Der Weltkrieg am 5. November 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Eroberungen im Morawatal

Großes Hauptquartier, 5. November.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Der von den Franzosen besetzte kleine Graben nordöstlich von Le Mesnil (vgl. Tagesbericht vom 26. Oktober) wurde heute nacht gesäubert. Ein Gegenangriff gegen den von unseren Truppen gestürmten Graben nördlich von Massiges wurde blutig abgewiesen; am Ostende des Grabens wird noch mit Handgranaten gekämpft. Die Zahl der Gefangenen ist auf 3 Offiziere, 90 Mann gestiegen, 8 Maschinengewehre, 12 kleine Minenwerfer wurden erbeutet.
Der englische Oberbefehlshaber, Feldmarschall French, hat in einem amtlichen Telegramm behauptet: "Aus den Verlustlisten von 7 deutschen Bataillonen, die an den Kämpfen bei Loos teilgenommen haben, geht hervor, daß ihre Verluste ungefähr 80 Prozent ihrer Stärke betragen." Diese Angabe ist glatt erfunden.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg:
Ohne Rücksicht auf ihre ganz außergewöhnlich hohen Verluste haben die Russen ihre vergeblichen Angriffe zwischen Swenten- und Ilsensee sowie bei Gateni fortgesetzt. Bei Gateni brachen wiederum vier starke Angriffe vor unseren Stellungen zusammen.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern:
Es hat sich nichts von Bedeutung ereignet.
Heeresgruppe des Generals v. Linsingen:
Nordwestlich von Czartorysk wurden die Russen nach einem kurzen Vorstoß über Kosciuchnowka auf Wolczek wieder in ihre Stellungen zurückgeworfen. Östlich von Budka machte unser Angriff Fortschritte. Mehrfache russische Gegenstöße nördlich von Komarow wurden abgeschlagen.
Bei den Truppen des Generals Grafen v. Bothmer führte unser Angriff gegen die noch einen Teil von Siemikowce haltenden Russen zum Erfolge. Abermals fielen über 2000 Gefangene in unsere Hand.
Balkankriegsschauplatz:
Im Moravicatal wurden die Höhen bei Arilje in Besitz genommen. Südlich von Cacak ist der Kamm der Jelica Planina überschritten. Beiderseits des Kotlenikberglandes haben unsere Truppen den Feind geworfen und in der Verfolgung das Nordufer der westlichen (Golijska-) Morawa beiderseits von Kraljevo erreicht. Sie nahmen 1200 Serben gefangen.
Östlich der Gruza hat die Armee des Generals v. Gallwitz den Feind über die Linie Godacica - Santarovac zurückgeworfen, hat die Höhen südlich des Lugomir gestürmt und im Morawatal die Orte Tuprisa, Tresnjevica und Paracin genommen. 1500 Gefangene wurden eingebracht.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Erstürmung montenegrinischer Höhenstellungen

Wien, 5. November.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Die Kämpfe um Siemikowce dauerten auch gestern den ganzen Tag über fort. Sie endeten mit der völligen Vertreibung der Russen aus dem Ort und von dem westlichen Strypaufer. Der Feind ließ neulich 2000 Gefangene in unserer Hand. Die siebenbürgische Honveddivision, die durch vier Tage und vier Nächte ununterbrochen im Kampfe stand, hat an der Wiedergewinnung aller unserer Stellungen hervorragendsten Anteil. Nördlich von Komarow am unteren Styr wurden einige russische Gräben genommen. Westlich von Rafalowka brach der Feind in unsere Stellungen ein, ein Gegenangriff warf ihn zurück. Die Kämpfe sind noch nicht abgeschlossen. Sonst im Nordosten an zahlreichen Teilen der Front erhöhte russische Artillerietätigkeit.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Der gestrige Tag verlief auch im Görzischen ruhiger. Nachmittags standen einzelne Abschnitte des Brückenkopfes von Görz und der Nordteil der Hochfläche von Doberdo unter heftigem Geschützfeuer. Vereinzelte Vorstöße der Italiener brachen in unserem Feuer zusammen. Nachts wurden sechs feindliche Angriffe auf Zagora abgeschlagen. Ein italienisches Lenkluftschiff warf wieder über Miramar Bomben ab.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Unsere im Orjengebiet kämpfenden Truppen erstürmten gestern in umfassendem Angriff den westlich von Grahovo aufragenden Berg Miej Motika, zersprengten die montenegrinische Besatzung und machten einen großen Teil derselben zu Gefangenen Auch östlich von Trebinje wurden mehrere Grenzhöhen genommen. Südlich von Avtovac räumten vorgeschobene Abteilungen vor überlegenem Gegner einige auf feindlichem Boden befindliche Stellungen. Die Armee des Generals v. Koeveß drängt die Serben bei Arilje und südlich von Cacak ins Gebirge zurück. Die deutschen Truppen dieser Armee nähern sich Kraljevo. Die über die Höhen östlich des Gruzatales vorgehenden österreichisch-ungarischen Kräfte warfen feindliche Nachhuten. Die Armee des Generals v. Gallwitz ist in Paracin eingerückt. Auch das Vordringen der bulgarischen ersten Armee macht Fortschritte.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 5. November.
An der Dardanellenfront die gewöhnlichen Kämpfe. Bei Anaforta verhinderten unsere Patrouillen durch Bomben feindliche Truppen an der Fortsetzung von Befestigungsarbeiten. Am 3. November zwang unsere Artillerie feindliche Kriegsschiffe vor Kemilliman, sich zurückzuziehen. Ein Panzerkreuzer wurde dreimal, ein Frachtschiff einmal getroffen; auf diesem Schiff brach ein Brand aus; es wurde gegen Westen abgeschleppt. Als unsere Artillerie auf eine feindliche Kompagnie feuerte, die Übungen abhielt, hißte diese Flaggen mit dem Roten Kreuz, damit wir unser Feuer einstellten.
Am 4. November beschossen ein Monitor und ein Torpedoboot des Feindes ungefähr 2 Stunden lang das offene Dorf Enos und zerstörten einige Häuschen.

 

Der 1. Weltkrieg im November 1915

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 3
Nationaler Verlag, Berlin (1916)

 

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