Der Weltkrieg am 7. September 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Erneuter Widerstand der Russen

Großes Hauptquartier, 7. September.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Bei einem erfolgreichen Minenangriff gegen eine feindliche Sappe nördlich von Dixmuiden wurden einige Belgier gefangengenommen und 1 Maschinengewehr erbeutet.
Nördlich von Souchez wurde ein schwacher feindlicher Handgranatenangriff abgewiesen; ein französischer Vorstoß bei Sondernach in den Vogesen scheiterte.
Lebhaftere Feuerkämpfe entwickelten sich in der Champagne sowie zwischen Maas und Mosel.
Bei einem feindlichen Fliegerangriff auf Lichtervelde (nördlich von Roulers in Westflandern) wurden sieben belgische Einwohner getötet, zwei schwer verletzt.
Deutsche Kampfflieger brachten ein feindliches Flugzeug über Cappel (südöstlich von St. Avold) zum Absturz; die Insassen sind tot.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg:
Die gestern auf Daudsewas (südöstlich von Friedrichstadt) vorstoßende Kavallerie brachte 790 russische Gefangene und 5 Maschinengewehre ein.
Östlich und südöstlich von Grodno hat der Feind von westlich Skidel bis Wolkowysk Front gemacht. In hartnäckigen Kämpfen sind unsere Truppen im Vordringen über die Abschnitte der Pyra und Kotra. Zwischen dem Njemen und Wolkowysk gewann die Armee des Generals von Gallwitz an einzelnen Stellen durch nächtlichen Überfall das Ostufer des Rosabschnittes. Es sind über 1000 Gefangene gemacht.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern:
Auch südöstlich von Wolkowysk bis zum Waldgebiet südlich von Rozana (40 Kilometer südwestlich von Slonin) nimmt der Feind erneut den Kampf an; der Angriff der Heeresgruppe ist im Fortschreiten.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen:
Der Gegner ist aus seinen Stellungen bei Chomsk und Drohiszyn geworfen.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Der Kampf um den Serethabschnitt dauert an.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Feindliche Flieger über Saarbrücken

Saarbrücken, 7. September.
Am Montag vormittag zwischen 10 und ½11 Uhr erfolgte ein Angriff feindlicher Flieger auf Saarbrücken. Fünf Personen wurden getötet, vier schwer, zwei leicht verletzt.

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Sieg der Armee Boehm-Ermolli

Wien, 7. September.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Die Armee des Generals der Kavallerie von Boehm-Ermolli hat gestern den Feind bei Podkamien und Radziwilow geschlagen. Sie griff ihn in ganzer, 40 Kilometer breiter und stark verschanzter Front an und entriß ihm in heftigen, bis zum Handgemenge führenden Kämpfen das Schloß Podkamien, die stockwerkförmig befestigte Höhe Makutra südwestlich von Brody, die Stellungen bei Radziwilow und zahlreiche andere zäh verteidigte Stützpunkte.
Die Schlacht dauerte an einzelnen Punkten bis in die heutigen Morgenstunden. Der Feind wurde überall geworfen und räumte stellenweise fluchtartig die Walstatt. Unsere Truppen verfolgen. Die Zahl der bis gestern abend eingebrachten Gefangenen überstieg 3000. In Ostgalizien hatte die Armee des Generals Grafen Bothmer starke Vorstöße des Feindes abzuwehren. Hingegen ließen die russischen Angriffe auf die Front des Generals Baron Pflanzer-Baltin nach. An der bessarabischen Grenze zog sich der Gegner in seine ziemlich weit abgelegenen Stellungen zurück. Bei Nowo-Sielica beschoß eine russische Batterie ein auf rumänischem Boden stehendes Bauerngehöft. In Wolhynien verlief der Tag verhältnismäßig ruhig. An der Jasiolda errangen unsere Truppen abermals örtliche Erfolge.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Die von uns erwartete Unternehmung des Feindes in der Gegend des Kreuzbergsattels blieb nicht aus. Gestern früh setzten etwa fünf Bataillone von verschiedenen italienischen Brigaden zum Angriff auf unsere Bergstellungen zwischen dem Burgstall und der Pfannspitze an. Dieser Angriff wurde überall blutig angewiesen. Der Feind verlor mindestens 1000 Mann. Im übrigen fanden im Tiroler Grenzgebiete, namentlich an der Dolomitenfront und im Abschnitte von Lavarone-Folgaria die üblichen Geschützkämpfe statt. Vielfach sind die Alpenvereinshütten beliebte Ziele der feindlichen Artillerie. Dieser Tätigkeit fiel gestern auch die Mandronhütte im Adamellogebiete zum Opfer. An der Kärntner und küstenländischen Front hat sich nichts Bemerkenswertes ereignet.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)

 

Ein englischer Hilfskreuzer an der anatolischen Küste in Brand geschossen

Konstantinopel, 7. September.
Erst jetzt wird bekannt, daß am 31. August ein englischer Hilfskreuzer, der sich Dikilli an der anatolischen Küste genähert hatte und dem Feuer der türkischen Küstenartillerie ausgesetzt war, von einem Geschoß getroffen wurde und sich brennend entfernen mußte.

 

Der Zar im russischen Hauptquartier
Der Zar im russischen Hauptquartier

Der Zar als Oberbefehlshaber

Paris, 7. Septbr. (Priv.-Tel.)
Der Zar richtete, wie die Agence Havas meldet, am 6. September an den Präsidenten Poincaré folgendes Telegramm: "Indem ich mich heute an die Spitze meiner tapferen Armeen stelle, liegt es mir besonders am Herzen, an Sie die aufrichtigsten Wünsche zu richten, die ich für die Größe Frankreichs und den Sieg seiner ruhmreichen Armeen hege." Der Präsident der Republik antwortete am 7. September mit folgendem Telegramm. "Ich weiß, daß Eure Majestät, indem Sie selbst den Befehl über Ihre heldenmütigen Armeen übernehmen, den den verbündeten Nationen aufgezwungenen Krieg energisch bis zum schließlichen Siege fortsetzen wollen, und richte an Sie im Namen Frankreichs meine innigsten Wünsche."

 

Der Abschied des Generalissimus


Großfürst Nikolaj Nikolaijewitsch

Petersburg, 7. September.
Der Großfürst Generalissimus hat an die Truppen folgenden Tagesbefehl gerichtet:

Tapferes Heer und tapfere Flotte!

Heute hat sich Euer erhabener oberster Kriegsherr, Seine Majestät der Kaiser, selbst an Eure Spitze gestellt. Ich neige mich vor Eurem Heldenmut, den Ihr seit mehr als einem Jahre bewiesen habt. Ich drücke Euch meine herzliche, warme und aufrichtige Dankbarkeit aus. Ich bin davon überzeugt, daß Ihr von dem Zeitpunkt an, an dem der Zar, dem Ihr den Fahneneid geschworen habt, Euch führt, neue beispiellose Taten vollführen werdet. Ich glaube, daß Gott vom heutigen Tage ab seinem Erwählten seine allmächtige, zum Siege führende Hilfe angedeihen lassen wird.

gez. Generaladjutant Nikolaus.

 

Neueinteilung der russischen Armee

Petersburg, 7. September.
Amtlich wird mitgeteilt, daß General Alexis Evert zum Nachfolger Alexejews als Höchstkommandierender an der Westfront ernannt wurde. Die ganze russische Front ist jetzt in drei Sektionen, die nördliche, westliche und südliche, eingeteilt, die unter den Generalen Rußky, Evert und Iwanow stehen.

 

Wieder ein Luftangriff auf die Ostküste Englands

London, 7. September. (Meldung des Reuterschen Bureaus.)
Das Pressebureau meldet, daß in der vergangenen Nacht feindliche Luftfahrzeuge den östlichen Grafschaften einen Besuch abgestattet und Brände und persönliche Unfälle verursacht haben.

 

Der 1. Weltkrieg im September 1915

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 3
Nationaler Verlag, Berlin (1916)

 

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