Der Weltkrieg am 26. Mai 1916

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Westfront 1. Weltkrieg: Die Thiaumontschlucht bei Verdun
Die Thiaumontschlucht

Der deutsche Heeresbericht:

Die Franzosen südlich Douaumont zurückgeworfen

Großes Hauptquartier, 26. Mai. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Links der Maas wurde ein von Turkos ausgeführter Handgranatenangriff westlich der Höhe 304 abgeschlagen. 
Auf dem östlichen Maasufer setzten wir die Angriffe erfolgreich fort. Unsere Stellungen westlich des "Steinbruchs" wurden erweitert, die Thiaumontschlucht überschritten und der Gegner südlich des Forts Douaumont weiter zurückgeworfen. Bei diesen Kämpfen wurden weitere 600 Gefangene gemacht, 12 Maschinengewehre erbeutet. 
In der Gegend von Loivre nordwestlich von Reims machten die Franzosen einen ergebnislosen Gasangriff. 
Das im Tagesbericht vom 21. Mai erwähnte südlich von Chateau-Salins abgeschossene feindliche Flugzeug ist das fünfte von Leutnant Wintgens im Luftkampf außer Gefecht gesetzte.
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Keine wesentlichen Ereignisse.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der amerikanische Botschafter Gerard über das deutsch-amerikanische Verhältnis


James Gerard

München, 26. Mai.
Der Sonderberichterstatter der "Münchener Zeitung" hatte mit dem Botschafter der Vereinigten Staaten von Nordamerika James Gerard eine Unterredung, in der der Botschafter Mitteilungen über Deutschlands Verhältnis zu Amerika und die Lösung des Weltkonfliktes machte. Der Botschafter führte u.a. aus: Die letzte Note Wilsons habe nochmals klar und unzweideutig darauf hingewiesen, daß es der Wunsch und die Absicht seiner Regierung sei, im Geiste des Friedens und der Freundschaft mit Deutschland zu verkehren. Er möchte ausdrücklich erklären, daß alle Zweifel an dem guten Willen des Präsidenten von falschen Voraussetzungen und von einer Verkennung der amerikanischen Politik ausgingen. Eine verhängnisvolle Rolle beim Notenaustausch habe der Mangel einer zuverlässigen und schnellen Berichterstattung gespielt. Die Krisis sei jetzt glücklich überwunden. Die Festigung der guten Beziehungen Amerikas zu Deutschland sei einer der wichtigsten Faktoren in der diplomatischen Situation. Amerika brauche dringend den Frieden. Der Botschafter erklärte dann weiter, er sei sehr optimistisch in bezug auf die Fortschritte, die der Friedensgedanke auch bei den kriegführenden Mächten zeitigen wird. Die klugen und maßvollen Worte des Reichskanzlers über die deutsche Friedensbereitschaft hätten vielleicht ihre stärkste Wirkung in Amerika gehabt. Zum Schluß erklärte Gerard, nichts könne ihn wankend machen in seiner Zuversicht, daß der Frieden schon unterwegs sei.
1)

 

Die falschen Behauptungen Sir Edward Greys

Berlin, 26. Mai.
Unter der Überschrift "Die bosnische Krisis" veröffentlicht die "Nord-deutsche Allgemeine Zeitung zwei Berichte des Botschafters Grafen Pourtales aus Petersburg vom 1. und 5. April 1909 an den damaligen Reichskanzler Fürsten Bülow. Diese widerlegen die Behauptungen Sir Edward Greys, der die Erklärungen des Reichskanzlers über die Haltung der englischen Politik in der bosnischen Krisis zum Anlaß genommen hat, um zu behaupten, daß das deutsche Volk mit Lügen gefüttert werde.
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Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Eroberung des Höhenrückens nördlich von Asiago

Wien, 26. Mai. 
Amtlich wird verlautbart:
Russischer und südöstlicher Kriegsschauplatz:
Unverändert.
Italienischer Kriegsschauplatz: 
Im Sugana-Abschnitt eroberten unsere Truppen den Civaron (südöstlich Burgen) und erklommen die Elferspitze (Cima Undici). 
Im Raume nördlich von Asiago erkämpften Teile des Grazer Korps einen neuen großen Erfolg. Der ganze Höhenrücken vom Corno di Campo Verde bis Meata ist in unserem Besitz. Der Feind erlitt auf seiner Flucht in unserem wirkungsvollsten Geschützfeuer große, blutige Verluste und ließ über 2500 Gefangene, darunter 1 Oberst und mehrere Stabsoffiziere, 4 Geschütze, 4 Maschinengewehre, 300 Fahrräder und viel sonstiges Material in unseren Händen. 
Nördlich Arsiero wurden die Italiener zuerst aus ihren Stellungen westlich Baccarola vertrieben; sodann säuberten unsere Truppen in siebenstündigem Kampfe die Waldungen nördlich des Monte Cimone und besetzten den Gipfel des Berges. Im oberen Posinatal ist Bettale genommen. 
Unsere Landflieger bewarfen die Bahnhöfe von Peri, Schio, Thiene und Vicenza, unsere Marineflieger die Luftzeughalle und den Binnenhafen von Grado mit Bomben. 
Nachts warf ein feindliches Luftschiff zahlreiche Bomben auf Trieft ab, die jedoch niemand verletzten und auch keinen Schaden verursachten.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Ereignisse zur See:
Eines unserer Unterseeboote hat am 23. morgens die bedeutenden Hochöfen von Portoferraio auf der Insel Elba sehr erfolgreich beschossen. Das Feuer wurde von einer Strandbatterie wirkungslos erwidert. Anschließend an die Beschießung versenkte das Unterseeboot den italienischen Dampfer "Washington". 

Flottenkommando. 1)

 

Der bulgarische Heeresbericht:

Patrouillenkämpfe an der mazedonischen Front

Sofia, 26. Mai. 
Das Hauptquartier teilt mit: 
Am 23. und 24. Mai hat sich nichts Besonderes ereignet. An der Front Doiran-Gewgheli starke gegenseitige Kanonade. Unsere Artillerie brachte eine feindliche Batterie südlich vom Dorfe Majadagh zum Schweigen und trieb feindliche Schützen, die westlich von diesem Dorfe Stellung genommen hatten, aus ihren Gräben heraus. Eine unserer Patrouillen griff eine aus 25 Mann bestehende französische Patrouille an und verjagte sie aus dem am südlichen Belasitza-Abhang gelegenen Dorfe Palmisch. Am 24. d. M. warfen feindliche Flugzeuge eine Bombe auf Gewgheli und eine zweite südlich vom Dorfe Petrows, richteten jedoch keinen Schaden an. Am Morgen desselben Tages erschienen fünf feindliche Flugzeuge über Xanthi und warfen auf die Stadt und deren Umgebung mehrere Bomben ab, die einige Einwohner verwundeten. Unser Luftgeschwader stieg zum Angriff auf den Feind auf und zwang ihn rasch zur Umkehr. Eine der Luftflotteneinheiten des Feindes stürzte stark beschädigt auf griechisches Gebiet ab.
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Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 26. Mai. 
An der Kaukasusfront unbedeutende örtliche Feuergefechte und Kämpfe zwischen Erkundungsabteilungen. 
Zwei Flugzeuge, die Sed ül Bahr und die Meerenge überflogen, wurden durch das Feuer unserer Geschütze in der Richtung auf Imbros verjagt. Unsere Artillerie beschoß in wirksamer Weise einen feindlichen Fliegerschuppen auf der Insel Kensten, Ada und die gedeckten Unterstände feindlicher Beobachtungsposten, die sich dort und auf der Insel Hekim befinden. Fast überall, wo unsere Geschosse einschlugen, brachen Brände aus. In den Unterständen kam es zu Explosionen.

 

Der 1. Weltkrieg im Mai 1916

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1) TEXTQUELLEN:
Amtliche Kriegs-Depeschen
Nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus
4. Band
Nationaler Verlag, Berlin SW 68
(1916)

 

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