolung wiederholten sich die vergeblichen rumänischen Angriffe gegen die deutsche und österreichisch-ungarische Front. An der Roten Turm Paßstraße und in den Seitentälern des Alt wurde kämpfend Boden gewonnen. Widerstand des geschlagenen Gegners durch Bajonettangriff und Attacke schnell brechend, drangen vormittags von Norden west- und ostpreußische Infanterie, von Westen her Eskadrons Ihrer Majestät Kürassierregiment Königin als erste deutsche Truppe in Craiova ein. 
Balkan-Kriegsschauplatz: 
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen: 
In der Dobrudscha nahe der Küste Vorfeldgefechte, an der Donau stellenweise Artilleriefeuer. 
Mazedonische Front: 
Zwischen Ochrida- und Prespasee, sowie in der Ebene von Monastir kamen Vortruppen der Entente in den Bereich der deutsch-bulgarischen Stellungen. Östlich von Paralova gewannen unsere Gardejäger eine Höhe zurück und hielten sich gegen mehrere starke Angriffe.

Der Erste Generalquartiermeister.
 Ludendorff. 1)

 

Feindliche Angriffe nördlich Monastir gescheitert

Berlin, 22. November, abends. 
Im Somme-Gebiet nichts von Bedeutung. 
Bei Orsova Fortschritte. 
Nordöstlich Monastir scheiterten Ententeangriffe an deutsch-bulgarischer Front.
1)

 

Einführung der Zivildienstpflicht

Berlin, 22. November.
Dem Reichstage ist der Entwurf eines Gesetzes betreffend den vaterländischen Hilfsdienst zugegangen. Der Entwurf bestimmt in der Hauptsache: Jeder männliche Deutsche vom vollendeten 17. bis zum vollendeten 60. Lebensjahre, soweit er nicht zum Dienste in der bewaffneten Macht einberufen ist, ist zum vaterländischen Hilfsdienst während des Krieges verpflichtet. Als vaterländischer Hilfsdienst gilt außer dem Dienste bei Behörden und behördlichen Einrichtungen insbesondere die Arbeit in der Kriegsindustrie, in der Landwirtschaft, in der Krankenpflege und in kriegswirtschaftlichen Organisationen jeder Art sowie in sonstigen Betrieben, die für Zwecke der Kriegführung oder Volksversorgung unmittelbar oder mittelbar von Bedeutung sind. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Wien, 22. November. 
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Krajova ist nach kurzem Kampf genommen worden. Beiderseits des Olt- (Alt-) Flusses wichen die Rumänen weiter zurück. Nördlich von Campolung blieben alle Anstrengungen des Feindes, durch erbitterte Angriffe Erfolg zu erringen, abermals ergebnislos.
Italienischer und südöstlicher Kriegsschauplatz:
Unverändert.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
 v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
1)

 

Der bulgarische Heeresbericht:

Erbitterte feindliche Angriffe im Cerna-Bogen gescheitert

Sofia, 22. November. (Amtlicher Heeresbericht.)
An der mazedonischen Front zwischen Ochrida- und Prespa-See Gefechte zwischen Vorposten. Feindliche, nördlich von Bitolia vorrückende Infanterie wurde zurückgeworfen. Im Cerna-Bogen scheiterten alle erbitterten Angriffe des Feindes auf Höhe 1050 östlich von Paralovo an dem hartnäckigen Widerstand deutscher Gardejäger. Südlich von Bitolia wurde durch unser Artilleriefeuer ein feindliches Flugzeug abgeschossen, das in Flammen hinter den feindlichen Linien niederfiel. Auf beiden Seiten des Wardar, am Fuße des Belasica Planina und an der Struma-Front schwaches Artilleriefeuer. An der Küste des Ägäischen Meeres Ruhe.
Rumänische Front:
Längs der Donau in einigen Abschnitten nur Infanterie- und Artilleriefeuer. Die Rumänen versenken ihre Boote auf der Donau. Sie zerstörten die Brücke bei dem Hafen Corabia. In dieser Stadt legten sie Feuer an die Patronenlager.
In der Dobrudscha schwache Artillerietätigkeit und Vorpostengefechte auf unserm rechten Flügel. An der Küste des Schwarzen Meeres Ruhe.

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 22. November. 
Amtlicher Bericht vom 22. November: 
Tigrisfront: Unsere Flugzeuge zwangen feindliche Flugzeuge, die unsere Stellungen überflogen, zur Flucht. Wir zwangen ein feindliches Flugzeug zu landen. Zwei andere Flugzeuge, die Le Chate (?) überflogen, warfen Bomben auf die Bevölkerung der Umgebung.
Persische Front: Wir zogen in das Dorf Mihr Abad, 30 Kilometer nordöstlich von Bidjar, ein. Kaukasusfront: Auf dem rechten Flügel Ruhe. Im Zentrum und auf dem linken Flügel schlugen wir Überfälle des Feindes mit Verlusten für ihn ab.

 

Ein britisches Hospitalschiff gesunken

London, 22. November. (Reuter-Meldung.)
Die Admiralität teilt mit, daß das britische Hospitalschiff "Britannic" (47 500 Brutto-Registertonnen) am Morgen des 21. November im Zea-Kanal (Ägäisches Meer) durch eine Mine oder einen Torpedo zum Sinken gebracht worden ist. Es wurden 1106 Personen gerettet, von denen 28 verletzt sind. Man glaubt, daß 50 Personen ums Leben gekommen sind.
1)

 

Der 1. Weltkrieg im November 1916

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TEXTQUELLEN:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen
Nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus
5. Band
Nationaler Verlag, Berlin SW 68
(1917)

 

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