Die Unruhen in Irland
Asquith
London, 27. April. (Priv.-Tel.)
Im Unterhause gab Asquith folgendes Telegramm des Vizekönigs von Irland bekannt:
"Der Zustand ist befriedigend und die Truppen haben St. Stephensgreen besetzt. Elf Aufständische sind getötet worden. Die Nachrichten aus der Provinz sind beruhigend. Der Generalsekretär der Feldwache berichtet, daß in Droghede die nationalistischen Freiwilligen unter die Waffen getreten sind um der Regierung zu helfen. (Beifall.) Verschiedene Bürger haben ebenfalls ihre Hilfe angeboten." Asquith teilte weiter mit, daß in Stadt und Grafschaft Dublin der Belagerungszustand verhängt worden, daß energische Maßregeln zur Unterdrückung der Bewegung getroffen worden seien, und daß die Aufständischen gefangen genommen würden. Außer in Dublin sei es in Irland ruhig. Es seien lediglich drei unbedeutende Fälle von Störungen der öffentlichen Ordnung vorgekommen. Schritte seien getan worden, um die Freunde Englands im Auslande genau über die wahre Bedeutung dieser neuesten deutschen Kampagne auf dem laufenden zu halten. Asquith dementierte die Nachricht, daß das Palais des Vizekönigs durch die Aufständischen besetzt sei, ebensowenig verfügten sie über Maschinengewehre. - Im Oberhause erklärte Lansdowne: Wenn er auch den Ernst der Lage nicht verkleinern wolle, so sei der ganze Aufstand zu einem schmählichen Mißerfolg verurteilt. Die letzten Berichte seien sehr beruhigend. Es seien 25 Aufständische getötet und 22 verwundet worden. Außerdem seien zwei loyale Freiwillige und zwei Polizeibeamte getötet und sechs loyale Freiwillige verwundet worden. Im Oberhause wurde weiter noch mitgeteilt: Am 24. unternahmen die Aufständischen einen wenig kräftigen Ansturm auf das Palais des Vizekönigs, sie besetzten St. Stephensgreen, hielten die Truppen, die nach den Kasernen zurückkehrten, auf und feuerten von den Dächern auf die Soldaten. Sie besetzten das Postamt und zwei Eisenbahnstationen und durchschnitten die Telegraphenlinien. In der Provinz blieb es im allgemeinen ruhig. Die Regierung hatte ausführliche Telegramme erhalten und daraus ersehen, daß das Hauptquartier der Sinn Feiner, die Liberty Hall, zum Teil zerstört und nun durch die Soldaten besetzt sei. Ein geschlossener Kordon von Truppen sei im Zentrum Dublins und am nördlichen Ufer des Flusses aufgestellt. Eine Anzahl Bataillone seien aus England angekommen.
London, 27. April. (Priv.-Tel.)
Im Oberhause teilte Lord Lansdowne mit, daß Sir Roger Casement, der an der Westküste Irlands Waffen und Munition zu landen versucht habe, gefangen genommen sei.
Iralee (Irland), 27. April (W. B.)
Reuter meldet:
Ein Gerichtsbeamter und ein Postbeamter wurden Freitag nacht in Iralee unter der Anklage der Verschwörung und Unterstützung der Waffeneinfuhr aus Feindesland verhaftet. Die Verhaftung hängt mit der Beschlagnahme eines Bootes mit Waffenladung und Munition in der Bucht von Iralee zusammen Man glaubt, daß die Waffen für die Freiwilligen der Sinn Fein bestimmt waren. Ein Mann unbekannter Nationalität wurde bei dem Boote verhaftet und nach Dublin gebracht.
London, 27. April. (Priv.-Tel.)
Reuter meldet:
In Killarglin wurde ein aus Limerick kommendes Automobil, in dem drei unbekannte Männer saßen, von dem Ufer aus in den Fluß hineingetrieben. Der Chauffeur entkam, die beiden Männer ertranken. Man glaubt, daß auch sie bei der Waffenexpedition beteiligt waren. Das beschlagnahmte Boot hatte, wie man annimmt, Beziehungen zu dem unter falscher Flagge fahrenden Schiffe, das an der Küste kreuzte, um Waffen für die Sinn Feiner an Land zu bringen. In Tralee herrscht große Erregung über den Vorfall. - Die Blätter bringen den Angriff auf Lowestoft und Yarmouth in Beziehung mit den Unruhen in
Dublin und der Gefangennahme
Casements.
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