Der Weltkrieg am 18. September 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

Der deutsche Heeresbericht:

Siegreicher Gegenstoß an der Narajowka - 3500 Russen gefangen -
Fortdauer der gewaltigen Sommeschlacht

Großes Hauptquartier, 18. September. 
Westlicher Kriegsschauplatz. 
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht: 
Die gewaltige Sommeschlacht führte auf 45 Kilometer Front von Thiepval bis südlich von Vermandovillers zu äußerst erbitterten Kämpfen, die nördlich der Somme zu unseren Gunsten entschieden sind, südlich des Flusses die Aufgabe völlig eingeebneter Stellungsteile zwischen Barleux und Vermandovillers mit den Dörfern Berny und Deniecourt zur Folge hatten. Unsere tapferen Truppen haben glänzende Beweise ihrer unerschütterlichen Ausdauer und Opferfreudigkeit geliefert, ganz besonders zeichnete sich das westfälische Infanterieregiment Nr. 13 südlich von Bouchavesnes aus.
Starken feindlichen Luftgeschwadern warfen sich unsere Flieger entgegen und schossen in siegreichen Gefechten 10 Flugzeuge ab.
Heeresgruppe Kronprinz: 
Zeitweise lebhafter Feuerkampf im Maasgebiet. Östlich von Fleury vorgehende feindliche Abteilungen wurden zur Umkehr gezwungen.
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Front des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern:
Westlich von Luck verhinderten wir durch unser wirkungsvolles Sperrfeuer ein erneutes Vorbrechen des Feindes aus seinen Sturmstellungen gegen die Truppen des Generals von der Marwitz. Es kam nur nördlich von Szelwow zu einem schwächlichen Angriff, der leicht abgewiesen wurde. Viele Tausend gefallener Russen bedecken das Kampffeld vom 16. September. Zwischen dem Sereth und der Strypa endeten die wiederholten russischen Angriffe auf die Gruppe des Generals v. Eben mit einem in gleicher Weise verlustreichen völligen Mißerfolge wie am vorhergehenden Tage. 
Front des Generals der Kavallerie Erzherzogs Carl: 
In schweren Kämpfen haben sich türkische Truppen, unterstützt durch die ihnen verbündeten Kameraden, westlich der Zlota Lipa der Angriffe des überlegenen Gegners erfolgreich erwehrt. Eingedrungene feindliche Abteilungen sind wieder geworfen. Deutsche Truppen unter dem Befehl des Generals v. Gerok traten beiderseits der Narajowka zum Gegenstoß an, dem die Russen nicht standzuhalten vermochten. Wir haben den größten Teil des vorgestern verlorenen Bodens wieder in der Hand. Abgesehen von den hohen blutigen Verlusten hat der Feind über 3500 Gefangene und 16 Maschinengewehre eingebüßt. In den Karpathen sind russische Angriffe abgeschlagen. In Siebenbürgen sind südöstlich von Hötzing (Hatszeg) neue für uns günstige Kämpfe im Gange. Wir nahmen unter anderem 7 Geschütze.
Balkan-Kriegsschauplatz: 
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen: 
Nach dreitägigem Rückzuge vor den verfolgenden verbündeten Truppen haben die geschlagenen Russen und Rumänen in einer vorbereiteten Stellung in der allgemeinen Linie Rasova-Cobadinu-Tuzla bei neu herangeführten Truppen Aufnahme gefunden. Deutsche Bataillone sind längs der Donau südlich von Rasova bereits bis zur feindlichen Artillerie durchgestoßen, haben 5 Geschütze erbeutet und Gegenangriffe abgewiesen. 
Mazedonische Front: 
Mehrfache vereinzelte Angriffe des Gegners an der Front zwischen dem Prespasee und dem Vardar blieben ergebnislos. 

Der Erste Generalquartiermeister.
 Ludendorff.
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Neue U-Boot-Beute im englischen Kanal

Berlin, 18. September. 
Außer den in der Veröffentlichung vom 16. September bekanntgegebenen feindlichen und neutralen Handelsschiffen haben unsere Unterseeboote im englischen Kanal in der Zeit vom 3. bis 13. September weitere 20 feindliche und neutrale Handelsschiffe von insgesamt 36900 Bruttoregistertonnen versenkt, letztere, weil sie Bannware nach feindlichen Ländern führten und ihre Einbringung unmöglich war. Im ganzen sind demnach in der der Zeit vom 3. bis 13. September durch unsere U-Boote im englischen Kanal und im Atlantischen Ozean 53 Schiffe von insgesamt 74088 Bruttoregistertonnen vernichtet worden.
1)

 

Flugzeugerfolge an der flandrischen Küste

Berlin, 18. September. 
Deutsche Seeflugzeuge haben am 17. September mittags vor der flandrischen Küste stehende feindliche Seestreitkräfte ausgiebig mit Bomben belegt. Auf einem Flugzeugmutterschiff wurden einwandfrei Treffer beobachtet. Ein feindlicher Flieger wurde durch Abwehrfeuer verdrängt und zur Landung auf holländischem Gebiet gezwungen. 

Der Chef des Admiralstabs der Marine. 1)

 

Ein Tagesbefehl des deutschen Kronprinzen

Kronprinz Wilhelm
Kronprinz Wilhelm

Berlin, 18. September.
Der Kronprinz hat am 7. September den nachstehenden Armee-Tagesbefehl erlassen:
"Seine Majestät der Kaiser hat mir heute das Eichenlaub zum Orden Pour le mérite verliehen. Die Anerkennung die in dieser hohen Auszeichnung liegt, gilt nicht nur mir, sondern vor allem meiner braven Armee. Sie ist der Dank Seiner Majestät für das, was die Armee geleistet hat in den Kämpfen vor Verdun. Heute, da der Feldzug noch nicht zum Abschluß gebracht ist, läßt sich die Bedeutung dieser Schlachten, die seit dem 21. Februar fast ohne Unterbrechung getobt haben, ihr Einfluß auf den Gang des großen Krieges, den Deutschland umn seine Existenz zu führen gezwungen ist, noch nicht annähernd übersehen. Fest steht nur das eine, daß selten in der Kriegsgeschichte von einer Armee unter schwierigsten Verhältnissen so Gewaltiges verlangt und geleistet wurde an kühnem Wagemut im Angriff und an todesmutiger Widerstandskraft beim Festhalten des Erreichten. Kameraden, der großen Aufgabe, die uns gestellt war, habt Ihr Euch gewachsen gezeigt. Meines unauslöschlichen Dankes seit Ihr allezeit gewiß.

Der Oberbefehlshaber.
Wilhelm, Kronprinz des Deutschen Reiches und von Preußen." 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Die viertägige Schlacht auf dem Karst-Plateau

Zusammenbruch der italienischen Angriffe

Wien, 18. September. 
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Front gegen Rumänien: 
Südöstlich von Hatszeg (Hötzing) neue erfolgreiche Kämpfe. Es wurden gestern 7 rumänische Geschütze und mehrere Maschinengewehre eingebracht. Nordöstlich von Fogaras ist der Feind ohne Kampf in Köhalom (Reps) eingerückt. 
Heeresfront des Erzherzogs Carl: 
In den Karpathen griff der Feind zwischen der Dreiländerecke südwestlich von Dorna Watra und Hryniawa an zahlreichen Stellen an. Die verbündeten Truppen schlugen ihn überall zurück. Beiderseits der Lipnica Dolna führte ein Gegenangriff der dort kämpfenden deutschen Truppen fast zur völligen Wiedergewinnung der vorgestern vom Feinde genommenen Stellungen. Nordöstlich des eben genannten Ortes wehrten ottomanische Regimenter im Verein mit ihren Verbündeten starke russische Vorstöße in erbittertem Ringen siegreich ab. Die Armee des Generals Grafen v. Bothmer brachte 16 Offiziere, mehr als 4000 Mann, 16 Maschinengewehre ein. 
Heeresfront des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern:
Bei der Armee des Generalobersten Böhm-Ermolli erneuerte der Gegner gestern nachmittag zwischen Zborow und Perepelniki seine Angriffe. Die feindlichen Massen mußten überall der zähen Ausdauer der Verteidiger weichen. Die Armee des Generalobersten v. Tersztyansky hatte nur mehr einen schwächlichen Vorstoß abzuwehren. Andere Angriffsversuche wurden bereits im Keime erstickt.
Italienischer Kriegsschauplatz: 
Gestern erneuerte die italienische dritte Armee die Angriffe gegen unsere ganze Front auf der Karsthochfläche. Auch an diesem vierten Schlachttag behaupteten die zähen Verteidiger ihre Stellungen. Wo der Feind in die ersten Gräben eindrang, wurde er durch Gegenangriffe zurückgeworfen. An vielen Stellen aber brachen seine Vorstöße schon im konzentrischen Feuer unserer braven Artillerie unter schwersten Verlusten zusammen. Das bewährte Infanterieregiment Nr. 87 hatte bei Lokwica hervorragenden Anteil an der erfolgreichen Abwehr des feindlichen Ansturmes. Im Nordabschnitt der Hochfläche schlugen Abteilungen des Infanterieregiments Nr. 39 drei Angriffe der italienischen Grenadiere blutig ab. Das lebhafte Geschützfeuer von der Wippach bis in die Gegend von Plawa hält an. An der Fleimstalfront wiederholten sich die vergeblichen Vorstöße schwächerer Abteilungen gegen unsere Stellungen auf dem Fassaner Kamm.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
 v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Ereignisse zur See: 
In   der  Nacht  vom   17. auf  den 18. hat ein Seeflugzeuggeschwader neuerdings die Bahnhofsanlagen von Mestre erfolgreich mit schweren und leichten Bomben belegt und in Bahngebäuden zahlreiche Treffer erzielt. Trotz heftigster Beschießung sind die Flugzeuge unversehrt zurückgekehrt.

  Flottenkommando. 1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 18. September. 
Amtlicher Bericht vom 17. September. 
Kaukasusfront: 
Auf dem rechten Flügel war ein türkischer Überfall erfolgreich. Auf dem linken Flügel drängten wir feindliche Erkundungsabteilungen unter Verlusten für sie zurück. 
Front gegen Ägypten: 
Zehn Bomben, welche feindliche Flieger, begünstigt vom Mondschein, auf El Arisch warfen, richteten keinen Schaden an. Eine feindliche Reiterabteilung, die östlich von Suez vorzudringen versuchte, wurde zurückgeschlagen.

 

Der 1. Weltkrieg im September 1916

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TEXTQUELLEN:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen
Nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus
5. Band
Nationaler Verlag, Berlin SW 68
(1917)

 

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