Der 1. Weltkrieg am 18. Oktober 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

- MONTAG -

 Der deutsche Heeresbericht:

Neue Erfolge der bulgarischen, österreichisch-ungarischen und deutschen Truppen in Serbien - Luftangriff auf Belfort

Großes Hauptquartier, 18. Oktober.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Das in die feindliche Stellung weit vorspringende Werk nordöstlich Vermelles wurde von den Engländern wiederholt mit starken Kräften angegriffen; alle Angriffe schlugen unter sehr schweren Verlusten für den Gegner fehl. Das Werk blieb fest in unserem Besitz.
Angriffsversuche der Franzosen bei Tahure wurden durch Feuer niedergehalten.
Ein neuer feindlicher Vorstoß zur Wiedereroberung der verlorenen Stellung südlich von Leintrey blieb erfolglos, kostete den Franzosen aber neben starken blutigen Verlusten 3 Offiziere, 17 Unteroffiziere und 73 Jäger an Gefangenen.
Am Schratzmännle konnte der Feind im Angriff trotz Einsatzes einer erheblichen Menge von Munition keinen Fuß breit Boden wiedergewinnen.
Deutsche Fluggeschwader griffen gestern die Festung Belfort an, vertrieben die feindlichen Flieger und belegten die Festung mit 80 Bomben, wodurch Brände hervorgerufen wurden.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg:
Der Angriff südlich von Riga machte gute Fortschritte. 2 Offiziere, 280 Mann blieben als Gefangene in unserer Hand.
Russische Angriffe westlich von Jakobstadt wurden abgewiesen.
Westlich von Illuxt bemächtigten wir uns in etwa 3 Kilometer Frontbreite der feindlichen Stellung.
Weiter südlich bis in die Gegend von Smorgon wurden mehrfache mit starken Kräften unternommene russische Vorstöße unter starken Verlusten für den Gegner zurückgeschlagen. Es wurden 2 Offiziere und 175 Mann zu Gefangenen gemacht.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern:
Ein russischer Angriff beiderseits der Bahn Ljachowitschi-Baranowitschi brach 400 Meter vor unserer Stellung im Feuer zusammen.
Heeresgruppe des Generals v. Linsingen:
Am Styrflusse von Rafalowka bis Kulikowiczy haben sich neue örtliche Kämpfe entwickelt.
Balkankriegsschauplatz:
In der Macva beginnt der Feind zu weichen. Auf dem Höhengelände südlich Belgrad sind unsere Truppen im Vorschreiten gegen Cvetkovgrob und den Ort Vrcin. Südöstlich von Pozarevac sind Ml. Crnice und Bozevac genommen. - Bulgarische Truppen haben die Höhen des Muslin-Percin und Babin-Zna besetzt. Weiter südlich dringen sie über Egri Palanka vor.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Heftige Kämpfe in Ostgalizien und Wolhynien

Wien, 18. Oktober.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
In Ostgalizien, an der Ikwa und im wolhynischen Festungsgebiete auch gestern keine besonderen Ereignisse. Am Korminbache und am unteren Styr führte der Feind eine Reihe heftiger Angriffe. Bei Kulikowice, Nowosielki und Rafalowka wird noch gekämpft. An allen anderen Punkten war der Gegner schon gestern abend blutig abgewiesen. Seine Verluste sind groß; am Kormin räumte er in voller Auflösung unter Zurücklassung von Gewehren und Rüstungsstücken das Gefechtsfeld. Auch die an der oberen Szczara stehenden k. und k. Streitkräfte schlugen einen stärkeren russischen Vorstoß ab.
Italienischer Kriegsschauplatz:
An der Isonzofront entwickeln die Italiener wieder eine lebhaftere Tätigkeit. Es kam auch gestern abend im Nordwestabschnitte des Plateaus von Doberdo bei Peteano zu heftigeren Kämpfen. Starke italienische Infanterie griff neuerdings unsere dortigen Stellungen an, gelangte teilweise bis nahe an die Hindernisse heran und wurde schließlich unter schweren Verlusten zurückgejagt. Sonst im Küstenlande sowie im Tiroler Grenzgebiete Geschützkämpfe.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Die im Avalagebiete geschlagenen serbischen Divisionen weichen beiderseits der nach Süden führenden Straße zurück. Unsere Truppen befinden sich im Angriff auf die noch nördlich der Ralja stehenden feindlichen Abteilungen. Auch in der Macva wurde der Gegner zum Rückzug gezwungen. Beiderseits der unteren Morawa gewannen die deutschen Divisionen abermals Raum. Die Bulgaren haben die Höhen des Muslin-Percin und des Babin-Zna besetzt. Weiter südlich dringen sie über Egri Palanka vor.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)

 

Die Durchbrechung der Timok-Linie

L. v. B. Wien, 18. Oktober. (Priv.-Tel.)
Durch die Forcierung des unteren Timok haben die Bulgaren unstreitig einen ganz bedeutenden Vorteil errungen. Dieser Fluß ist abwärts von Zajetschar nur an wenigen Stellen furtbar und wird ein ansehnliches Hindernis. Das Timoktal, durch das breite ostserbische Gebirge vom Morawatal getrennt, ist mit diesem durch drei fahrbare Verbindungslinien verbunden. Es bildet an der Ostgrenze Serbiens ein schmales Verkehrsgebiet, in das eine Bahn und eine Straße führt und das durch den Westbalkan und durch das ostserbische Gebirge sehr eingeengt wird. In dem letzten Teile dieser Verbindung ist der Timok tief eingeschnitten und hat sehr steile Ufer, die ein Bewegungshindernis darstellen. Im Süden steht es über niedere Sättel mit dem Südmorawatal in Verbindung. Zwei Straßen führen von Kniazevatz aus dem Timoktal über das Piroter Becken in das Tal der Nischawa. Die schmalspurige Timokbahn von Radujewatz und Zajetschar ist angeblich bis Paratzin ausgebaut. Parallel mit ihr zieht die normalspurige Transversalbahn.
Wie schwierig für die östlich von Knjazewatz und Zajetschar das Grenzgebirge überschreitenden bulgarischen Truppen die Übergangsverhältnisse sind, erhellt daraus, daß selbst über die besten, das sind der Vrska-Cukapaß, 793 Meter hoch, und der 631 Meter hohe Kadibogapaß nur Saumwege fuhren. Die anderen Übergänge sind bedeutend höher und beschwerlicher, so der über den Barinnos 1150 Meter, der Sweti-Nicola 1144 Meter, und der von Belogradschik nach Radizewatz ebenfalls über 1400 Meter.  Alle diese Verbindungslinien sind sehr schmale Saumwege, dagegen führen in das Tal der Nischawa in der Richtung auf Pirot drei fahrbare Wege und die große Straße Zaribrod-Pirot-Nisch. Die Bulgaren haben nun die Höhen des Mirslin-Percin und das Babin-Cub besetzt. Weiter südlich dringen sie über Egri-Palanka vor.
Die Einnahme des Avalaberges im Raum nächst Belgrad war der Erfolg furchtbarer Kämpfe. Vom Norden her brachen österreichische Infanterieregimenter in die Avalastellung und erstürmten die Kuppe 515, von Westen her nahmen deutsche Truppen den Hauptrücken in Besitz. Die Serben kämpften mit verzweifelter Hartnäckigkeit. Es kam zu wütenden Bajonettkämpfen. Tag und Nacht dauerte das Ringen, bis der Feind besiegt war. Die im Raume um den Avalaberg geschlagenen serbischen Truppen sind beiderseits der Straße nach Vilki-Mladenowatz in vollem Rückzug. Was noch nördlich der Ralja steht, wird energisch angegriffen. So dürften die Höhen Ljuta-Strana im Höhenzug der Lipowitza-Planina, mit 381 Meter kulminiernd, westlich dieser Straße, sowie die Ripanj-Höhe in dieser Straße schon in den Händen der Verfolger sein. Südlich der Ralja steigt wieder ein ea. 300 bis 400 Meter hoher Bergzug auf, der, unter dem Gesamtnamen Kosmaj bekannt, aus mehreren Höhepunkten gebildet wird, deren bedeutendste der 418 Meter hohe Visberg und der 365 Meter hohe Vlasko-Brdo die Straße nach Velki-Mladenowatz beherrschen. Dort dürften die Serben wohl neuerdings Widerstand leisten.
2)

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 18. Oktober.
An der Dardanellenfront bei Anaforta außer Scharmützeln zwischen Aufklärungsabteilungen und aussetzendem Artilleriegefecht nichts von Bedeutung. Bei Ari Burun brachten unsere Küstenbatterien feindliche Torpedoboote, die eine Zeitlang wirkungslos unsere Stellungen beschossen hatten, zum Schweigen. Wir sprengten eine Mine, die der Feind bei Banli Tepe gegraben hatte. Bei Sed ül Bahr schoß der Feind am 16. Oktober in 24 Stunden mehr als tausend Haubitzen ab, ohne irgendeine Wirkung zu erzielen.

 

Der 1. Weltkrieg im Oktober 1915

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 3
Nationaler Verlag, Berlin (1916)

2) "Frankfurter Zeitung"

 

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