Die
Beschießung der Dardanellen
Konstantinopel,
8. März. (W. B.)
Der Spezialberichterstatter des Wolffschen Bureaus in den Dardanellen
telegraphiert:
Am Freitag war die Beschießung hauptsächlich auf die Forts
in der Nähe des Schlosses Kilid-ül-Bahr gerichtet.
An dem Bombardement beteiligten sich zwei englische Linienschiffe von
der "Majestic"- und "Agamemnon"-Klasse. Es wurden
ungefähr 30 Schüsse abgegeben. Viele davon fielen zu kurz, explodierten
im Meer und warfen dort mächtige Wasserwellen auf. Es wurde lediglich
an den Gebäuden Schaden angerichtet, während die Batterien unbeschädigt
blieben. Die türkischen Batterien gaben nur drei Schüsse ab.
Einer davon war ein Treffer und verursachte allem Anschein nach einen
Brand auf Deck. Die englischen Schiffe entfernten sich darauf sofort und
nahmen möglichst große Distanz. Ein englisches Wasserflugzeug
versuchte, die türkischen Stellungen zu erkunden, wurde jedoch durch
das Feuer der Abwehrkanonen gezwungen, in der Richtung auf die Sarosbucht
weiterzufliegen. Der Flieger warf eine Bombe ab, die in offenem Gelände
explodierte. Die Beschießung der anderen Forts ist völlig belanglos
verlaufen.
Berlin,
8. März. (W. B.)
Von bestunterrichteter Seite geht uns über die Lage bei den Dardanellen
folgende Mitteilung zu:
Die Meldungen der englischen Admiralität, die von bedeutenden Erfolgen
der Verbündeten bei dem Angriff auf die Dardanellen zu berichten
wissen, sind augenscheinlich nur darauf berechnet, einen moralischen Druck
auf die Balkanstaaten auszuüben und bei den Neutralen Stimmung zu
machen. Tatsächlich hat aber noch kein Fahrzeug der Verbündeten
bisher das Minenfeld erreicht und keine einzige Mine ist weggeräumt
worden. Die Landungsversuche am 6. d. M. bei Kum-Kaleh und Sedd-ül-Bahr
sind völlig gescheitert. An beiden Stellen wurden die Angreifer unter
großem Verlusten durch Bajonettangriffe der türkischen Truppen
zurückgeworfen und ins Meer getrieben. Die inneren Dardanellenforts
haben noch gar nicht in den Kampf eingegriffen.
Die Stimmung ist ruhig und zuversichtlich. Das politische und wirtschaftliche
Leben geht seinen gewohnten Gang. 2)
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