Der Weltkrieg am 20. Juli 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

Der deutsche Heeresbericht:

Neue schwere Kämpfe beiderseits der Somme


Leutnant Walter Höhndorf

Großes Hauptquartier, 20. Juli. 
Westlicher Kriegsschauplatz:
Zwischen dem Meere und der Ancre vielfach lebhafte Feuertätigkeit und zahlreiche Patrouillenunternehmungen. Mit erheblichen Kräften griffen die Engländer unsere Stellungen nördlich und westlich von Fromelles an; sie sind abgewiesen und, wo es ihnen einzudringen gelang, durch Gegenstoß zurückgeworfen. Über 300 Gefangene, darunter eine Anzahl Offiziere, fielen in unsere Hand. 
Beiderseits der Somme sind neue schwere Kämpfe im Gange. Nördlich des Flusses wurden sie gestern nachmittag durch starke englische Angriffe gegen Longueval und das Gehölz Delville eingeleitet, in die der Gegner wieder eindrang; unserem Gegenangriff mußte er weichen, er hält noch Teile des Dorfes und des Gehölzes. Heute früh setzten auf der ganzen Front vom Foureauxwäldchen bis zur Somme englisch-französische Angriffe ein; der erste starke Ansturm ist gebrochen. 
Südlich des Flusses griffen die Franzosen nachmittags in Gegend von Belloy zweimal vergeblich an und sind heute in der Frühe im Abschnitt Estrées Soyecourt bereits dreimal blutig abgewiesen; aus einem vorspringenden Graben bei Soyecourt wurden sie im Bajonettkampfe geworfen. 
Die Artillerien entfalten auf beiden Sommeufern größte Kraft. Auf Teilen der Champagnefront zeitweise lebhaftere Artillerietätigkeit, in den Argonnen Minenwerferkämpfe, im Maasgebiet keine besonderen Ereignisse, auf der Combreshöhe eine erfolgreiche deutsche Patrouillenunternehmung. 
Bei Arras, Péronne, Biaches und bei Vermand sind feindliche Flugzeuge abgeschossen, zwei von ihnen durch die Leutnants Wintgens und Höhndorf. Dem Leutnant Höhndorf, der erst am 15. 7., wie nachträglich gemeldet wurde, einen französischen Doppeldecker südöstlich von Péronne abgeschossen hat, ist von Seiner Majestät dem Kaiser der Orden Pour le mérite verliehen worden.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg:
Auch gestern hatte der Feind mit seinen am Nachmittag wieder aufgenommenen Angriffen beiderseits der Straße Ekau-Kekkau (südöstlich von Riga) keinerlei Erfolg; er hat nur seine großen Verluste noch erhöht.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern:
Im Anschluß an lebhafte Handgranatenkämpfe in der Gegend von Skrobowa griffen die Russen an und wurden glatt abgewiesen.
Heeresgruppe des Generals v. Linsingen:
Im Stochodknie nördlich von Sokul unternahmen österreichisch-ungarische Truppen einen kurzen Vorstoß, warfen die Russen aus der vordersten Linie und kehrten planmäßig in ihre Stellung zurück. Südwestlich von Luck haben deutsche Truppen die Stellung in die allgemeine Linie Tereszkoviec-Jelizarow wieder vorgeschoben. Der Feind steigerte an der unteren Lipa und in Gegend von Werben sein Feuer.
Armee des Generals Grafen Bothmer:
Keine Ereignisse von besonderer Bedeutung.
Balkankriegsschauplatz:
Unverändert.

Oberste Heeresleitung. 1)

Gefallene aus den Kämpfen bei Fromelles am 19. Juli 1916
Gefallene aus den Kämpfen bei Fromelles am 19. Juli 1916

 

Französische Fliegerüberfälle auf Schwarzwaldorte

Großes Hauptquartier, 20. Juli. 
In der Nacht vom 17. zum 18. Juli hat ein erneuter französischer Fliegerangriff auf eine offene deutsche Stadt stattgefunden. Das Ziel war die kleine Schwarzwaldortschaft Kandern, in der eine Frau mit ihren vier Kindern getötet wurde. Nach heutigen ergänzenden Nachrichten sind auch die Schwarzwaldortschaften Holzen und Mappach angegriffen worden. An beiden Orten entstand aber nur unbedeutender Sachschaden. Die drei Ortschaften liegen, wie alle jenseits des Rheins von unseren Gegnern gewählten Ziele, außerhalb des Operationsgebietes und sind ohne jede militärische Bedeutung. 
Deutsche Luftangriffe sind bisher nur gegen Festungen und gegen Anlagen in Ortschaften gerichtet worden, die innerhalb des Operationsgebietes als Knotenpunkte, Truppenlager oder Verladestationen im unmittelbaren Zusammenhang mit den Operationen stehen. Alle im französischen Funkspruch vom 28. Juni nachmittags genannten Ortschaften: Béthune, Amiens, Hazebrouck, Bar-le-Duc, Epernay, Fisnes, St. Dié, Gerardmer, Lunéville-Baccarat und Raon-l´Etape, entsprechen diesen Voraussetzungen. 
Der erneute französische Angriff gegen die militärisch bedeutungslosen kleinen Schwarzwaldortschaften zeigt, wie die Angriffe auf Freiburg und Karlsruhe, die Absicht, Luftangriffe nicht gegen militärische Anlagen oder Truppen, sondern gegen die friedliche, wehrlose Bevölkerung des Hinterlandes zu richten. 
Die Versuche der französischen Heeresleitung, dies als Vergeltungsmaßregeln zu rechtfertigen, sind nicht stichhaltig. Vielmehr werden wir gezwungen sein, unsere bisher zu Bombenangriffen noch nicht eingesetzten starken Kampfgeschwader für diesen Zweck zu verwenden. Eine große Zahl friedlicher französischer Städte außerhalb des Operationsgebietes liegt erreichbar für unsere Luftgeschwader vor unseren Linien.
1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Zwei feindliche Unterseeboote in der Adria vernichtet

Wien, 20. Juli. (W. B.)
Amtlich wird verlautbart .
Russischer Kriegsschauplatz:
In der Bukowina und nordöstlich des Prislopsattels keine Ereignisse von Belang. Bei Zabie und Tatarow hielt auch gestern die Kampftätigkeit in wechselnder Stärke an. An der galizischen Front nördlich des Dnjestr stellenweise Vorpostengefechte. In Wolhynien drängten deutsche Truppen den Feind westlich der von Zwininacze nordwärts führenden Niederung zurück. Im Stochodknie überfielen österreichisch-ungarische Abteilungen eine vorgeschobene Schanze der Russen.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Die Gefechtstätigkeit war im allgemeinen gering. Nur einzelne Abschnitte der Tiroler Ostfront und des Kärtner Grenzgebiets standen zeitweise unter lebhafterem Feuer feindlicher Artillerie.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
An der unteren Vojusa Geplänkel. Die Besatzung einer süddalmatinischen Insel schoß einen italienischen Flieger ab. Das Flugzeug ist verbrannt, die Insassen wurden gefangen.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Ereignisse zur See:
In der Nacht vom 14. auf den 15. wurden von unseren Torpedobooten in der mittleren Adria ein italienisches Unterseeboot, zwölf Stunden später in der südlichen Adria ein Unterseeboot unbekannter Flagge vernichtet. Von beiden Bemannungen konnte niemand gerettet werden;
unsrerseits keine Verluste. 
Am 19. früh überflogen drei italienische Seeflugzeuge das nördliche Inselgebiet und warfen einige Bomben auf Örtlichkeiten und gegen verankerte und fahrende Dampfer, ohne den geringsten Schaden anzurichten. Zwei Flugzeuge wurden zum Niedergehen gezwungen, davon das eine ganz unbeschädigt von einem Torpedoboot eingebracht. Die Insassen beider Flugzeuge, drei Offiziere und ein Unteroffizier, unverwundet gefangengenommen. 

Flottenkommando. 1)

 

Der 1. Weltkrieg im Juli 1916

ZURÜCK   HAUPTSEITE   WEITER

 

TEXTQUELLEN:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen
Nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus
4. Band
Nationaler Verlag, Berlin SW 68
(1916)

2) "Frankfurter Zeitung" (1916)

 

© 2005 stahlgewitter.com