Der Weltkrieg am 23. April 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

Der deutsche Heeresbericht:

Französische Gräben links der Maas genommen

Großes Hauptquartier, 23. April.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Unsere neugewonnenen Gräben an der Straße Langemarck-Ypern mußten infolge hohen Grundwassers, das einen Ausbau unmöglich machte, geräumt werden.
Gegen Morgen wurde südlich St. Eloi ein englischer Handgranatenangriff abgeschlagen.
Englische Patrouillen, die nach stärkerem Vorbereitungsfeuer nachts gegen unsere Linien beiderseits der Straße Bapaume-Albert vorgingen, wurden zurückgewiesen.
Bei Tracy-le-Val mißlang ein feindlicher Gasangriff; die Gaswolke schlug in die französische Stellung zurück.  
Links der Maas wurden südöstlich von Haucourt und westlich der Höhe "Toter Mann" feindliche Gräben genommen. Rechts des Flusses, in der Woëvre-Ebene und auf den Höhen bei Combres blieb die Gefechtstätigkeit auf andauernd sehr lebhafte Artilleriekämpfe beschränkt.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Südöstlich des Naroczsees endete ein russischer Angriff in etwa Bataillonsstärke verlustreich an unserem Hindernis. Sonst außer stellenweise auffrischendem Artilleriefeuer und einigen Patrouillenkämpfen keine besonderen Ereignisse.
Balkankriegsschauplatz:
Nichts Neues.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Angriff deutscher Flugzeuge auf Oesel

Berlin, 23. April.
Ein Geschwader von zehn deutschen Flugzeugen hat am 22. April die russische Flugstation Papenholm auf der Insel Oesel angegriffen und mit 45 Bomben belegt, wobei sehr gute Wirkung beobachtet wurde. Ein russisches Flugzeug wurde zur Landung gezwungen. Alle deutschen Flugzeuge sind trotz heftigster Beschießung unversehrt zurückgekehrt.

Der Chef des Admiralstabs der Marine. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Mißerfolge der Italiener am Col di Lana-Grat

Wien, 23. April.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer und südöstlicher Kriegsschauplatz:
Nichts Neues.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Gegen den Südwestrand der Hochfläche von Doberdo hat ein feindlicher Angriff eingesetzt; sonst beschränkte sich die Gefechtstätigkeit an der küstenländischen und Kärntner Front auf örtliche Artilleriekämpfe.
Am Col di Lana haben unsere Truppen den Stützpunkt auf dem Grat nordwestlich des Gipfels wieder besetzt und gegen einen feindlichen Angriff behauptet. Der Gipfel selbst steht unter kräftigem Feuer unserer Artillerie. Auch im Sugana-Abschnitt und bei Riva fanden lebhafte Geschützkämpfe statt.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Neue englische Niederlage im Irak

Konstantinopel, 23. April.
Das Hauptquartier teilt mit:
In der Nacht vom 20. zum 21. April wurden feindliche Angriffe gegen unsere Stellung von Beitissa leicht zurückgeschlagen. Vom 21. April bis zum Mittag des 22. April beschoß der Feind zeitweilig unsere Stellungen von Felahie auf dem linken Ufer des Tigris. Gegen Mittag verstärkte er die Beschießung und griff unmittelbar darauf mit Truppen, die auf eine halbe Division geschätzt werden, diese Front an. Unsere Reserven richteten jedoch unverzüglich einen heftigen Gegenangriff gegen die angreifenden feindlichen Kolonnen. Nach zweistündigem Bajonettkampf ließ der Feind etwa 2000 Tote auf dem Schlachtfelde zurück und wurde zur Flucht in seine alten Stellungen gezwungen. Die Verluste des Feindes während der Schlacht vom 22. April betrugen mehr als 3000 Mann. Unsere Verluste waren unbedeutend. Bei Kut el Amara ist die Lage unverändert.
An der Kaukasusfront nichts von Bedeutung auf dem rechten Flügel. Im Zentrum überrumpelten wir eine feindliche Abteilung, die auf 100 Mann geschätzt wurde. 1 Offizier und 10 Mann von ihr fielen, die übrigen entflohen. In diesem Abschnitt wurde ferner ein von zwei feindlichen Bataillonen ausgeführter Angriff im Gegenangriff zurückgeschlagen, wobei etwa die Hälfte der feindlichen Truppen vernichtet wurde. Auf dem linken Flügel wurden im Küstenabschnitt vereinzelte Angriffe des Feindes mit Erfolg zum Stehen gebracht.
Bei Sed ül Bahr eröffneten zwei feindliche Schiffe ein unwirksames Feuer. Einige Flugzeuge erschienen in großer Höhe und warfen Bomben ab, die ins Wasser fielen. An der Küste von Smyrna feuerten zwei feindliche Monitoren in Zwischenräumen und zogen sich dann zurück.

  

Der 1. Weltkrieg im April 1916

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1) TEXTQUELLEN:
Amtliche Kriegs-Depeschen
Nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus
4. Band
Nationaler Verlag, Berlin SW 68
(1916)

 

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