Der Weltkrieg am 4. August 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

Karte zum 1. Weltkrieg: Warschau

 Der deutsche Heeresbericht:

Der Westteil von Iwangorod genommen - Die Armee des Prinzen Leopold von Bayern greift Warschau an

Großes Hauptquartier, 4. August.
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Nichts Neues.

Östlicher Kriegsschauplatz:
In der Verfolgung des weichenden Gegners erreichten unsere Truppen gestern die Gegend von Kupischki (östlich Poniewiez).
Nördlich von Lomza wurden die Russen in die vorgeschobene Verteidigungsstellung der Festung zurückgedrückt.
Ost- und westpreußische Regimenter nahmen die noch durch Feldbefestigungen geschützten Narewübergänge bei Ostrolenka nach heftigstem Widerstande. Mehrere tausend Russen wurden gefangengenommen, 17 Maschinengewehre erbeutet. Auch hier ist die Verfolgung aufgenommen.
Vor Warschau wurden die Russen aus der Bloniestellung in die äußere Fortlinie geworfen. Die Armee des Prinzen Leopold von Bayern befindet sich im Angriff auf die Festung.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Bei den über die Weichsel vorgedrungenen deutschen Teilen der Armee des Generalobersten v. Woyrsch nimmt der Angriff seinen Fortgang; die österreichisch- ungarischen Truppen dieser Armee sind im Besitz des Westteiles der Festung Iwangorod bis zur Weichsel.
Gegenüber den verbündeten Armeen des Generalfeldmarschalls v. Mackensen versuchte der Feind auch gestern die Verfolgung zum Stehen zu bringen; er wurde bei Lenczna, nordöstlich von Cholm und westlich des Bug, erneut geschlagen. Seit heute früh ist der geworfene Feind im Rückzug zwischen Weichsel und Bug in allgemein nördlicher Richtung. Auch bei und südlich Uscilug am Bug weicht der Gegner.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Der russische Rückzug zwischen Weichsel und Bug

Wien, 4. August, mittags.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Zwischen Weichsel und Bug leisteten die schrittweise weichenden Russen in gewohnter Art an verschiedenen Stellen erneuert Widerstand. Es kam nördlich Dubienka und Cholm, an der Swinka und an der Linie Lenczna-Nowo-Alexandrija zu starken Kämpfen. An manchen Teilen der Front unternahm der Gegner, um unser Nachdrängen einzudämmen, kurze Gegenstöße, aber er vermochte nicht standzuhalten, wurde geworfen und setzte um Mitternacht den Rückzug gegen Norden fort. Der auf dem linken Weichselufer gelegene Westteil von Iwangorod ist in unserer Hand. Die gegenüber der Radomkamündung auf dem Ostufer der Weichsel stehenden deutschen Kräfte machten abermals Fortschritte.
Zwischen Wladimir-Wolynskij und Sokal zersprengten unsere Truppen ein Kosakenregiment. Südwestlich Wladimir-Wolynskij sind große Brände sichtbar.
In Ostgalizien nichts Neues.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Im Görzischen wurden in der Nacht zum 3. August am Plateaurande wieder mehrere vereinzelte italienische Angriffe abgewiesen, so südlich Sdraussina und östlich Polazzo, wo die feindliche Infanterie zweimal mit dem Bajonett angriff, jedoch beide Male unter schweren Verlusten zurückgeschlagen wurde. Am Nachmittag des 3. August versuchten die Italiener bei Regen und Nebel nach heftiger Artillerievorbereitung einen abermaligen Vorstoß gegen unsere Stellungen auf dem Monte dei sei Busi. Auch dieser Angriff wurde abgeschlagen.
Im Kärntner und Tiroler Grenzgebiet kam es in einigen Abschnitten zu lebhafterer Artillerietätigkeit. Die gegen den Cellonkofel angesetzte italienische Infanterie zog sich, da sie von ihrer eigenen Artillerie beschossen wurde, auf den Westhang der Höhe zurück. Ein Angriff von zwei feindlichen Kompagnien gegen die Grenzbrücke südlich Schluderbach und ein stärkerer italienischer Angriff auf den Col di Lana (Buchenstein) wurden abgewiesen.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Karakilissa von den Türken besetzt

Konstantinopel, 4. August.
An der Kaukasusfront griffen unsere Truppen heftig die feindliche Nachhut an, die in den Stellungen in der Umgebung von Hamur östlich des Kilid i Guedigui den Rückzug der Hauptmacht zu decken versuchte. Wir jagten den Feind nach Norden und machten 150 Gefangene. Die Russen hatten über 500 Tote und 1000 Verwundete. Unsere verfolgenden Abteilungen besetzten Karakilissa und die Umgegend nördlich von Hamur.
An der Dardanellenfront am 3. August bei Ari Burun Schützengrabenkämpfe ohne Bedeutung. Unsere Artillerie zerstörte eine feindliche Bombenwerferstellung auf unserem linken Flügel. Ein feindlicher Kreuzer beschoß wirkungslos Altschitepe; unsere Artillerie erwiderte das Feuer und traf dabei ein feindliches Torpedoboot, das sich sogleich entfernte. Ein feindlicher Flieger warf eine Bombe auf das Hospital in Eznie südlich von Kum Kale, durch die ein Verwundeter getötet wurde Am 3. August ließen ein Kreuzer und vier Torpedoboote über Sighadji Kliman südlich von Smyrna ein Flugzeug aufsteigen. das dort drei Bomben abwarf, durch die eine Person getötet wurde. Die erwähnten Schiffe schleuderten über 200 Granaten auf den genannten offenen Ort, wodurch ein Haus zerstört wurde.

 

Der 1. Weltkrieg im August 1915

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 3
Nationaler Verlag, Berlin (1916)

 

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