Der Weltkrieg am 3. Juni 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

Der deutsche Heeresbericht:

Der Höhenrücken von Zillebeke und Dorf Damloup erstürmt

Leutnant Hoehndorf

Leutnant Hoehndorf

Großes Hauptquartier, 3. Juni.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Gestern mittag eroberten württembergische Regimenter im Sturm den Höhenrücken südöstlich von Zillebeke (südöstlich von Ypern) und die dahinterliegenden englischen Stellungen. Es wurden ein leichtverwundeter General, ein Oberst und 13 andere Offiziere sowie 350 unverwundete und 168 verwundete Engländer gefangengenommen. Die Gefangenenzahl ist gering, weil der Verteidiger besonders schwere blutige Verluste erlitt und außerdem Teile der Besatzung aus der Stellung flohen und nur durch unser Feuer eingeholt werden konnten. In der Nacht einsetzende Gegenangriffe wurden leicht abgeschlagen.
Nördlich von Arras und in der Gegend von Albert dauert der Artilleriekampf an.
In der Champagne, südlich von Ripont, brachten unsere Erkundungsabteilungen bei einer kleinen Unternehmung über 200 Franzosen gefangen ein.
Westlich der Maas wurden feindliche Batterien und Befestigungsanlagen mit sichtbarem Erfolge bekämpft.
Östlich der Maas erlitten die Franzosen eine weitere Niederlage. In den Morgenstunden wurde ein starker Angriff gegen unsere neugewonnenen Stellungen südwestlich des Caillettewaldes abgeschlagen, weiter östlich haben die Franzosen auf dem Rücken südwestlich von Vaux gestern in sechsmaligem Ansturm versucht, in unsere Gräben einzudringen, alle Vorstöße scheiterten unter schwersten feindlichen Verlusten. In der Gegend südöstlich von Vaux sind heftige, für uns günstige Kämpfe im Gange. Am Osthang der Maashöhen stürmten wir das stark ausgebaute Dorf Damloup; 520 unverwundete Franzosen (darunter 18 Offiziere) und mehrere Maschinengewehre fielen in unsere Hand. Andere Gefangene gerieten bei der Abführung über Dieppe in das Feuer schwerer französischer Batterien. 
Feldartillerie holte über Vaux einen Farman-Doppeldecker herunter. 
Der im gestrigen Tagesbericht erwähnte, westlich von Mörchingen abgeschossene französische Doppeldecker ist das vierte von Leutnant Hoehndorf niedergekämpfte Flugzeug.
Östlicher und Balkankriegsschauplatz:
Außer Patrouillengefechten keine Ereignisse.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Artilleriekämpfe an der beßarabisch-wolhynischen Front

Wien, 3. Juni.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
An der beßarabischen Front und in Wolhynien dauern die Geschützkämpfe unverändert heftig fort. An einzelnen Stellen wurden auch russische Infanterievorstöße abgeschlagen.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Unsere Truppen wiesen einen starken Angriff und mehrere schwächere Vorstöße der Italiener gegen den Monte Barco ab. Ebenso scheiterten wiederholte Angriffe des Feindes auf unsere Stellung bei Grenzeck östlich der Gehöfte Mandrielle.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Ruhe.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
1)

 

Die Kämpfe in Südtirol

Von Walter Oertel, Kriegsberichterstatter

Erzherzog Eugen
Erzherzog Eugen

Südtirol, Standort, 3. Juni.
Der Stoß gegen Italien war beschlossen. In aller Stille wurden die zu diesem Zweck bestimmten Truppenmassen unter Erzherzog Eugen in ihren Abschnitten bereitgestellt und vor allem der Aufmarsch der starken
Artillerie in die Wege geleitet, welche den österreichisch-ungarischen Truppen die Bahn zum Siege zu öffnen bestimmt war. Es wurden ferner in unausgesetzter Arbeit große Mengen an Munition und technischem Material, an Verpflegung und Ausrüstung herangeführt, um so alles für einen großzügig angelegten Angriff Notwendige in reichem Maße zur Hand zu haben.
Als der zu seinem Beginn bestimmte Tag heranrückte, machte das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Genaue Erkundungen ergaben, daß die Schneehöhen im Gebirge noch derartige waren, daß der Infanterie angriff dadurch gefährdet erschien.
Es wurde daher der Entschluß gefaßt, den Angriff zu vertagen, worauf die Italiener weniger durch Truppenverschiebungen als durch emsigen Ausbau ihrer Stellungen antworteten.
Allenthalben wurde von reger Sprengtätigkeit der Italiener, von Anlage neuer Hindernislinien und Schützengräben berichtet. Selbstverständlich wurde auch seitens der Österreicher und Ungarn diese unfreiwillige Muße nicht ungenützt gelassen, sondern vor allem dazu verwendet, die Angriffsartillerie noch weiterhin zu verstärken.
Endlich, gegen Mitte Mai, waren die Schneeverhältnisse derartige geworden, daß man zum Angriff übergehen konnte, und so wurde der 15. Mai hierfür festgesetzt.
An diesem Tage, einem herrlichen, klaren Frühlingsmorgen, eröffnete um sechs Uhr die gesamte Artillerie ein mächtiges Feuer auf den Gegner. Nun begann der Angriff. Eine Gruppe brach aus der Marsillistellung südlich Kofreit vor mit dem Auftrage, sich der Zugna Torta  zu bemächtigen, während einer anderen Gruppe der Angriff auf das Nordufer des Laintales sowie die Wegnahme des überaus schwierigen, tief eingeschnittenen Terragnolotales zugewiesen war. Von hier aus sollte die Gruppe dann gegen die Hochfläche des Col Santo vorgehen.
Der Infanterieangriff begann. In schneidigem Anlauf überrannten die k. u. k. Truppen die Italiener in ihrer ersten, bei der Schießstätte gelegenen Stellung, stießen kräftig nach und entrissen denselben auch das Castell Dante, das diese zu einem starken Stützpunkte ausgebaut hatten. Von hier aus trug diese Gruppe, verstärkt durch Zuteilung anderer Verbände, den Angriff über die " Steinlawine" benannte Geröllhalde vor und bemächtigte sich des brennenden Ortes Lirrana.
In den folgenden Tagen wurde weiter im Etschtale vorgegangen. Abermals wurden die Italiener geworfen und mußten nach kurzem, heftigem Kampfe trotz wiederholter Gegenstöße auch die Orte Mori und Marco preisgeben.
Inzwischen waren andere Teile der k. u. k. Truppen gegen die Zugna Torta vorgegangen, deren Spitze die Italiener stark befestigt hatten. Auch dieser Angriff wurde erfolgreich durchgeführt. In heftigstem feindlichen Feuer drangen die Truppen die Serpentinen aufwärts und erstürmten den von den schweren Batterien fürchterlich zugedeckten Stützpunkt auf der Berghöhe. Dann drangen die Sieger auf dem Dammwege nach der Coni Zugna zu vor, bis eine schmale, von steilen Felsabstürzen eingefaßte und von den Italienern hartnäckig verteidigte Stelle dem weiteren Vordringen ein Ziel steckte.
Inzwischen war man auch gegen die Hochfläche von Moseferi vorgegangen, die von den Italienern sehr stark ausgebaut worden war. Sie hatten hier mehrfach terrassenförmig übereinander angelegte Verschanzungen, die von den Alpini sehr zähe verteidigt wurden. Nachdem ein schweres Feuer auf diese Stellungen gelebt worden war, stürmte die österreichisch-ungarische Infanterie schneidig an, und in erbittertem Ringen gelang es, durch Fortnahme der befestigten italienischen Orte Toldo und Moseferi auf dieser heißumstrittenen Hochfläche festen Fuß zu fassen. Alle Versuche des hier fast durchweg aus Alpini bestehenden Gegners, diese Orte zurückzuerobern, scheiterten unter schweren Verlusten. Von hier aus wurde weiter gegen das Terragnolotal vorgestoßen. Im Sturm wurde Potrich und Valduja genommen, deren Besatzungen im Handgemenge unterlagen. Jäger und Infanterie stießen bis zum Orte Piarra durch, bemächtigten sich der Borcolapaßstraße, durchschritten das Terragnolotal und erstürmten die jenseits desselben belegene mächtige Höhe der Costabella. Inzwischen waren Teile eines Regiments auf der Paßstraße nach Borcola vorgegangen, hatten die Italiener bei Zorneri geworfen und waren bis dicht unterhalb des Borcolapasses vorgedrungen, der dann durch die über den Monte Malinjo und die Borgoletta eingreifende Gruppe genommen wurde, während andere Teile das Col Santo-Massiv von zwei Seiten erstiegen und auch diese wichtige Höhe besetzten, die einen Ausgangspunkt der weiteren Angriffe bildete. Die am Borcolapaß vorgegangenen Heeresteile schoben sich dann südwärts auf Bettale vor, bis sie an der gewaltigen, durch permanente Befestigungen verstärkten Linie des Monte Alba, Monte Xomo und Forni Alti haltmachten.
Inzwischen war auch der Angriff von der Hochfläche von Vielgereuth aus eingesetzt und ebenso weiter östlich der Angriff vorgetragen worden. Der Armenterrarücken südlich des Suganertales wurde genommen und damit auch an diesem Punkt das erste Loch in die feindlichen Stellungen gerissen.
Von hier aus vorgehend, wurden die Italiener auf der Hochfläche von Vielgereuth aus ihren Stellungen Soglio di Aspio, Coston, Costa d´Agra Maronia geworfen und der wichtige Grenzrücken des Maggio nach scharfem Kampfe von den mit unvergleichlichem Schneid vorgehenden österreichisch-ungarischen Truppen genommen.
Diesem siegreichen Vorgehen folgte der durch italienische Gegenangriffe nicht aufzuhaltende Stoß der Gruppe des Thronfolgers Erzherzog Karl Franz Joseph gegen die permanente Befestigungslinie, der als Ergebnis die fürchterlich zusammengeschossenen Werke Campomolon und Toraro in die Hände der Angreifer lieferte. Von hier aus wurde der Vorstoß auf die östlich des Werkes Campomolon gelegenen Tomezzaspitzen, den Passo desa Vena und den Monte Melignone ausgedehnt und auch diese Punkte in Besitz genommen. Dann wurde der Angriff weiter gegen den befestigten Raum von Arsiero vorgetragen, das Panzerwerk Casa Ratti genommen und durch Eroberung des Werkes Cornolo an der durch das Posinatal nach Arsiero führenden Straße auch diese letzte Sperre aus dem Wege geräumt, bis endlich Arsiero durch die k. u. k. Vortruppen besetzt werden konnte, womit ein neues, wichtiges Ziel dieses ersten Abschnittes des Angriffs erreicht war. Das Grazer Korps war inzwischen scharf gegen den Monte Meata angegangen, hatte diesen genommen und war durch das Gebiet der Sieben Gemeinden beiderseits der Straße Lafraun-Asiago vorgegangen, bis diese mit Befestigungen reich gespickte Gegend sich in seinem Besitze befand, so daß nunmehr von Chiesa bis Asiago eine geschlossene Front hergestellt war.
Es trat nun eine Kampfpause ein. Wenn auch die technischen Truppen und die Arbeiterabteilungen, mit äußerster Kraft arbeitend, in der Herrichtung der Straßen geradezu Bewundernswertes leisten, so erforderte diese Tätigkeit doch eben Zeit und darum mußte man sich gedulden, bis diese hervorragenden Truppen die Straßen gangbar gemacht hatten.
Alles in allem betrachtet, konnte man dem ganzen Angriff nur höchsten Beifall zollen. Der
erste Abschnitt hatte mit einem so raschen, glänzenden Erfolge der österreichisch-ungarischen Waffen geschlossen, daß er auf Führung wie Truppen ein strahlendes Licht warf. Dank dem tadellosen Zusammenarbeiten von Infanterie und Artillerie waren die Verluste verhältnismäßig außerordentlich gering, die der Italiener, die hier ihre besten Truppen, vor allem Alpini, stehen hatten, dagegen sehr hoch gewesen. Das Artilleriefeuer hatte mit geradezu verblüffender Genauigkeit gearbeitet und der braven Infanterie in bester Weise den Weg zum Siege geöffnet. Ich habe persönlich das Angriffsgelände gesehen, so schwierig, wie ich es weder in Serbien noch in Albanien angetroffen hatte, und die Steilhänge bewundert, die die brave Infanterie in schwerem feindlichen Feuer emporgeklettert ist, um die Italiener, die geradezu meisterhaft eingebaut waren, von den Gipfeln zu vertreiben.
Durch schwere blutige Verluste, durch Zehntausende von Gefangenen erschüttert, um 300 Geschütze, zumeist schweren Kalibers, geschwächt, stand das italienische Heer den Österreichern und Ungarn nun im zweiten großen Kampfabschnitt gegenüber. Diese dagegen glühten von Kampfbegier, waren gehoben durch die glänzenden Erfolge, sturmbereit und tapfer. Der Geist der Truppen ist es, der zum Siege führt, und der konnte gar nicht besser sein.

 

Der türkische Heeresbericht:

Neue türkische Erfolge im Kaukasus

Konstantinopel, 2. Juni. (Amtlicher Bericht von gestern.) 
An der Kaukasusfront auf dem rechten Flügel keine Veränderung. Im Zentrum wurde die Ortschaft Bascheköi und die Höhen nördlich und östlich davon, 50 Kilometer südöstlich von Mamahatun sowie die Höhe 2650, die in den Meirambergen, 16 Kilometer nord-östlich Mamahatun liegen, von uns besetzt. Auf dem linken Flügel wurden starke feindliche Erkundungsabteilungen durch unsere Erkundungsabteilungen zurückgeschlagen.

 

Der amtliche englische Bericht über die Seeschlacht

London, 3. Juni.
Die Admiralität teilt mit:
Am 31. Mai Nachmittag entspann sich auf der Höhe der Jütländischen Küste ein Seegefecht. Die britischen Schiffe, die in Kampf gerieten, waren die Schlachtkreuzerflotte, einige Kreuzer und leichte Kreuzer, die von vier schnellen Schlachtschiffen unterstützt wurden. Unter diesen Schiffen sind die Verluste schwer. Der deutschen Schlachtflotte kam das unsichtige Wetter zu Hilfe, sie vermied einen längeren Kampf mit unseren Hauptstreitkräften. Bald nachdem diese auf dem Kampfplatz erschienen waren, kehrte der Feind in den Hafen zurück, nicht ohne vorher durch unsere Schlachtschiffe schweren Schaden erlitten zu haben. Die Schlachtkreuzer "Queen Mary", "Indefatigable", "Invincible", die Kreuzer "Defence" und "Black Prince" sind gesunken. "Warrior", der kampfunfähig wurde, mußte, nachdem er ins Schlepptau genommen worden war, von der Mannschaft verlassen werden. Ferner ist gemeldet worden, daß die Zerstörer "Tipperary", "Turbulent", "Fortune", "Sparrowhawk" und "Ardent" verloren sind. Von sechs anderen ist noch keine Meldung eingelaufen. Es ist kein britisches Schlachtschiff und kein leichter Kreuzer gesunken. Die Verluste des Feindes sind ernst, wenigstens ein Schlachtkreuzer ist zerstört, einer schwer beschädigt. Es wird berichtet, daß ein Schlachtschiff während der Nacht von unseren Zerstörern versenkt worden ist. Zwei leichte Kreuzer, die kampfunfähig waren, sind wahrscheinlich gesunken. Die Zahl der Zerstörer, über die der Feind während des Kampfes verfügte, kann nicht angegeben werden, muß aber zweifellos groß gewesen sein. 

Die deutsche Admiralität gegen englische Legendenbildung

Berlin, 3. Juni.
Um Legendenbildungen von vornherein entgegenzutreten, wird nochmals festgestellt, daß sich in der Schlacht vor dem Skagerrak am 31. Mai die deutschen Hochseestreitkräfte mit der gesamten modernen englischen Flotte im Kampf befunden haben. Zu den bisherigen Bekanntmachungen ist nachzutragen, daß nach amtlichem englischen Bericht noch der Schlachtkreuzer "Invincible" und der Panzerkreuzer "Warrior" vernichtet worden sind. Bei uns mußte der kleine Kreuzer "Elbing", der in der Nacht vom 31. Mai zum 1. Juni infolge Kollision mit einem anderen deutschen Kriegsschiff schwer beschädigt worden war, gesprengt werden, da er nicht mehr eingebracht werden konnte. Die Besatzung wurde
durch Torpedoboote geborgen, bis auf den Kommandanten, 2 Offiziere, 18 Mann, die zur Sprengung an Bord geblieben waren. Letztere sind nach einer Meldung aus Holland durch einen Schlepper nach Ymuiden gebracht und dort gelandet worden. 

Der Chef des Admiralstabes der Marine. 

 

Der 1. Weltkrieg im Juni 1916

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1) TEXTQUELLEN:
Amtliche Kriegs-Depeschen
Nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus
4. Band
Nationaler Verlag, Berlin SW 68
(1916)

 

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