Der Weltkrieg am 29. Januar 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT


Bei Frise gefangene Franzosen auf dem Weg zum Bahnhof in Peronne

 Der deutsche Heeresbericht:

Eroberung französischer Stellungen bei Neuville und an der Somme

Großes Hauptquartier, 29. Januar.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Nordwestlich des Gehöftes La Folie (nordöstlich von Neuville) stürmten unsere Truppen die feindlichen Gräben in 1500 Meter Ausdehnung, brachten 237 Gefangene, darunter 1 Offizier, und 9 Maschinengewehre ein.
Vor der kürzlich genommenen Stellung bei Neuville brachen wiederholte französische Angriffe zusammen, jedoch gelang es dem Feinde, einen zweiten Sprengtrichter zu besetzen. Im Westteil von St. Laurent (bei Arras) wurde den Franzosen eine Häusergruppe im Sturm entrissen.
Südlich der Somme eroberten wir das Dorf Frise und etwa 1000 Meter der südlich anschließenden Stellung. Die Franzosen ließen unverwundet 12 Offiziere, 927 Mann, sowie 13 Maschinengewehre und 4 Minenwerfer in unserer Hand.
Weiter südlich von Lihos drang eine Erkundungsabteilung bis in die zweite feindliche Linie vor, machte einige Gefangene und kehrte ohne Verluste in ihre Stellung zurück.
In der Champagne lebhafte Artillerie- und Minenkämpfe.
Auf der Combreshöhe richtete eine französische Sprengung nur geringen Schaden an unserem vordersten Graben an. Unter beträchtlichen Verlusten mußte sich der Feind nach einem Versuch, den Trichter zu besetzen, zurückziehen.
Bei Apremont (östlich der Maas) wurde ein feindliches Flugzeug durch unsere Abwehrgeschütze heruntergeholt; der Führer ist tot, der Beobachter schwer verletzt.
Der Luftangriff auf Freiburg in der Nacht zum 28. Januar hat nur geringen Schaden verursacht. Ein Soldat und zwei Zivilisten sind verletzt.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Die Lage ist im allgemeinen unverändert. Bei Berestiany wiesen österreichisch-ungarische Vortruppen mehrfache russische Angriffe ab.
Balkankriegsschauplatz:
Nichts Neues.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Zwei englische Transportdampfer im Mittelmeer versenkt 

Englischer Mißbrauch der holländischen Flagge

Berlin, 29. Januar.
Eines unserer Unterseeboote hat am 18. Januar den englischen armierten Transportdampfer "Marere" im Mittelmeer und am 23. Januar einen englischen Truppentransportdampfer im Golf von Saloniki vernichtet.
Am 17. Januar 10 Uhr vormittags hielt das Unterseeboot 150 Seemeilen östlich von Malta einen Dampfer an, der die holländische Flagge führte und am Bug den Namen "Melanie" trug. Der Dampfer stoppte, machte Signal "Habe haltgemacht" und schickte ein Boot. Als sich darauf das Unterseeboot zur Prüfung der Schiffspapiere dem Dampfer näherte, eröffnete dieser unter holländischer Flagge aus mehreren Geschützen und Maschinengewehren ein lebhaftes Feuer und versuchte, das Unterseeboot zu rammen. Diesem gelang es nur durch schnelles Tauchen, sich dem völkerrechtswidrigen Angriffe zu entziehen.

  Der Chef des Admiralstabs der Marine. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Ein russisches Fliegergeschwader an der Strypafront vertrieben

Wien, 29. Januar.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Die Brückenschanze nordwestlich von Uscieszko am Dnjestr wurde heute früh heftig angegriffen. Die tapfere Besatzung schlug den Feind zurück; das Vorfeld ist mit russischen Leichen besät. Über der Strypafront erschien gestern ein feindliches Flugzeuggeschwader. Von den elf russischen Flugzeugen wurden zwei durch Artillerievolltreffer vernichtet, drei zur Notlandung hinter den feindlichen Linien gezwungen. Bei Berestiany am Styr schlugen unsere Feldwachen Vorstöße stärkerer russischer Aufklärungsabteilungen zurück.
Italienischer Kriegsschauplatz: 
Keine besonderen Ereignisse.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Unsere Truppen haben Alessio und den Adriahafen San Giovanni di Medua besetzt. Es wurden viele Vorräte erbeutet.
In Montenegro ist die Lage unverändert ruhig. Aus verschiedenen Orten des Landes kommt die Meldung, daß die Bevölkerung unseren einrückenden Truppen einen feierlichen Empfang bereitet hat. An Waffen wurden bis jetzt, die Lowtschenbeute mit eingerechnet, bei den Hauptsammelstellen eingebracht: 314 Geschütze, über 50000 Gewehre und 50 Maschinengewehre. Die Zählung ist noch nicht abgeschlossen.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 29. Januar.
An der Irakfront keine wichtige Veränderung. In der Umgegend von Felahie vernichteten wir durch unser Feuer aus einem Hinterhalt eine feindliche Aufklärungsabteilung von 16 Mann vollständig. In dieser Gegend nahmen die Mudjahids 1000 Kamele dem Feinde ab.
An der Kaukasusfront finden Vorpostengefechte weiter zu unseren Gunsten statt. Im Zentrum nahmen wir durch einen überraschenden Angriff die vom Feinde mit starken Kräften besetzte Stellung zurück.
An der Dardanellenfront warf gestern ein feindliches Panzerschiff einige Granaten gegen die Umgebung von Sed ül Bahr und zog sich sodann zurück.

 

Der 1. Weltkrieg im Januar 1916

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 3
Nationaler Verlag, Berlin (1916)

 

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