Der Weltkrieg am 13. Juni 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Mlyniska von der Armee Linsingen genommen

Großes Hauptquartier, 13. Juni.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Bei Nieuport, Dixmuiden, nördlich Arras und bei Hebuterne fanden Artilleriekämpfe statt. Schwächliche Angriffsversuche des Gegners in den Dünen wurden abgewiesen. Südöstlich Hebuterne sind Infanteriegefechte im Gange.
Die militärischen Anlagen von Lunéville wurden mit Bomben belegt.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Nordwestlich Szawle machten unsere Angriffe gute Fortschritte, Kuze wurde im Sturm genommen, feindliche Gegenstöße scheiterten. 8 Offiziere, 3350 Mann und 8 Maschinengewehre waren unsere Beute.
Südöstlich der Straße Mariampol-Kowno haben die Kämpfe gegen von Süden herangekommene russische Verstärkungen erneut begonnen.
Nördlich Prasznysz wurden weitere 150 Gefangene gemacht.
Unserem Einbruch in die feindlichen Linien südlich Bolimow folgten in der Nacht russische Gegenangriffe, die sämtlich erfolglos blieben. Die gewonnenen Stellungen sind fest in unserer Hand. Unsere Beute stieg an dieser Stelle auf 1660 Gefangene, 8 Geschütze (darunter 2 schwere) und 9 Maschinengewehre.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Der Brückenkopf von Sieniawa wurde gestern wiedergenommen, der Gegner ließ 5000 Gefangene in unserer Hand. Nächtliche Gegenangriffe des Feindes scheiterten. Auch östlich Jaroslau und östlich Przemysl lebt der Kampf wieder auf. Die Truppen des Generals v. Linsingen haben Mlyniska genommen; der Angriff auf Zydaczow ist im Fortschreiten.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Einmarsch der österreichisch-ungarischen Truppen in Bessarabien - Einnahme von Sieniawa

Wien, 13. Juni, mittags.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
In Südostgalizien dringen die Truppen der Armee Pflanzer weiter siegreich vor. Nach hartnäckigen Kämpfen wurden gestern Tysmienice, Tlumacz und die Höhen nördlich Olesza genommen. Südlich Czernelica wird bekämpft. Neue russische Angriffe gegen Zaleszczyki wurden blutig abgewiesen.
Aus der Bukowina über die Reichsgrenze vordringend, warfen unsere Truppen die Russen aus ihren längs der Grenze vorbereiteten starken Stellungen zurück. In der Verfolgung wurden mehrere Orte Bessarabiens besetzt. Gestern fielen 1560 Gefangene in die Hände der Verfolger.
Am oberen Dnjestr greifen die verbündeten Truppen erfolgreich in der Richtung auf Zydaczow an, wo noch starke russische Kräfte das südliche Dnjestrufer halten.
In Mittelgalizien führte ein Angriff österreichisch-ungarischer und deutscher Truppen zur Besitznahme von Sieniawa und nach Abwehr eines starken feindlichen Angriffs zur Erstürmung sämtlicher Stützpunkte nordöstlich der Stadt. Hierbei wurden 3500 Russen gefangen. Die sonstige Lage ist unverändert.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Am Isonzo fanden in den beiden letzten Tagen namentlich bei Plava ernstere Gefechte statt. Der dort am 11. Juni von der Brigade Ravenna unternommene Versuch, die östlichen Uferhöhen zu gewinnen, endete mit dem Rückzuge dieses Feindes. Gestern früh überschritten die Italiener erneut den Fluß. Nach heftigen Kämpfen gelang es unseren Truppen, den sich fortwährend verstärkenden Feind zurückzuwerfen und die eigenen Stellungen, vor denen über 400 tote Italiener liegen, fest in der Hand zu behalten.
Im Kärntner und Tiroler Grenzgebiete dauern die Geschützkämpfe fort.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)

 

Der 1. Weltkrieg im Juni 1915

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 2
Nationaler Verlag, Berlin (1915)

2) "Frankfurter Zeitung" (1915)

 

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