Die
Bilanz der neuen Offensive in der Champagne
Die
"Frankfurter Zeitung" schreibt:
Für die Beurteilung des Erfolges der seit einiger Zeit in der Champagne
unternommenen heftigen französischen Angriffe, die wir selbst wiederholt
als völlig fehlgeschlagen bezeichnet haben, weil sie nur einen Sinn hätten,
wenn es gelänge, unsere Linien zu durchbrechen, mag es nützlich sein,
aus neutralem Munde folgende sehr zutreffende Kritik zu lesen, die wir
im "Basler Anzeiger" finden:
"Der Vorstoß der Franzosen bei Perthes und Le Mesnil wird in seinem
Erfolg am besten charakterisiert durch die französischen Bulletins selbst,
die wochenlang meldeten, dass "nördlich" von Le Mesnil deutsche
Schützengräben genommen worden seien, um schließlich am letzten Freitag
zu melden, daß sie nördlich von Le Mesnil " angekommen" seien.
Der Erfolg ist also ungefähr gleich Null, trotzdem versuchen die Franzosen
immer erneut, an dieser Stelle durchzubrechen. Der Grund dafür ist naheliegend.
In der Champagne bei Perthes, Souain, Le Mesnil können die Franzosen an
die deutschen Stellungen herangelangen, ohne vorher einen breiten Talgrund
durchschreiten zu müssen, wie weiter im Westen, wo auch die kleinste Bewegung
vom Gegner eingesehen werden kann. Zudem liegt dort dicht hinter den deutschen
Linien eine wichtige Bahnlinie, die schon bei geringem Vordringen der
Franzosen unterbrochen werden kann. Wie wenig hoch übrigens die Franzosen
ihre Erfolge in diesem Gebiet selbst einschätzen, geht aus einer etwas
ironischen Bemerkung des militärischen Mitarbeiters des "Temps"
hervor, der meint, daß er den Höhenzug, dessen Rand die Franzosen besetzt
haben wollten, auf der Karte nirgends finden könne. Demgegenüber haben
die Deutschen auf der gesamten Vogesenlinie recht wesentliche Erfolge
erzielt, aber offenbar nur gegen die Vorstellungen der Franzosen, während
die Hauptstellungen noch unerschüttert sind. Es ist ganz außer Zweifel
und läßt sich bei einem genauen Studium der Karte leicht nachweisen, daß
ungefähr seit der Schlacht bei Soissons die französischen Berichte wieder
anfangen, etwas "frisiert" zu sein. Ob dies nur dem Bestreben
der Abschnittskommandanten zuzuschreiben ist, möglichst günstig berichten
zu können, oder ob die vorgesetzte Stelle selbst etwas retouchiert, ist
nicht zu entscheiden. Es ist ja selbstverständlich, daß jede Partei versuchen
wird, die eigenen Erfolge möglichst herauszustreichen und die des Gegners
herabzusetzen. Wenn aber wochenlang nördlich Le Mesnil Schützengräben
genommen werden, um dann schließlich nördlich Mesnil "anzukommen",
so ist zum mindesten nicht sehr geschickt retouchiert worden."
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