Der Weltkrieg am 28. Oktober 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

Der deutsche Heeresbericht:

Hastiger Rückzug des Gegners in der Dobrudscha 

Französische Angriffe beiderseits Douaumont zusammengebrochen 

Großes Hauptquartier, 28. Oktober. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht: 
Auf dem Nordufer der Somme haben gestern die Infanteriekämpfe wieder eingesetzt. Starke Artillerievorbereitung ging den Angriffen voran, zu denen die Engländer über die Linie Gueudecourt-Lesboeufs, die Franzosen anschließend aus der Gegend von Morval in den Abendstunden vorbrachen. Unsere Truppen haben die verbündeten Gegner durch Artillerie- und Maschinengewehrfeuer, nordöstlich von Morval auch mit der blanken Waffe blutig zurückgewiesen. Die Stellungen sind restlos behauptet. 
Heeresgruppe Kronprinz: 
Auch östlich der Maas spielten sich erneut schwere, für uns erfolgreiche Kämpfe ab. Nach heftigem Artilleriefeuer stürmten aus dem Thiaumontwalde, beiderseits Fort Douaumont und im Fuminwalde starke französische Kräfte zu Angriffen vor, die sämtlich vor unseren Stellungen für den Gegner verlustreich zusammenbrachen.
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Front des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern: 
Nach zweitägigem Wirkungsfeuer gegen den Abschnitt westlich von Luck griff der Russe gestern bei Zaturcy an. Der Angriff scheiterte vollkommen und unter schweren Verlusten für den Feind. 
Front des Generals der Kavallerie Erzherzogs Carl: 
Beiderseits von Dorna Watra drangen österreichisch-ungarische Truppen in die russischen Stellungen ein und nahmen mehrere Höhen im Sturm. 8 Offiziere und über 500 Mann wurden gefangen eingebracht. 
An der siebenbürgischen Ostfront dauern die Kämpfe in den Grenztälern an. Südlich von Kronstadt (Brasso) wurde von unseren verbündeten Truppen eine rumänische Höhenstellung in überraschendem Vorstoß genommen und der Erfolg in scharfem Nachdrängen bis ins Tal des Paraszuga erweitert. Im übrigen hat sich die Lage nicht wesentlich geändert. 
Balkan-Kriegsschauplatz: 
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen: 
In der nördlichen Dobrudscha fanden unsere verfolgenden Abteilungen bisher wenig Widerstand. Alle Anzeichen deuten auf hastigen Rückzug des Gegners. 500 Versprengte wurden gefangen, einige Munitionskolonnen und Bagagen erbeutet. 
Mazedonische Front: 
Serbische Angriffe gegen die deutsch-bulgarischen Stellungen im Ternabogen scheiterten ebenso wie Teilvorstöße des Gegners an den Osthängen der Moglena und südwestlich des Dojransees. An der Struma Patrouillengeplänkel, bei Orfano lebhafteres Artilleriefeuer.

Der Erste Generalquartiermeister.
 Ludendorff.
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Die russischen Verluste seit dem 1. Juni 1916

(Über 1¾ Million Mann)

Berlin, 28. Oktober.
Nach dem letzten Ausweis des Kiewer Zentraldienstes betragen die russischen Gesamtverluste seit dem 1. Juni 1916 an gefallenen, vermißten und verwundeten Mannschaften 1797522. Die Zahl der gefallenen, vermißten und verwundeten Offiziere beträgt 85981. Die Fliegerverluste erhöhten sich auf insgesamt 49, darunter zwei englische und ein französisches Flugzeug. Unter den neuerlich gefallenen Offizieren befinden sich die Namen von 2 Generalen, 6 Obersten als Brigadekommandeure und 8 Obersten und Oberstleutnants als Regimentskommandeure. Wieder am stärksten mitgenommen sind sibirische Korps und kaukasische Reiter.
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Generalfeldmarschall v. Hindenburg beim Kaiser in Berlin

Berlin, 28. Oktober.
Der Kaiser hörte heute im Schloß Bellevue den Vortrag des Chefs des Generalstabes, Generalfeldmarschalls v. Hindenburg.
Zur Frühstückstafel im Schloß Bellevue waren auch Generalfeldmarschall v. Hindenburg mit Gemahlin und Tochter geladen.
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Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Einbruch in die russische Front bei Dorna Watra 

Wien, 28. Oktober. 
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Heeresfront des Generals der Kavallerie Erzherzogs Carl: 
Die Kämpfe südlich Szurduk und des Vörös Toronyer (Roten Turm) Passes dauern an. Südöstlich von Predeal warfen österreichisch-ungarische und deutsche Truppen den Feind aus stark verschanzter Höhenstellung in das Paraszugatal hinab. 
An der ungarischen Ostgrenze wurden rumänische Gegenstöße abgeschlagen. Östlich von Dorna Watra brachen wir auf 4 km Frontbreite in die russischen Stellungen ein. Der Feind ließ 8 Offiziere, 514 Mann und 2 Maschinengewehre in unserer Hand. Seine Versuche, die ihm entrissenen Höhen zurückzugewinnen, blieben ohne Erfolg. 
Heeresfront des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern: 
Bei der Armee des Generalobersten v. Tersztyansky starker Geschützkampf. Ein vereinzelter russischer Vorstoß südlich Zaturcy wurde unter großen Feindverlusten abgeschlagen. 
Italienischer Kriegsschauplatz: 
Am Südflügel der küstenländischen Front dauern die Artillerie- und Minenwerferkämpfe fort. Feindliche Infanterie, die entlang der Straße von Oppacchiasella vorging, wurde durch unser Feuer rasch zur Umkehr gezwungen. In Tirol nimmt das feindliche Geschützfeuer stellenweise an Heftigkeit zu.
Südöstlicher Kriegsschauplatz: 
Bei unseren Truppen nichts Neues.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
 v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
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Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 28. Oktober. 
Die Blätter veröffentlichen über die hervorragende Beteiligung der türkischen Truppen an den Kämpfen in der Dobrudscha eingehende Berichte. Danach gelang es den Türken, obwohl sie auf der Linie Konstanza-Cernavoda russische Kräfte vor sich hatten, die vom 22. bis 25. Oktober jede Nacht Verstärkungen von je einer russischen Division erhielten und sodann noch durch die 8. rumänische Division verstärkt wurden, durch wirksames Artilleriefeuer den Widerstand zu brechen. Sie warfen sie schließlich durch einen heftigen Angriff, dem ein unerschrockener Bajonettangriff folgte, aus ihren stark befestigten Schützengräben. Trotz ihrer Ermüdung wiederholten die türkischen Truppen mit frischem Schwung den Angriff, verfolgten den Feind und zogen vormittags in die Stadt Medgidia ein. Es gelang ihnen, den Feind auf der ganzen Linie nördlich der Eisenbahn zu werfen. Ein anderer Teil der türkischen Truppen, der beauftragt war, dem in der Richtung Cernavoda noch Widerstand leistenden Feind auf den Fersen zu folgen, setzte mit den verbündeten Streitkräften während des ganzen 24. Oktober den Angriff fort, besetzte abends wichtige, östlich von Cernavoda gelegene Höhen und zog, nachdem es ihm gelungen war, in diesen Kämpfen 1 rumänische Fahne und 18 Maschinengewehre zu erbeuten und zahlreiche Gefangene zu machen, am Morgen des 25. Oktober mit den Verbündeten in Cernavoda ein.

 

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TEXTQUELLEN:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen
Nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus
5. Band
Nationaler Verlag, Berlin SW 68
(1917)

 

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