Der Weltkrieg am 8. März 1916

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Verdun 1. Weltkrieg: Die zerstörte Kirche des Ortes Forges
Die zerstörte Kirche des Ortes Forges bei Verdun

 Der deutsche Heeresbericht:

Französische Stellungen westlich der Maas gestürmt

3335 Franzosen gefangen

Großes Hauptquartier, 8. März.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Gegen die von uns zurückeroberte Stellung östlich des Gehöftes Maisons de Champagne setzten die Franzosen am späten Abend zum Gegenangriff an. Am westlichen Flügel wird noch mit Handgranaten gekämpft; sonst ist der Angriff glatt abgeschlagen.
Auf dem linken Maasufer wurden, um den Anschluß an unsere rechts des Flusses auf die Südhänge des Côte de Talon, des Pfefferrückens und des Douaumont vorgeschobenen neuen Linien zu verbessern, die Stellungen des Feindes zu beiden Seiten des Forgesbaches unterhalb von Bethincourt in einer Breite von 6 und einer Tiefe von mehr als 3 Kilometer gestürmt. Die Dörfer Forges und Regnéville, die Höhen des Raben- und kleinen Cumièreswaldes sind in unserer Hand. Gegenstöße der Franzosen gegen die Südränder dieser Wälder fanden blutige Abweisung. Ein großer Teil der Besatzung der genommenen Stellungen kam um, ein unverwundeter Rest, 58 Offiziere, 3277 Mann, wurde gefangen. Außerdem sind 10 Geschütze und viel sonstiges Kriegsmaterial erbeutet.
In der Woëvre wurde der Feind auch aus den letzten Häusern von Fresnes geworfen, die Zahl der dort gemachten Gefangenen ist auf 11 Offiziere, über 700 Mann gestiegen, einige Maschinengewehre wurden erbeutet.
Unsere Flugzeuggeschwader bewarfen mit feindlichen Truppen belegte Ortschaften westlich von Verdun mit Bomben.
Östlicher Kriegsschauplatz:
An mehreren Stellen der Front wurden russische Teilangriffe abgewiesen.
Die Eisenbahnstrecke Ljachowitschi (südöstlich von Baranowitschi) - Luniniec, auf der stärkerer Bahnverkehr beobachtet wurde, ist mit gutem Erfolge von unseren Fliegern angegriffen worden.
Balkankriegsschauplatz:
Nichts Neues.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der siegreiche Vorstoß im Westen von Verdun

Die "Frankfurter Zeitung schreibt:
Der heutige Tagesbericht hat die Erwartungen, zu denen uns schon die Pariser Bulletins berechtigt haben, noch übertroffen. Unser Angriff am westlichen Ufer der Maas hat den ganzen Höhenzug des Bois des Courbeaux (Rabenwald) und der Côte de l´Oie in unseren Besitz gebracht. Aus dem französischen Verteidigungsgelände ist - wenn man die Linien Vereinfacht - ein parallelogrammförmiger Ausschnitt herausgerissen worden, der rund sechs Kilometer lang (Strecke Béthincourt-Maas) und über drei Kilometer breit ist. Unsere stürmenden Truppen sind annähernd bis zu der Stelle gelangt, wo sich der obere Rand des Wortes Cumières auf der Skizze befindet (mit Ausschluß der beiden ersten Buchstaben). Béthincourt und Cumières selbst sind noch in französischem Besitz; zwischen diesen beiden Orten liegt die starke, die Umgebung überragende feindliche Stellung auf dem bis zu 295 Meter hohen "Toten Mann" (Le Mort-Homme). Der deutsche Angriff, der den schwierigen Forges-Abschnitt zwischen Béthincourt und dem Dorf Forges überwinden mußte, stellte an unsere Truppen zweifellos sehr hohe Anforderungen. Sie mußten die kahlen Hänge, auf denen der Rabenwald und daneben das "kleine Wäldchen von Cumières" liegt, hinauf stürmen und, oben angelangt, die mit allen erdenklichen Hindernissen ausgestatteten Wälder vom Feind säubern. Nun stehen sie unmittelbar vor dem letzten schwachen Anstieg zum "Toten Mann", dessen höchste Erhebung kaum 800 Meter vom Rand des Rabenwaldes entfernt ist. Dahinter (d. h. südlich des Mort-Homme) sinkt das Gelände bis auf wenig über 200 Meter und erhebt sich erst in der Gegend des Waldes von Bourrus, wo die permanente Festungslinie beginnt, wieder auf nahezu 300 Meter. Zwischen unserer neuen Front und den Forts von Bourrus und Marre liegt ein etwa 5½ Kilometer breiter Geländestreifen. In südwestlicher Richtung liegen hinter Mort-Homme erst in den Waldpartien südwestlich von Esnes größere Bodenerhebungen. Als strategischen Zweck des Angriffs vor dem Nordwestsektor der Festung bezeichnet der Tagesbericht die Besserung unserer Stellungen rechts der Maas. Man erfährt beiläufig, daß dort unsere Linien auf die Südhänge der Côte de Talou (nördlich von Vacherauville), der Côte de Poivre (Pfefferrücken südlich von Louvemont) und des Douaumont vorgeschoben worden sind. Dieser strategische Zweck ist jetzt schon erreicht, denn der ganze Geländeabschnitt zwischen Forges und Cumières, der unseren rechtsseitigen Positionen in der Flanke lag, ist nun in unserer Hand. Unsere Truppen haben im ersten Ansturm westlich der Maas sich so stark vorgearbeitet, daß sie schon nahezu in dieselbe Höhe mit unseren östlich des Flusses kämpfenden Truppen gelangt sind. Selbstverständlich lassen sich die Operationen auf den beiden Flußufern nicht miteinander vergleichen. Überdies standen unsere Truppen bei Béthincourt von Anfang an weiter südlich als die Divisionen rechts der Maas. Die Beute ist groß und gibt den besten Beweis für das Ungestüm der angreifenden Truppen Die Gesamtzahl der Gefangenen dürfte nun rund 24000 Mann betragen. Der Tagesbericht läßt keinen Zweifel, daß die blutigen Verluste der Franzosen in den letzten Tagen ganz ungeheuerlich gewesen sind.

 

Die Opfer der eigenen Landsleute

Berlin, 8. März. (W. B.)
Von den schweren Verlusten, die die Einwohnerschaft des von uns besetzten französischen und belgischen Gebiets durch das Artilleriefeuer und durch Bombenwürfe der eigenen Landsleute und der ihnen verbündeten Engländer fortgesetzt erleidet, legen die folgenden, auf sorgfältigster Zusammenstellung fußenden Zahlen beredtes Zeugnis ab: Im Monat Februar 1916 wurden getönt: 8 Männer, 17 Frauen, 15 Kinder, zusammen 40 Personen; verwundet: 20 Männer, 36 Frauen, 21 Kinder, zusammen 77 Personen, mithin Gesamtzahl der im besetzten Gebiet getöteten und verwundeten Landeseinwohner für Februar 1916: 117 Personen (Januar 1916 133). Da in der Zeit vom September 1915 bis zum Dezember 1915 insgesamt 793 Einwohner des im Westen besetzten Gebietes getötet oder verwundet wurden, so ergibt sich als Gesamtverlust an Landeseinwohnern, den Engländer, Franzosen und Belgier trotz ihrer vielgerühmten Menschlichkeit durch ihr Feuer verursacht haben, für den sechsmonatigen Zeitraum vom September 1915 bis einschließlich Februar 1916 die sehr beträchtliche Ziffer von 1043 Seelen. Sie bedarf keines weiteren Kommentars.
2)

 

Der Pour le mérite für den Kommandanten der "Möwe"

Magdeburg, 8. März.
Wie die "Magdeburgische Zeitung" hört, hat der Kaiser im Hauptquartier den Grafen und Burggrafen zu Dohna-Schlodien, Kommandanten der "Möwe", empfangen und ihm persönlich den Orden Pour le mérite überreicht.
1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Lebhaftere Gefechtstätigkeit an der galizischen Front

Wien, 8. März.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
An der Front der Armee des Generalobersten Erzherzogs Josef Ferdinand war auch gestern die Gefechtstätigkeit zeitweilig lebhafter.
Sonst keine besonderen Ereignisse.
Italienischer und südöstlicher Kriegsschauplatz:
Ruhe.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
1)

 

Der amerikanische Kongreß und der U-Boot-Krieg

New York, 8. März. (Von dem Vertreter von W. T. B.)
Das Repräsentantenhaus hat die Resolution, welche eine Warnung an die Bürger der Vereinigten Staaten vor Reisen auf bewaffneten Handelsschiffen der Kriegführenden vorschlug, mit 276 gegen 143 Stimmen vertagt.
1)

 

Die montenegrinische Königsfamilie in Bordeaux

Bordeaux, 8. März.
Die montenegrinische Königsfamilie ist hier angekommen.
1)

 

Der 1. Weltkrieg im März 1916

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 4
Nationaler Verlag, Berlin (1916)

 

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