Der Weltkrieg am 27. Februar 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

FRANZÖSISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Erstürmung der Befestigungen von Hardaumont

Vordringen gegen die Côtes Lorraines - Bisher 15000 Gefangene

Großes Hauptquartier, 27. Februar.
Westlicher Kriegsschauplatz:
An verschiedenen Stellen der Front spielten sich lebhaftere Artillerie- und Minenkämpfe ab. Südöstlich von Ypern wurde ein englischer Angriff abgeschlagen.
Auf den Höhen rechts der Maas versuchten die Franzosen in fünfmal wiederholten Angriffen mit frisch herangebrachten Truppen die Panzerfeste Douaumont zurückzuerobern. Sie wurden blutig abgewiesen. Westlich der Feste nahmen unsere Truppen nunmehr Champneuville, die Côte de Talou und kämpften sich bis nahe an den Südrand des Waldes nordöstlich von Bras vor. Östlich der Feste erstürmten sie die ausgedehnten Befestigungsanlagen von Hardaumont. In der Woëvre-Ebene schreitet die deutsche Front kämpfend gegen den Fuß der Côtes Lorraines rüstig vor. Soweit Meldungen vorliegen, beträgt die Zahl der unverwundeten Gefangenen jetzt fast 15000.
In Flandern wiederholten unsere Flugzeuggeschwader ihre Angriffe auf feindliche Truppenlager. In Metz wurden durch Bombenabwurf feindlicher Flieger 8 Zivilpersonen und 7 Soldaten verletzt oder getötet, einige Häuser wurden beschädigt. Im Luftkampf und durch unsere Abwehrgeschütze wurde je ein französisches Flugzeug im Bereich der Festung abgeschossen; die Insassen, darunter 2 Hauptleute, sind gefangengenommen.
Östlicher und Balkankriegsschauplatz:
Keine Ereignisse von Bedeutung.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Karte zum Ersten Weltkrieg: Die Einnahme von Durazzo (Albanien)

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Durazzo von k. u. k. Truppen besetzt

Wien, 27. Februar.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Keine besonderen Ereignisse.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Vorgestern kam es an der küstenländischen Front, von lebhaftem Artilleriefeuer abgesehen, an mehreren Stellen auch zu heftigen kleinen Infanteriekämpfen. Vor Tagesanbruch machten Abteilungen von der Besatzung des Görzer Brückenkopfes einen Ausfall bei Pevma, überraschten den schlafenden Feind, schütteten einen Graben zu und brachten 46 Gefangene zurück. Am Rande der Hochfläche von Doberdo ging nach starker Artillerievorbereitung feindliche Infanterie gegen unsere Stellungen beiderseits des Monte San Michele und östlich Azzo vor. Die Italiener wurden unter großen, blutigen Verlusten abgewiesen und ließen überdies 127 Gefangene, darunter 6 Offiziere, in unseren Händen. Der gestrige Tag verlief ruhiger. Tarvis erhielt wieder einige Granaten.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Heute morgen haben unsere Truppen Durazzo in Besitz genommen. Schon gestern vormittag war eine unserer Kolonnen im Feuer der italienischen Schiffsgeschütze über die nördliche Landenge vorgedrungen; sie gelangte tagsüber bis Portos, 6 Kilometer nördlich von Durazzo. Die über die südliche Enge entsandten Truppen wurden anfangs durch die feindliche Schiffsartillerie in ihrer Vorrückung behindert, doch gelang es zahlreichen Abteilungen, watend, schwimmend und auf Flößen bis abends die Brücke östlich von Durazzo zu gewinnen und die dortigen italienischen Nachhuten zu werfen. Bei Morgengrauen ist eines unserer Bataillone in die brennende Stadt eingedrungen.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 27. Februar.
An der Dardanellenfront zwangen wir vorgestern einige feindliche Zerstörer, die die Umgegend von Yenischehir und Orchanie beschossen, durch das Feuer unserer Batterien sich zu entfernen. Es ist keine Nachricht, die eine wichtige Veränderung meldet, von den übrigen Fronten eingetroffen.

  

Der französische Heeresbericht:

Paris, 27. Februar. (Amtlicher Bericht von Sonnabend nachmittag.)
In der Gegend nördlich von Verdun, wo der Feind andauernd seine Anstrengungen gegen die Front östlich der Maas richtet, ist der Kampf noch immer erbittert. Nach den letzten Meldungen leisten unsere Truppen in denselben Stellungen den wiederholten Stürmen des Feindes Widerstand. In der Gegend von Douaumont haben die im Gange befindlichen Kämpfe den Charakter besonderer Erbitterung angenommen. An der Front in. Woëvre wurden die vorgeschobenen Abteilungen, die wir seit den Kämpfen des letzten Jahres als Überwachungslinie zwischen Ornes und Hennemont hielten, auf Befehl des Kommandos und ohne vorn Gegner angegriffen zu werden, näher an den Fuß der Maashöhen herangeführt. Unsere Artillerie auf dem linken und dem rechten Ufer der Maas erwidert unermüdlich auf die feindliche Beschießung. Von der übrigen Front ist nichts zu melden.

(Amtlicher Bericht von Sonnabend abend.)
Im Artois Minenkampf. Wir brachten zwei Minenherde zur Entzündung, einen westlich der Straße nach Lille, den zweiten östlich von Neuville-St. Vaast unter einem vom Feinde besetzten Verbindungsgraben. In der Champagne wiesen wir einen feindlichen Angriff auf den von uns genommenen vorbringenden Winkel südlich von Ste. Marie-à-Py vollkommen ab. Die Gesamtzahl der von uns bei dieser Gelegenheit gemachten Gefangenen beträgt 340 (darunter 9 Offiziere und 36 Unteroffiziere). Zerstörungsfeuer richteten wir auf die deutschen Werke nördlich von Ville-sur-Tourbe und in der Gegend des Mont Têtu.
In der Gebend nördlich von Verdun geht die Beschießung ohne Aufenthalt östlich und westlich der Maas weiter. Unsere Truppen antworten dem Feinde mit kraftvoll geführten Gegenangriffen auf die verschiedenen angegriffenen Punkte. Alle neuen Angriffsversuche der Deutschen in der Gegend von Champneuville und Côte Poivre (?), wo wir fest eingenistet sind, wurden abgewiesen. Ein erbitterter Kampf tobt um das Fort Douaumont, das ein vorgeschobener Bestandteil der alten Verteidigungswerke des Platzes Verdun ist. Die Stellung ist heute morgen nach mehreren vergeblichen Versuchen vorn Feinde genommen worden. Nordöstlich von St.-Mihiel beschoß unsere schwere Artillerie feindliche Fliegertruppen und Depots bei Vigneulles. Die Deutschen haben mehrere Granaten schweren Kalibers in der Richtung auf Lunéville und Nancy abgeschossen. Heute hat der Fliegerunteroffizier Navarre in der Gegend von Verdun auf einem Eindecker mit Maschinengewehrfeuer zwei deutsche Flugzeuge abgeschossen. Die Zahl der von diesem Flieger abgeschossenen feindlichen Flugzeuge wird damit auf fünf gebracht. Die feindlichen Flugzeuge fielen in unsere Linien herab. Am gleichen Tage hat eines unserer aus neun Flugzeugen bestehenden Beschießungsgeschwader 140 Granaten auf den Bahnhof Metz-Les Sablons abgeworfen. Ein anderes Geschwader bombardierte feindliche Werke bei Chambley nordwestlich Pont-à-Mousson.
1)

 

Der 1. Weltkrieg im Februar 1916

ZURÜCK   HAUPTSEITE   WEITER

 

Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 4
Nationaler Verlag, Berlin (1916)

 

© 2005 stahlgewitter.com