Der Weltkrieg am 6. Mai 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 Die Reste des am 5. Mai 1916 bei Saloniki zerstörten Luftschiffs
Die Reste des am 5. Mai 1916 bei Saloniki zerstörten Luftschiffs

Der deutsche Heeresbericht:

Fünfzehn französische Fesselballons eingefangen

Großes Hauptquartier, 6. Mai.  
Westlicher Kriegsschauplatz:
Südöstlich und südlich von Armentieres waren Unternehmungen unserer Patrouillen erfolgreich; es wurden Gefangene gemacht und 2 Maschinengewehre, 2 Minenwerfer erbeutet.
Bei Givenchy-en-Gohelle wurde ein englischer Angriff gegen einige von uns besetzte Sprengtrichter glatt abgeschlagen.
Nordöstlich von Vienne-le-Chateau (Argonnen) scheiterte eine größere französische Patrouillenunternehmung nach Nahkampf.
Auf dem linken Maasufer spannen sich die Artillerie- und Infanteriekämpfe in Gegend südöstlich von Haucourt fort. Sie brachten uns wiederum einige Erfolge, ohne völlig zum Abschluß zu kommen.
Südlich von Warneton hat Vizefeldwebel Frankl am 4. Mai einen englischen Doppeldecker abgeschossen und damit sein viertes feindliches Flugzeug außer Gefecht gesetzt. Seine Majestät der Kaiser hat seiner Anerkennung für die Leistungen des tüchtigen Fliegers durch die Beförderung zum Offizier Ausdruck verliehen. Südöstlich von Diedenhofen mußte ein französisches Flugzeug notlanden; die Insassen sind gefangengenommen.
Eine große Zahl französischer Fesselballons riß sich gestern abend infolge des plötzlichen Sturmes los und trieb über unsere Linien; mehr als fünfzehn sind bisher geborgen.
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Die Lage ist im allgemeinen unverändert.
Balkankriegsschauplatz:
Eins unserer Luftschiffe ist von einer Fahrt nach Saloniki nicht zurückgekehrt. Es ist nach englischer Meldung abgeschossen und verbrannt.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Mißerfolge der Italiener bei Lafraun

Wien, 6. Mai.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Truppen der Armee des Erzherzogs Joseph Ferdinand vertrieben südwestlich von Olyka die Russen aus einem unmittelbar vor der Front liegenden Wäldchen.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Die Kampftätigkeit war im allgemeinen gering. Ein feindlicher Gegenangriff auf die von uns genommenen Stellungen am Rombon wurde abgewiesen.
Auf der Hochfläche von Lafraun wurden die Italiener aus ihren vorgeschobenen Gräben nördlich unseres Werkes Lusern vertrieben.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Unverändert.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 6. Mai.
An der Kaukasusfront wurden im Tschorukabschnitte 300 feindliche Infanteristen, die einen überraschenden Angriff versucht hatten, mit Verlusten zurückgeschlagen. Auf den übrigen Abschnitten dieser Front nichts Wichtiges.
Eine der Bomben, die am 3. Mai von zwei feindlichen, Smyrna überfliegenden Flugzeugen abgeworfen wurden, traf einen Güterzug und verletzte drei Personen leicht.
Am 3. Mai wurde ein feindliches Flugzeug, das Dir es Sebah überflog, nördlich dieses Ortes abgeschossen und der Flieger gefangengenommen. Er versprach den zu seiner Hilfe herbeieilenden Beduinen Geld, falls sie seine Flucht erleichterten.

 


Zum 6. Mai

Kronprinz Wilhelm

Kronprinz Wilhelm

Der Geburtstag des deutschen Kronprinzen am 6. Mai steht in diesem Jahre unter dem Zeichen von Verdun. Es ist ein sieghaftes Zeichen. Zahlreiche harte Kämpfe haben dem jungen Heerführer frischen und unverwelklichen Lorbeer um die Stirn gewunden. Wohl ist das zähe Ringen um die starke Festung, die die Franzosen selbst den Schlüssel von Paris genannt haben, noch nicht beendet. Wohl scheint es so, als sei in den letzten Tagen eine gewisse Ruhe an der Front der kronprinzlichen Armee eingetreten. Aber wir wissen genau: das scheint nur so. Vom ersten Tage an, da die Vorstösse gegen Verdun begannen, wurde klar, dass hier mit einer fast mathematischen Sicherheit und Klarheit gearbeitet wurde, dass der Feldherr mit seinem Generalstab darauf ausging, mit möglichst sparsamen Opfern an Blut rnöglichst grosse Erfolge zu erringen.
Und dieses wohltuende Gefühl der vollkommenen Überlegung jedes, auch des scheinbar unbedeutendsten Schrittes teilte sich nicht nur der gesamten Armee, sondern auch dem ganzen Volke mit. Nirgends zeigte sich eine Spur von Besorgnis, dass die uns allen unbekannten letzten Ziele dieser gewaltigen Kampfhandlung etwa nicht erreicht werden könnten. Wenn der Weg sich weiter erwies, als die den Tatsachen auf beschwingten Füssen voraneilende Hoffnung manchmal träumte; wir haben Zeit, und unsere Feinde nicht.
Dieses willig hingebende Vertrauen hat sich der Kronprinz nicht nur durch seine Taten, sondern auch durch die Liebenswürdigkeit seines Wesens bei jedem Einzelnen seiner Untergebenen erkämpft, und darum schallen ihm heute die Glückwünsche und Heilrufe als ein Bekenntnis zahlloser treuer Herzen entgegen, und er weiss, dass es kein kostbareres Geburtstagsgeschenk als dieses gibt.

W.2)

 

Der 1. Weltkrieg im Mai 1916

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1) TEXTQUELLEN:
Amtliche Kriegs-Depeschen
Nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus
4. Band
Nationaler Verlag, Berlin SW 68
(1916)

2) "Liller Kriegszeitung" (1916)

 

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