Der Weltkrieg am 9. April 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Die Lage an allen Fronten unverändert

Großes Hauptquartier, 9. April.
Die Lage ist auf allen Kriegsschauplätzen im allgemeinen unverändert.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Luftangriff gegen die russische Fliegerstation auf Oesel

Berlin, 9. April.  
Am 8. April griffen vier Marineflugzeuge die russische Flugstation Papensholm bei Kielkond auf Oesel an. Die Station wurde mit 20 Bomben belegt. Von vier zur Abwehr aufgestiegenen feindlichen Flugzeugen wurden zwei zur Landung gezwungen. Trotz heftiger Beschießung sind unsere Flugzeuge unbeschädigt zurückgekehrt.  

Der Chef des Admiralstabs der Marine. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Lebhaftes Geschützfeuer an der italienischen Front

Wien, 9. April.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer und südöstlicher Kriegsschauplatz:
Unverändert.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Stellenweise lebhaftes Geschützfeuer, sonst keine nennenswerten Kämpfe.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Niederlage der Engländer am Tigris

Konstantinopel, 9. April.
Das Hauptquartier meldet:
An der Irakfront fügten wir dem Feinde bei einem Gefecht am 5. und 6. April in einem von einer unserer fliegenden Abteilungen besetzten Schützengraben der vorgeschobenen Linie 4 Kilometer östlich unseres Hauptabschnittes von Felahie einen Verlust von 1500 Mann zu und nahmen ihm einige Gefangene ab. Wir schossen ferner ein Flugzeug ab. Dieser zweitägige Kampf spielte sich folgendermaßen ab: Da infolge des Steigens des Tigris in den letzten Tagen unsere an den Fluß stoßenden Schützengräben, die einen Teil unserer vorgeschobenen Linie bildeten, und die sich 4 Kilometer östlich unserer Hauptstellung befinden, überflutet und zerstört worden waren, so räumte ein großer Teil unserer Truppen am 4. April abends befehlsgemäß die Gräben, in denen sie ungefähr zwei Kompagnien zurückließen. Am 5. April morgens beschoß der Feind, der die Ursache dieser Räumung nicht kannte, diese Gräben mit seiner Artillerie eine Stunde lang und griff sie mit einer Truppenmacht von ungefähr drei Brigaden an. Obwohl unsere beiden Kompagnien den Befehl erhalten hatten, vor diesen überlegenen Kräften zurückzugehen, so hielten sie doch stundenlang den Feind durch Angriffe mit dem Bajonett und mit Bomben auf und wichen dann in unsere Hauptstellung zurück. Gleichzeitig zogen sich unsere aus schwachen Kräften zusammengesetzten Vorposten auf dem rechten Ufer des Tigris ebenfalls auf den Flügel unserer Hauptstellung zurück. Gelegentlich dieser Angriffe stellten wir fest, daß eine Anzahl der feindlichen Truppen in den durch die Überschwemmung gebildeten Sümpfen einsanken. Durch dieses Scharmützel ermutigt, näherte sich der Feind, der neue Verstärkungen erhielt, am 6. April an einigen Stellen bis auf 800 Meter unserer Hauptstellung und versuchte dann einen Angriff. Er wurde aber durch unseren Gegenangriff und unser heftiges Feuer gezwungen, 2 Kilometer in östlicher Richtung zurückzugehen. Dabei ließ er eine beträchtliche Zahl von Toten und Verwundeten zurück. Die feindlichen Verluste werden auf 1500 Mann geschätzt, während die unsrigen gering sind. Am 7. April morgens bekämpften sich nur die beiden Artillerien.
An der Kaukasusfront scheiterte im Zentrum ein vom Feinde versuchter nächtlicher Überfall. Der Feind wurde durch unseren Gegenangriff nach wenigen Stunden Kampfes vollkommen aus der vorher von ihm besetzten Stellung verjagt.
An den anderen Abschnitten unbedeutende Kämpfe.
An der Küste von Smyrna nordwestlich von Urla schoß ein feindlicher Monitor ohne Erfolg 25 Granaten auf die Umgebung von Karatatsch Burun. Unsere Artillerie antwortete und traf dreimal den feindlichen Monitor, der kampfunfähig gemacht und auf hoher See von einem anderen Monitor, der zu seiner Hilfe herbeigeeilt war, abgeschleppt wurde. - An der Irakfront keine Veränderung. Unser Artilleriefeuer beschädigte ein feindliches Kanonenboot und verursachte auf ihm eine Explosion. Das Boot wurde von einem Motorboot nach Osten abgeschleppt. Westlich von Korna fand ein Zusammenstoß mit feindlichen Vorposten statt. Von den Engländern wurden 5 Mann getötet, 1 Offizier verwundet. Wir zerstörten telephonische Anlagen des Feindes in dieser Gegend.
An der Kaukasusfront keine Unternehmung von Bedeutung. Am 8. April näherte sich ein feindlicher Kreuzer Kemikli Liman und gab einige Schüsse ab. Das Gegenfeuer unserer Artillerie zwang ihn sich zurückzuziehen. Zwei feindliche Flieger erschienen über der Halbinsel Gallipoli, entflohen aber beim Aufsteigen unseres Kampfflugzeuges gegen Imbros.

  

Der 1. Weltkrieg im April 1916

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 4
Nationaler Verlag, Berlin (1916)

 

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