Der Weltkrieg am 4. September 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT 

 ENGLISCHER HEERESBERICHT

Westfront 1. Weltkrieg: Englische Truppen im Trichtergelände bei Guillemont (Somme)
Englische Truppen im Trichtergelände bei Guillemont (Somme)

Der deutsche Heeresbericht:

Große erbitterte Schlacht an der Somme - Siegreicher Vormarsch in der Dobrudscha


Hauptmann Bölcke

Leutnants Leffers

Großes Hauptquartier, 4. September. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Die gestern früh einsetzenden englisch-französischen Angriffe im Sommegebiet haben zu einer Schlacht größter Ausdehnung und Erbitterung geführt. 
Nördlich der Somme spielte sie sich auf der annähernd 30 Kilometer breiten Front von Beaumont bis zur Somme ab. Trotz oft wiederholten feindlichen Ansturms beiderseits der Ancre und besonders auf Thiepval und nordwestlich Pozières haben unsere braven Truppen unter dem Kommando der Generale v. Stein und Freiherrn v. Marschall ihre Stellungen behauptet, durch schnellen Gegenstoß vorübergehend verlorenen Boden bei dem Gehöfe Mouquet (nordwestlich von Pozières) zurückerobert und dem Feinde die schwersten
Verluste zugefügt. Weiter östlich hielt unsere starke Artillerie den Gegner in seinen Sturmstellungen nieder; erst nachts gelang es ihm, am Foreauxwalde vorzubrechen; er wurde zurückgeschlagen. 
Nach einem allen bisherigen Munitionseinsatz übersteigenden Vorbereitungsfeuer entbrannte der Kampf zwischen Ginchy und der Somme und wütete hier bis in die späten Nachtstunden fort. In heldenmütiger Gegenwehr haben die tapferen Truppen der Generale v. Kirchbach und v. Faßbender dem in die völlig zerschossene erste Stellung eingedrungenen Feinde jeden Fußbreit Bodens streitig gemacht und in ihrer zweiten Verteidigungslinie dem Stoß Halt geboten. Guillemont und Le Forest sind in der Hand des Gegners. 
Südlich der Somme ist es, abgesehen vom Abschnitt sudwestlich von Barleux, unserer Artillerie gelungen, die Durchführung der französischen Angriffe zu unterbinden; die bei Barleux zum Angriff ansetzenden Kräfte wurden blutig abgeschlagen. 
Rechts der Maas sind Angriffsversuche der Franzosen gegen das Werk Thiaumont und südöstlich von Fleury gescheitert. An der Souvilleschlucht wurde nach sorgfältiger Vorbereitung ein in unsere Linie vorspringender Winkel der französischen Stellung vom Feinde gesäubert: 11 Offiziere, 490 Mann wurden gefangengenommen, mehrfache feindliche Gegenangriffe abgewiesen. 
In der Nacht zum 3. September haben Heeres- und Marineluftschiffe mit beobachtetem guten Erfolge die Festung London angegriffen. Eines unserer Schiffe ist im feindlichen Feuer abgestürzt. 
Im Luftkampf wurden am 2. und 3. September im Sommegebiet 13, in der Champagne und an der Maas je 2 feindliche Flieger abgeschossen. Hauptmann Bölcke, der seinen 20. Gegner außer Gefecht setzte, die Leutnants Leffers, Fahlbusch und Rosencrantz haben an den letzten Erfolgen hervorragenden Anteil. Durch Abwehrfeuer sind seit dem 1 September im Somme- und Maasgebiet vier feindliche Flugzeuge heruntergeholt. 
Am 2. September haben französische Fliegerangriffe im Festungsbereich von Metz unerheblichen Schaden angerechnet, durch mehrere Bomben auf die Stadt Schwenningen wurden fünf Personen verletzt und einiger Gebäudeschaden verursacht. 
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Front des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern: 
Mit einem vollen Mißerfolg für die Russen endeten ihre gestern westlich und südwestlich von Luck wiederholten Anstrengungen. Nördlich von Zborow hielten unsere Truppen den zurückgewonnenen Boden gegen mehrfache, starke russische Angriffe. 
Heeresfront des Generals der Kavallerie Erzherzogs Carl: 
Östlich und südöstlich von Brzczany dauerte der Kampf an. Örtliche Erfolge der Russen sind ihnen durch Gegenstoß im wesentlichen wieder entrissen; die Säuberung einiger Gräben ist im Gange. 
In den Karpathen wurde das Gefecht südlich von Zielona fortgesetzt. Russische Angriffe südwestlich von Zabie, im Maguraabschnitt und nördlich von Dorna Watra sind gescheitert.
Balkan-Kriegsschauplatz: 
Unter erfolgreichen Kämpfen rückten die deutsch-bulgarischen Kräfte zwischen der Donau und dem Schwarzen Meer weiter vor. Bei Kocmar (nordwestlich von Dobritsch) warf bulgarische Kavallerie rumänische Infanterie in Unordnung zurück und nahm 10 Offiziere, über 700 Mann gefangen. 
An der mazedonischen Front ist die Lage unverändert. 

Der Erste Generalquartiermeister.
 Ludendorff.
1)

 

Angriff deutscher Seeflugzeuge auf Constanza

Berlin, 4. September. 
Deutsche Seeflugzeuge haben am 3. September Hafenanlagen, Kornspeicher und Ölbehälter von Constanza, sowie den russischen Kreuzer "Kagul" und vier Torpedobootszerstörer ausgiebig mit Bomben belegt. Es wurde guter Erfolg beobachtet. Alle Flugzeuge sind trotz heftiger Beschießung zurückgekehrt.
1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Russische Anstürme in den Karpathen abgeschlagen

Wien, 4. September. 
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Front gegen Rumänien: 
Vortruppengeplänkel. Artilleriefeuer. Keinerlei Änderung der Lage. 
Heeresfront des Generals der Kavallerie Erzherzogs Carl: 
Die Russen setzten ihre Anstrengungen, den Widerstand der Verbündeten in den Karpathen zu brechen, Tag und Nacht fort. Es kam an zahlreichen Punkten zu erbitterten Kämpfen. Die Anstürme des Feindes wurden durch Feuer oder im Bajonett- und Handgranatenkampf abgeschlagen. Kleine örtliche Erfolge, welche die Russen südwestlich von Fundul Moldowi und im Gebiete des Tatarenpasses errangen, wurden durch Gegenangriffe zum großen Teil wettgemacht. Der Feind erlitt schwere Verluste. 
Auch südöstlich von Brzczany brachten dem Gegner seine verlustreichen Angriffe keinen Vorteil. Um ein kleines Grabenstück wird noch gekämpft. 
Heeresfront des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern: 
Nördlich von Zborow und zwischen Swiniuchy und Szelwow in Wolhynien scheiterten neuerlich zahlreiche, mit großem Massenaufgebot geführte Angriffe des Feindes. 
Italienischer Kriegsschauplatz:
Keine besonderen Ereignisse.
Südöstlicher Kriegsschauplatz: 
Östlich von Vlora (Valona) wurde der Vorstoß der Italiener völlig abgeschlagen. Der Feind mußte auf das linke Vojusa-Ufer zurückweichen. Alle unsere Stellungen sind wieder in unserem Besitz.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
 v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
1)

 

Der bulgarische Heeresbericht:

Bulgarischer Vormarsch auf der ganzen Dobrudscha-Front

Sofia, 4. September. 
Hauptquartiersbericht vom 3. September: 
An der mazedonischen Front keine Veränderung der Lage. Längs der ganzen Front schwaches gegenseitiges Artillerie- und Gewehrfeuer. Etwas lebhaftere Tätigkeit herrschte nördlich des Ostrowosees und im Tale der Moglenitza, wo einige schwache Angriffe durch Feuer zurückgewiesen wurden. Die feindliche Flotte beschoß die Befestigungen nördlich von Kawalla, wo auch feindliche Flugzeuge Bomben abwarfen, ebenso auf die Dörfer Starovo, Haznavar und den Bahnhof von Anguista. Mehrere Einwohner, darunter Frauen und Kinder, wurden getötet oder verwundet. 
Im Norden überschritten am 2. September unsere Armeen die Grenze an der Dobrudscha, wobei sie vorgeschobene Abteilungen des Feindes kräftig zurückdrängten. Unsere Armeen rückten auf Kurtbunar, bemächtigten sich dieses Punktes nach entscheidendem Kampf, wobei 150 Soldaten und 2 Offiziere zu Gefangenen gemacht wurden. Der Feind ließ 100 Tote und eine große Anzahl Gewehre und Ausrüstungsgegenstände zurück. Eine unserer Abteilungen besetzte die Stadt Akkadinlar. Der Vormarsch wird auf der ganzen Front fortgesetzt.

 

Englischer Heeresbericht:

London, 4. September
Bericht des Generals Haig vom 3. September.
Der Kampf ging heute morgen in der Nähe der Moquet-Ferme und südlich von Thiepval weiter. Wir haben an den Ufern der Ancre und am rechten Ufer bei der Falfemont-Ferme Boden gewonnen.
2)

 

Daressalam von den Engländern besetzt

London, 4. September. (Amtlich.)
Am 4. September, morgens 9 Uhr, ist Daressalam besetzt worden. Seestreitkräfte in Verbindung mit Truppen aus Bagamoyo und Saadani sind damit beschäftigt, den ehemaligen Sitz der Regierung und die Hauptstadt des deutschen Schutzgebietes zu besetzen. Südlich von Mrogoro wird unsere Verfolgung der deutschen Hauptstreitkräfte fortgesetzt. Der Hauptteil der Truppen unter Smuts befindet sich in der Umgebung von Matombo im Osten der Slopes- und der Uluguru-Berge. Kleinere Streitkräfte stoßen südlich durch das Hügelland vor, während im Westen berittene Truppen nach Süden auf die Übergänge über den großen Fluß Ruahu drücken im gemeinsamen Vorgehen mit einer Abteilung von van Deventers zweiter Division, die Kikumi (42 Meilen südlich von Kilossa) erreicht hat. Im südlichen Gebiet besetzten Abteilungen unter Northey Neu-Iringa und wurden von diesem Ort und von Lupembe nach Mahenge zu weitergeleitet, in welcher Richtung alle noch im Felde stehenden deutschen Truppen den Rückzug angetreten haben.
1)

 

Der 1. Weltkrieg im September 1916

ZURÜCK   HAUPTSEITE   WEITER

 

TEXTQUELLEN:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen
Nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus
5. Band
Nationaler Verlag, Berlin SW 68
(1917)

2) "Dresdner Anzeiger" (1916)

 

© 2005 stahlgewitter.com