Der türkische Heeresbericht:
Niederlage
der Engländer am Tigris
Konstantinopel,
9. April. Das Hauptquartier meldet: An der Irakfront fügten wir dem Feinde bei einem Gefecht
am 5. und 6. April in einem von einer unserer fliegenden Abteilungen
besetzten Schützengraben der vorgeschobenen Linie 4 Kilometer östlich
unseres Hauptabschnittes von Felahie einen Verlust von 1500 Mann
zu und nahmen ihm einige Gefangene ab. Wir schossen ferner ein Flugzeug
ab. Dieser zweitägige Kampf spielte sich folgendermaßen ab: Da infolge
des Steigens des Tigris in den letzten Tagen unsere an den Fluß
stoßenden Schützengräben, die einen Teil unserer vorgeschobenen
Linie bildeten, und die sich 4 Kilometer östlich unserer Hauptstellung
befinden, überflutet und zerstört worden waren, so räumte ein großer
Teil unserer Truppen am 4. April abends befehlsgemäß die Gräben,
in denen sie ungefähr zwei Kompagnien zurückließen. Am 5. April
morgens beschoß der Feind, der die Ursache dieser Räumung nicht
kannte, diese Gräben mit seiner Artillerie eine Stunde lang und
griff sie mit einer Truppenmacht von ungefähr drei Brigaden an.
Obwohl unsere beiden Kompagnien den Befehl erhalten hatten, vor
diesen überlegenen Kräften zurückzugehen, so hielten sie doch stundenlang
den Feind durch Angriffe mit dem Bajonett und mit Bomben auf und
wichen dann in unsere Hauptstellung zurück. Gleichzeitig zogen sich
unsere aus schwachen Kräften zusammengesetzten Vorposten auf dem
rechten Ufer des Tigris ebenfalls auf den Flügel unserer Hauptstellung
zurück. Gelegentlich dieser Angriffe stellten wir fest, daß eine
Anzahl der feindlichen Truppen in den durch die Überschwemmung gebildeten
Sümpfen einsanken. Durch dieses Scharmützel ermutigt, näherte sich
der Feind, der neue Verstärkungen erhielt, am 6. April an einigen
Stellen bis auf 800 Meter unserer Hauptstellung und versuchte dann
einen Angriff. Er wurde aber durch unseren Gegenangriff und unser
heftiges Feuer gezwungen, 2 Kilometer in östlicher Richtung zurückzugehen.
Dabei ließ er eine beträchtliche Zahl von Toten und Verwundeten
zurück. Die feindlichen Verluste werden auf 1500 Mann geschätzt,
während die unsrigen gering sind. Am 7. April morgens bekämpften
sich nur die beiden Artillerien. An der Kaukasusfront scheiterte
im Zentrum ein vom Feinde versuchter nächtlicher Überfall. Der Feind
wurde durch unseren Gegenangriff nach wenigen Stunden Kampfes vollkommen
aus der vorher von ihm besetzten Stellung verjagt. An den anderen
Abschnitten unbedeutende Kämpfe. An der Küste von Smyrna nordwestlich
von Urla schoß ein feindlicher Monitor ohne Erfolg 25 Granaten auf
die Umgebung von Karatatsch Burun. Unsere Artillerie antwortete
und traf dreimal den feindlichen Monitor, der kampfunfähig gemacht
und auf hoher See von einem anderen Monitor, der zu seiner Hilfe
herbeigeeilt war, abgeschleppt wurde. - An der Irakfront keine Veränderung.
Unser Artilleriefeuer beschädigte ein feindliches Kanonenboot und
verursachte auf ihm eine Explosion. Das Boot wurde von einem Motorboot
nach Osten abgeschleppt. Westlich von Korna fand ein Zusammenstoß
mit feindlichen Vorposten statt. Von den Engländern wurden 5 Mann
getötet, 1 Offizier verwundet. Wir zerstörten telephonische Anlagen
des Feindes in dieser Gegend. An der Kaukasusfront keine Unternehmung
von Bedeutung. Am 8. April näherte sich ein feindlicher Kreuzer
Kemikli Liman und gab einige Schüsse ab. Das Gegenfeuer unserer
Artillerie zwang ihn sich zurückzuziehen. Zwei feindliche Flieger
erschienen über der Halbinsel Gallipoli, entflohen aber beim Aufsteigen
unseres Kampfflugzeuges gegen Imbros.
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