Der Weltkrieg am 28. Juli 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Erstürmung von Pierunow vor Warschau

Großes Hauptquartier, 28. Juli.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Nordwestlich von Souchez wurden einzelne von früheren Kämpfen her noch in der Hand der Franzosen befindliche Teile unserer Stellung nachts von schlesischen Truppen erstürmt. 4 Maschinengewehre sind erbeutet.
In den Vogesen fanden in der Linie Lingekopf-Barrenkopf erbitterte Kämpfe statt. Französische Angriffe wurden durch Gegenstoß nach mehrstündigem Nahkampf zurückgeschlagen. Dabei sind auch die vorgestern abend verlorengegangenen Gräben am Lingekopf bis auf ein kleines Stück von uns zurückgewonnen.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Zwischen Mitau und dem Njemen wurden gestern noch etwa 1000 versprengte Russen zu Gefangenen gemacht.
Östlich und südöstlich von Rozan schreitet unser Angriff vorwärts; Goworowo wurde genommen.
Nördlich von Serock beiderseits des Narew und südlich von Nasielsk setzten die Russen
ihre Gegenangriffe fort; sie scheiterten völlig.
Der Feind ließ hier und bei Rozan 2500 Gefangene und 7 Maschinengewehre in unserer Hand.
Vor Warschau wurde westlich von Blonie der Ort Pierunow von uns erstürmt. In der Gegend südwestlich von Gora-Kalwarja wird gekämpft.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Die Lage bei den deutschen Truppen ist im allgemeinen unverändert.

Oberste Heeresleitung.

Notiz: Pierunow liegt 24 Kilometer westlich von der Fortslinie von Warschau. 1)

 

Blick auf die Stadt Görz
Blick auf die Stadt Görz

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Schwere Niederlage der Italiener bei Görz -
Der zweite Durchbruchsversuch gescheitert -
Neue Beschießung der italienischen Ostküste

Wien, 28. Juli, mittags.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Der Feind unternahm zwischen der Weichsel und dem Bug und bei Sokal eine Reihe heftiger, jedoch erfolgloser Gegenstöße.
Westlich Iwangorod brach ein feindlicher Vorstoß unter unserem Feuer zusammen.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Gestern ermattete auch der gegen das Plateau von Doberdo gerichtete Angriff der Italiener, stellenweise unterhielten sie noch ein heftiges Artilleriefeuer. Im übrigen rafften sie sich nur mehr zu vereinzelten schwächlichen Vorstößen auf, die mühelos abgewiesen wurden.
In den Kämpfen großen Stils trat somit eine Pause ein. Wie die erste, so endete auch die ungleich gewaltigere zweite Schlacht im Görzischen mit einem vollständigen Mißerfolg des angreifenden Feindes, der diesmal in dem ungefähr 30 Kilometer breiten Raume zwischen dem Monte Sabotino und der Küste sieben Korps mit mindestens 17 Infanterie- und Mobilmilizdivisionen einsetzte und um jeden Preis, ohne Rücksicht auf Opfer an Menschen und Material, durchzubrechen versuchte. Die Gesamtverluste der Italiener sind auf 100000 Mann einzuschätzen.
Erst die Geschichte wird die Leistungen unserer siegreichen Truppen und ihrer Führer in dieser Abwehrschlacht werten. Unerschüttert und unerschütterlich stehen sie noch immer dort, wo sie vor zwei Monaten den Feind erwarteten. Dies gilt nicht nur von den in zwei Schlachten heiß umstrittenen Stellungen im Görzischen, sondern von unserer ganzen, zur Verteidigung im Südwesten der Monarchie gewählten Kampffront.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Ereignisse zur See:
Am 27. Juli früh unternahmen unsere leichten Kreuzer- und Torpedoeinheiten einen erfolgreichen Angriff auf die Eisenbahnstrecke von Ancona bis Pesaro und beschossen die Stationsanlagen, Bahnhofsmagazine, Wachthäuser und Eisenbahnbrücken an dieser Küstenstrecke mit gutem Erfolge. Mehrere Lokomotiven und zahlreiche Waggons wurden demoliert. Ein Bahnhofsmagazin geriet in Brand, der eine starke Explosion zur Folge hatte.
Gleichzeitig belegten unsere Seeflugzeuge den Bahnhof, eine Batterie, Kasernen und sonstige militärische Objekte Anconas erfolgreich mit Bomben, wobei der Rangierbahnhof sehr stark beschädigt und viel rollendes Material zerstört wurde.
In einem Naphthatank entstand ein noch auf 30 Seemeilen sichtbarer Brand.
Alle Einheiten sind ohne Verluste eingerückt; feindliche Seestreitkräfte wurden nicht gesichtet.

Flottenkommando1)

 

ZURÜCK   HAUPTSEITE   WEITER

 

Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 2
Nationaler Verlag, Berlin (1915)

 

© 2005 stahlgewitter.com