Der Weltkrieg am 19. August 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

In den Vorstellungen von Brest-Litowsk -
Zwei weitere Forts von Nowo-Georgiewsk erstürmt

Großes Hauptquartier, 19. August.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Zwischen Angrès und Souchez führte der Gegner gestern abend einen während des ganzen Tages durch Artilleriefeuer vorbereiteten Angriff durch; er drang stellenweise in unsere vordersten Gräben ein und hält in der Mitte des Angriffsabschnittes einen Teil noch besetzt, ist auf der übrigen Front aber bereits geworfen.
In den Vogesen erneuerte der Feind gestern seine Angriffe nördlich von Münster gegen unsere Stellungen auf Lingekopf und Schratzmännle nach vorübergehendem Vordringen bis in einzelne unserer Gräben. Auf dem Lingekopf ist der Gegner dort überall zurückgeschlagen, am Schratzmännle ist der Kampf noch im Gange.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg:
Bei der Einnahme von Kowno wurden noch 30 Offiziere und 3900 Mann gefangengenommen.
Unter dem Druck der Fortnahme von Kowno räumten die Russen ihre Stellungen gegenüber Kalwarja-Suwalki; unsere Truppen folgen.
Weiter südlich erstritten deutsche Kräfte den Narewübergang westlich Tykocin und nahmen dabei 800 Russen gefangen.
Die Armee des Generals v. Gallwitz machte Fortschritte in östlicher Richtung. Nördlich Bielsk wurde die Bahn Bialystok - Brest-Litowsk erreicht. 2000 Russen wurden zu Gefangenen gemacht.
Im Nordostabschnitt von Nowo-Georgiewsk überwanden unsere Truppen den Wkra-Abschnitt; zwei Forts der Nordfront wurden erstürmt. Über 1000 Gefangene und 125 Geschütze fielen in unsere Hand.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern:
Der linke Flügel trieb den Feind kämpfend vor sich her und erreichte abends die Gegend westlich und südwestlich von Mielejczyce.
Der rechte Flügel, über den Bug bei Mielnik vorbrechend, warf den Gegner aus seinen starken Stellungen nördlich des Abschnittes und ist im weiteren Vordringen.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen:
Auch hier wurde zwischen Niemirow und Janow der Bugübergang von den verbündeten Truppen erzwungen.
Vor Brest-Litowsk drangen deutsche Truppen bei Rokitno (südöstlich von Janow) in die Vorstellungen der Festung ein. Östlich von Wlodawa folgen unsere Truppen dem geschlagenen Feind. Unter dem Drucke unseres Vorgehens hat der Gegner das Ostufer des Bug auch unterhalb und oberhalb von Wlodawa geräumt; er wird verfolgt.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Ein englisches U-Boot durch ein deutsches Torpedoboot zerstört

Berlin, 19. August.
Das englische Unterseeboot "E 13" ist am 19. August vormittags durch ein deutsches Torpedoboot am Südeingang des Sundes vernichtet worden. 

Der stellvertretende Chef des Admiralstabes.
gez.
Behnke. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

 

Erzherzog Josef Ferdinand
Erzherzog Josef Ferdinand
v. Köveß
v. Köveß

Wien, 19. August, mittags.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Die unter den Befehlen des Erzherzogs Josef Ferdinand und des Generals v. Köveß stehenden österreichisch-ungarischen Kräfte erkämpften sich nördlich von Janow und Konstantynow den Übergang über den Bug. Niemirow und andere Orte am Nordufer wurden gestürmt. Der Feind ist geworfen, die weitere Verfolgung im Gange. Die Einschließungstruppen von Brest-Litowsk, in deren Mitte sich die Divisionen des Feldmarschalleutnants v. Arz befinden, entrissen dem Gegner einige Vorfeldstellungen. Bei Wladimir-Wolynskij und in Ostgalizien nichts Neues.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Gegen unsere Tiroler Werke setzte die italienische schwere Artillerie ihr Feuer auch während des gestrigen Tages und der heutigen Nacht fort. Ein Angriff von zwei feindlichen Bataillonen auf unsere Vorfeldstellungen am Plateau von Folgaria wurde abgewiesen. Die heftigen Kämpfe im nördlichen Abschnitte der küstenländischen Front dauern fort. Ein stärkerer Angriff gegen den Mrzli Vrh scheiterte wie alle früheren. Gegen den Südteil des Tolmeiner Brückenkopfes griffen die Italiener nachmittags und abends sechsmal vergeblich an. Auch nachtsüber wurde erbittert gekämpft. Nach wie vor ist der Brückenkopf fest in unseren Händen. Mindestens 600 noch ungeborgene italienische Leichen liegen hier vor unseren Gräben. Im Görzischen hält das gewohnte Geschützfeuer an.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 19. August.
An der Dardanellenfront bei Anaforta versuchte am 18. August eine auf ein Regiment geschätzte feindliche Streitmacht einen Angriff, wurde aber mit schweren Verlusten zurückgetrieben. Bei Ari Burun und Sed ul Bahr Ruhe. Am Nachmittag wurde ein das Meer vor dem rechten Flügel unserer Stellung bei Sed ul Bahr überfliegendes feindliches Wasserflugzeug durch unser Geschützfeuer beschädigt, fiel ins Wasser und wurde durch Torpedoboote abgeschleppt.

 

Der große White-Star-Dampfer "Arabic" torpediert

London, 19. August.
Das Reutersche Bureau meldet:
Der Dampfer "Arabic" der White-Star-Linie (10000 t) ist auf dem Wege nach Amerika torpediert worden.
1)

 

Der 1. Weltkrieg im August 1915

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 3
Nationaler Verlag, Berlin (1916)

 

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