Der
Deutsche Kaiser in Belgrad
Belgrad,
19. Januar.
Von der hochragenden Felsenkanzel der Belgrader Zitadelle hat
der Deutsche Kaiser heute das Kampfgelände der Donau und Save in
Augenschein genommen. Gegen 9 Uhr läuft der Hofzug von Nisch herein.
Eine österreichisch-ungarische Ehrenkompagnie steht vor dem Bahnhofsgebäude
und salutiert unter Fanfarenklängen. Geschütze senden von den
donnergewöhnten Höhen den Ehrengruß. Der Kaiser fährt
zunächst zu der Belgrader Eisenbahnbrücke. Die Fahrt geht sodann
unter Führung des österreichischen Gouverneurs und des Festungskommandanten
am Konak vorbei zum Kalimegdan. Seitdem Barbarossa auf der Fahrt ins heilte
Land mit 100000 Rittern hier Parade gehalten, hat kein deutscher Kaiser
mehr auf der Belgrader Zitadelle gestanden. Eine schlichte militärische
Besichtigung bedeutet der Besuch, ein fachlicher Vortrag steht in seinem
Mittelpunkt, aber für den Teilnehmer wird die Szene auf dem Kalimegdan
zu einem Erlebnis von innerer Größe, zu einer Feier von weltgeschichtlichem
Rahmen. Neben uns auf der in das Abendland keck vorgeschobenen Klippe
balkanischen Vulkangebirges steht ein zerschossenes und zerfetztes Haus,
das serbische Generalstabsgebäude. Es hat sich hier oben auf der
Zitadelle weithin sichtbar seinem habsburgischen Nachbar dargeboten und
ist tödlich getroffen worden. Serbien hat die mühsam errungene
Selbständigkeit leichtfertig verspielt. Heute hält der Deutsche
Kaiser hier oben Augenschein über die sieghaften Taten seiner Führer
und Soldaten.
Von Belgrad fuhr der Kaiser zu Truppen eines Korps, dem die schwere Aufgabe
des Saveüberganges zugefallen war. In einem offenen Viereck standen
die Regimenter blitzblank und ausgeruht, als kämen sie aus der Rekrutenstube.
In eindrucksvollen Worten sprach ihnen der Kaiser seine Anerkennung, seinen
Dank und seinen Glückwunsch für ihre hervorragenden Leistungen
aus. Er überreichte selbst die eisernen Kreuze an die Auserwählten
und hatte für jeden ein Wort persönlicher Anteilnahme. 1) |