Kriegstagung
der bulgarischen Sobranje
(Die Thronrede des Zaren Ferdinand)
Sofia,
28. Dezember.
In der Thronrede, die Zar Ferdinand bei der Eröffnung der
Sobranje verlas, sagte er unter anderem folgendes:
"Ich und meine Regierung haben nach dem Ausbruch des europäischen
Krieges länger als ein Jahr unerhörte Anstrengungen gemacht,
um eine Einigung mit unserem serbischen Nachbar zu erzielen, damit er
uns auf friedlichem Wege die Gebiete, die er uns heimtückisch genommen
hatte, zurückerstatte. Diese Bemühungen scheiterten an der unerschütterlichen
Hartnäckigkeit Serbiens, das sich weigerte, uns Mazedonien zurückzugeben.
Nachdem wir die friedlichen Mittel zur Erreichung dieses Vieles erschöpft
hatten, war ich, um den Leiden unserer geknechteten Brüder ein Ende
zu bereiten, gezwungen, unserer Armee den Befehl zu erteilen, in Serbien
einzudringen, um unsere Brüder zu befreien und die Einheit unserer
Nation herzustellen. Ich stelle mit Stolz fest, daß unsere Truppen
sich mit unvergleichlichem Schwung und außerordentlicher Tapferkeit
auf den Feind geworfen haben. Schulter an Schulter mit den braven und
ruhmgekrönten Truppen unserer Verbündeten, Deutschland und Österreich-Ungarn,
kämpfend, haben sie in weniger als zwei Monaten einen hinterlistigen
Feind vollständig geschlagen und ihn aus seinen Gebieten hinausgeworfen.
Sie haben sodann etwas noch Ruhmvolleres getan: Die Truppen, die zwei
große Mächte, England und Frankreich, zur Schande der Zivilisation
und ihrer eigenen Länder gegen die gemarterte bulgarische Nation
gesandt hatten, um die serbische Tyrannei über sie aufrechtzuerhalten,
sind aus Mazedonien verjagt worden, und heute steht kein einziger feindlicher
Soldat auf dem unseren Helden, den Märtyrern der Vergangenheit und
der ruhmreichen Gegenwart so teuren Boden." |