Der Weltkrieg am 8. August 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

Der deutsche Heeresbericht:

Erbitterte Nahkämpfe an der Somme

Großes Hauptquartier, 8. August. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Südlich des Kanals von La Bassée bis in die Gegend von Loos herrschte lebhafte Feuertätigkeit. Zwischen Thiepval und der Somme, besonders bei Pozières, bei Bazentin-le-Petit und südlich von Maurepas setzte der Feind seine heftigen Angriffe fort. Sie führten an einzelnen Stellen zu erbitterten Nahkämpfen, die im wesentlichen zu unseren Gunsten entschieden sind, nur an einzelnen Stellen, so bei Pozières und östlich von Hem, wird noch gekämpft. Südlich der Somme wurden Vorstöße französischer Handgranatenabteilungen bei Estrées und Soyecourt abgewiesen. 
Im Maasgebiet war der Artilleriekampf beiderseits des Flusses sehr lebhaft. Nordwestlich, westlich und südwestlich des früheren Werkes Thiaumont brachen feindliche Angriffe in unserem Feuer vollkommen zusammen, weiter südlich wurden Angriffsabsichten im Keime erstickt. Mehrere hundert Gefangene sind eingebracht. 
Ein englisches Flugzeug fiel südlich von Cambrai in unsere Hand. 
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Front des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg: 
Am Serwetschabschnitt und südlich davon wurde die Feuertätigkeit gestern lebhafter; feindliche Einzelangriffe wurden abgeschlagen. Wiederholte Bemühungen der Russen, bei Zarecze (am Stochod) Boden zu gewinnen, blieben erfolglos. Der Feind erlitt schwere Verluste. Westlich von Luck sind seit heute früh neue Kämpfe im Gange. Nordwestlich von Zalocze sind feindliche Angriffe gescheitert. Südlich von Zalocze wurde im Verein mit Truppen der Armee des Generals Grafen v. Bothmer dem russischen Vordringen durch Gegenangriff Halt geboten. Hier sind 9 Offiziere, über 700 Mann gefangengenommen und 5 Maschinengewehre erbeutet. 
Front des Feldmarschalleutnants Erzherzogs Carl: 
Südlich des Dnjestr sind starke russische Kräfte gegen die Linie Tlumacz - Ottynia zum Angriff vorgegangen. Die verbündeten Truppen haben vorbereitete rückwärtige Stellungen bezogen. In den Karpathen sind beiderseits des Bialy-Czeremosztales die errungenen Vorteile erweitert worden. 
Balkankriegsschauplatz: 
Abgesehen von Vorpostengefechten in der Gegend von Ljumnica (westlich des Vardar) keine Ereignisse.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Räumung des Brückenkopfes von Görz

Wien, 8. August. 
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz: 
Heeresfront des Feldmarschalleutnants Erzherzogs Carl: 
Die Karpathentruppen gewannen auf den Höhen östlich von Jablonica und bei Worochta Boden und brachten über 1000 Gefangene, 4 Maschinengewehre ein. Südwestlich von Delatyn wehrten die Streitkräfte des Generalobersten von Köveß abermals starke russische Vorstöße ab. Östlich von Ottynia und von Tlumacz griff der Feind gestern vormittag in großen Massen an. Eine seiner Angriffstruppen drang westlich von Ottynia bis über unsere erste Linie hinaus, wurde aber durch einen Gegenangriff österreichisch-ungarischer Streitkräfte völlig zurückgeworfen, wobei über 1000 Gefangene in unserer Hand blieben. Bei Tlumacz wurde die Verteidigung von einem überlegenen Stoß des Feindes in den Raum westlich des Ortes verlegt. Südlich von Wortelka säuberten unsere Truppen das linke Serethufer. Es wurden über 700 Russen gefangen, 5 Maschinengewehre erbeutet.
Heeresfront des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg: 
Bei Zalocze verlief der gestrige Tag verhältnismäßig ruhig. Südwestlich von Torczyn in Wolhynien schlug die Armee des Generalobersten v. Tersztyanszky heute früh eine Reihe heftiger russischer Vorstöße zurück, der Feind wurde teilweise im Gegenangriff geworfen. Die Truppen des Generals Fath vereitelten südlich von Stobychwa abermals mehrere russische Übergangsversuche. 
Italienischer Kriegsschauplatz: 
Die erbitterten Kämpfe im Görzischen dauern mit unverminderter Heftigkeit fort. Die im Görzer Brückenkopf westlich des Isonzo kämpfenden Truppen schlugen seit 6. August nachmittags zahlreiche weit überlegene feindliche Angriffe blutig ab. Hierbei wurden 2932 Italiener, darunter 72 Offiziere, gefangen. Um die tapfere Besatzung des Brückenkopfes, gegen die sich immer neue wütende Angriffe der Italiener richten, vor großen Verlusten zu bewahren, wurde sie heute auf das östliche Isonzoufer zurückgenommen. Auf der Hochfläche von Doberdo scheiterten am Monte San Michele und bei San Martino alle feindlichen Angriffe unter den schwersten Verlusten des Gegners. Ebenso brachen weiter südlich starke italienische Angriffe in unserem Feuer völlig zusammen. Alle Stellungen sind hier im Besitze unserer Truppen. An der Kärntner und Tiroler Front stellenweise lebhafte Artilleriekämpfe.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Keine besonderen Ereignisse.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 

Ereignisse zur See: 
Ein Seeflugzeuggeschwader hat in der Nacht vom 7. auf den 8. August die feindlichen Batteriestellungen an der Isonzomündung und die feindliche Seeflugzeugstation Gorgo mit schwersten, mittleren und Brandbomben ausgiebig und erfolgreich belegt. Die Seeflugzeuge wurden heftig beschossen, kehrten jedoch unversehrt zurück. 

Flottenkommando. 1)

Karte zum 1. Weltkrieg: Isonzo

 

 

Der bulgarische Heeresbericht:

Sofia, 8. August. 
Bericht des Hauptquartiers. 
Täglich finden mehr oder weniger heftige Artilleriekämpfe statt. Gestern rückten unsere vorgeschobenen Posten nördlich vom Dorfe Ziumnitza etwas vor. Eine unserer Patrouillen drang in das genannte Dorf ein, vertrieb den darin befindlichen feindlichen Posten und kehrte, nachdem es die ihm aufgetragene Erkundung durchgeführt hatte, zu ihrem Posten zurück; sie erlitt nur leichte Verluste, obwohl sie durch die feindliche Artillerie lebhaft beschossen wurde.

 

Der türkische Heeresbericht:

Vormarsch im Kaukasus und in Persien

Konstantinopel, 8. August. 
Amtlicher Bericht vom 25. Juli 1332 (türkische Zeitrechnung). 
In Persien wurde die vom rechten Flügel unserer Armee am 23. Juli in drei Kolonnen angesetzte Unternehmung gegen zusammengezogene russische Kräfte östlich Kermanschah mit Erfolg fortgesetzt. Bis zum 24. Juli abends waren die Russen endgültig gegen Kankaver in der Richtung auf Hamadah zurückgeworfen. Diese zweitägigen Unternehmungen spielten sich folgendermaßen ab: Unsere gegen Sakna im Zentrum vorgehende Kolonne nahm im Sturm die feindlichen Verschanzungen, die sich in der Umgebung von Hadjiabad und Madirabad befanden. Der Feind versuchte sich in den Stellungen westlich des Dorfes Bisotoni zu behaupten, mußte sich aber infolge unserer scharfen Verfolgung und des von uns gegen seine Front und seine Flanken ausgeübten Druckes in der Richtung auf Sakua zurückziehen. Am 24. Juli wurde die Verfolgung bei Morgengrauen wieder aufgenommen, ohne daß dem Feinde, der an verschiedenen Stellen Widerstand zu leisten sich bemühte, Zeit gelassen wurde, wieder zu Kräften zu kommen. Schließlich vermochte der Feind sich in der Ortschaft Sakna (15 Kilometer östlich Kermanschah) nicht zu behaupten und ging am Nachmittag in der Richtung Kankaver zurück. Während dieser Zeit befand sich unsere südlich der Straße Kermanschah-Hamadan vorgehende Abteilung in Fühlung mit russischen Kräften bei Maroß (19 Kilometer südöstlich Sakna). 
Unsere Abteilung am linken Flügel ging nördlich in der gleichen Richtung vor und warf den Feind zurück, der sich nach Songour (60 Kilometer nordöstlich Kermanschah) zurückzog und sich dort festsetzte, wogegen unsere Abteilung am rechten Flügel sich Maroß bemächtigte. Unsere Truppen im Zentrum befanden sich gestern abend 15 Kilometer östlich Sakna. Unsere Kräfte warfen östlich Sakna zusammengezogene feindliche Truppen gegen Osten weiter zurück. 
Kaukasusfront: Die in den Abschnitten Bitlis, Musch und Ognott von uns eingeleitete Offensive entwickelte sich weiter zu unseren Gunsten. Durch unsere gegen Bitlis angesetzten Angriffe sind alle feindlichen, im Süden den Ort beherrschenden Stellungen in unsere Hände gefallen. Ein gegen den Feind, der sich auf unzugänglichen Bergketten 8 Kilometer südlich Musch befand, angesetzter Angriff war gleichfalls erfolgreich. Der Feind wurde gegen Musch zurückgeworfen. Unsere östlich Musch gegen Norden angesetzten Truppen erreichten Muoradsou. Bei dem gestrigen Angriff südöstlich Ognott wurden 200 Soldaten zu Gefangenen gemacht und abermals eine Kanone und 4 Munitionskästen erbeutet. Im Zentrum haben sich die von dem Feinde gegen verschiedene Stellungen unserer Front östlich Erzindjan und Kilkitt gerichteten Angriffe, denen unsere Truppen standhielten, verlangsamt, wobei der Feind schwere Verluste erlitt. - In den Gewässern von Smyrna näherte sich ein feindlicher Monitor Fotscha, mußte sich aber infolge unseres Feuers entfernen. Einige feindliche, auf der Höhe von Tschesme angekommene Schiffe, von denen ein Flugzeug aufstieg, das erfolglos einige Geschosse auf die Küste warf, zogen sich schließlich sämtlich in der Richtung auf Kios zurück. 
Ägyptische Front: Unsere in der Richtung auf Roumanie angesetzte Erkundungsabteilung erreichte die feindliche befestigte Linie, richtete trotz heftiger Beschießung von vier Kriegsschiffen an der Küste von Mouhammedie einen kühnen Erkundungsangriff gegen starke feindliche, aus verschiedenen Beständen zusammengesetzte Truppen und kehrte dann in ihre Stellungen bei Katio zurück. Hierdurch ermutigt, versuchte der Feind unsere in der Umgebung von Katia zusammengezogenen Truppen anzugreifen, wurde aber mit schweren Verlusten für ihn zurückgeworfen. Einer unserer Flieger zwang am 24. Juli ein feindliches Flugzeug in der Umgebung von Mouhammedie zum Niedergehen und zerstörte es. Unsere Flugzeuge belegten mit Erfolg den Hafen Ismailie und dort befindliche Gebäude mit Bomben. Feindliche Reiterei, die am 22. Juli im Engpaß von Aboudjera östlich Suez angegriffen hatte, wurde nach achtstündigem Kampfe zurückgeschlagen. Gewehre und Bajonette wurden erbeutet.

 

Der 1. Weltkrieg im August 1916

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TEXTQUELLEN:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen
Nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus
5. Band
Nationaler Verlag, Berlin SW 68
(1916)

 

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