Der Weltkrieg am 5. Februar 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

6000 Russen bei Bolimow gefangen

Großes Hauptquartier, 5. Februar.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Auf der ganzen Front nur Artilleriekämpfe. Ein vereinzelter französischer Vorstoß auf unsere Stellungen nordwestlich Perthes blieb ohne Erfolg.
Östlicher Kriegsschauplatz:
An der ostpreußischen Grenze wurden erneute Angriffe der Russen südlich der Memel zurückgewiesen. Ebenso mißlangen starke russische Angriffe gegen unsere neu gewonnenen Stellungen östlich Bolimow. Die Zahl der dort Gefangenen beträgt seit dem 1. Februar im ganzen 26 Offiziere und annähernd 6000 Mann.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Bekanntgabe hervorragender Waffentaten

Berlin, 5. Februar. (W. B.)
Vom Generalquartiermeister wird uns mitgeteilt:
Vaterländisch gesinnte Männer haben dem Generalstab eine Anzahl von Geldspenden für hervorragende Waffentaten zur Verfügung gestellt. Auf Rundfrage bei den Truppenteilen nach besonders tapferen und würdigen Soldaten sind zahlreiche Berichte eingelaufen, die beweisen, mit welcher Unerschrockenheit und Todesverachtung unsere Truppen für das Vaterland kämpfen. Jeder der gemeldeten Streiter ist ein Held, aber nicht jeder kann eine Spende erhalten. Ihre Namen und Taten aber sollen jetzt schon öffentlich bekannt gegeben werden, den Helden zur Ehre, ihren Angehörigen zum Stolz, den jungen Mannschaften zum Ansporn. Es wäre erwünscht, wenn die Kunde dieser Taten gerade in den Heimatorten der Tapferen verbreitet würde. Zu diesem Zwecke wird die Mithilfe der Presse erbeten.
2)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Das Scheitern der russischen Offensive in der Bukowina

Wien, 5. Februar.
Amtlich wird verlautbart:
In Polen und Westgalizien ist die Lage unverändert.
Die Angriffe, die die Russen in den Karpathen stellenweise täglich wiederholen, brechen unter den schwersten Verlusten zusammen. Im Waldgebirge schreiten die eigenen Angriffe fort.
Die russische Offensive in der Bukowina war bis Mitte Januar in das oberste Tal der Moldawa gelangt. Dem weiteren Vordringen der hier angesetzten stärkeren feindlichen Kräfte geboten zunächst unsere Stellungen bei Jakobeny und Kirlibaba Halt. In mehrtägigen Angriffen versuchte der Gegner um den 20. Januar, den Widerstand der die Hauptübergänge deckenden Truppen zu brechen. Da alle Versuche, unsere Höhenstellungen zu stürmen, scheiterten, und eigene Truppen, selbst zur Offensive übergehend, am 22. Januar Kiribaba dem Gegner entrissen, zog sich der Feind in den folgenden Tagen mit seinen Hauptkräften in den Richtungen auf Kimpolung und Moldawa zurück, wo er verblieb. In den letzten Tagen haben nun neue Kämpfe begonnen. Unsere Truppen, die auch hier im Überwinden der durch Terrain und Witterung bedingten großen Schwierigkeiten Hervorragendes leisten, sind in das Moldawatal eingedrungen, warfen den dort befindlichen Gegner zurück und nahmen Izwor, den Ort Moldawa und Breaza in Besitz. Die Zahl der in den Karpathenkämpfen gemachten Gefangenen erhöht sich weiter um 4000 Mann.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)

 

Eine Kundgebung von Kaiser Franz Josef

Kaiser Franz Josef

Kaiser Franz Josef

Wien, 5. Februar. (Priv.-Tel.)
Der Kaiser richtete an den Ministerpräsidenten Grafen Stuergkh folgendes Handschreiben:
"Zurückblickend auf den Zeitraum eines halben Jahres, während dessen wir in dem uns durch die feindseligen Absichten unserer Gegner aufgenötigten Kampfe stehen, gedenke ich dankbaren Herzens der opferfreudigen Haltung, die meine treuen Völker in dieser schweren Zeit bekundeten. Von würdiger ernster Zuversicht beseelt, haben sie sich den großen Anforderungen der Zeitläufte voll gewachsen gezeigt, haben sie in edler Bereitwilligkeit ihre Söhne zu den Fahnen geschickt, in einsichtiger Anpassung an die Bedürfnisse der Kriegszeit, in hingebender Fürsorge für die Opfer des Kampfes ihren hohen Patriotismus und ihre altbewährten staatsbürgerlichen Tugenden aufs neue glänzend bewiesen. Diese wohltuende Erfahrung stärkt meine Zuversicht, die in dem Vertrauen auf die in heldenmütigen Taten neuerlich so ruhmvoll erprobte Tüchtigkeit meiner Wehrmacht fest begründet ist. Unter der Leitung meiner Regierung, die sich in dem Bestreben, alle Kräfte in den Dienst des uns allen gemeinsamen Zweckes zu stellen, wird die Bevölkerung auch fernerhin mit Gut und Blut fest zum geliebten Vaterlande stehen. Ich bin dessen gewiß, daß ihr nach Abschluß des Krieges dessen schwere Lasten sie bis ans Ende zu tragen freudig schlossen ist, in dem mit Hilfe des Allmächtigen zu erringenden Frieden der Lohn aller Mühen, Leiden und Gefahren des treu und beharrlich ausgefochtenen Kampfes beschieden sein wird. Dieses beauftrage ich Sie, mit dem Ausdruck meiner wärmsten Anerkennung und meines Dankes der Bevölkerung zur Kenntnis zu bringend."
2)

 

Der 1. Weltkrieg im Februar 1915

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 2
Nationaler Verlag, Berlin (1915)

2) "Frankfurter Zeitung" (1915)

 

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