Aus
dem türkischen Parlament
Konstantinopel,
14. Dezember. (W. B.)
Halil Bey erinnerte in seiner Eröffnungsrede daran, wie die Türkei
zum Kriege gezwungen worden sei. Er hob hervor, daß der Unterschied mit
dem vorherigen Kriege darin bestehe, daß sehr starke Gründe die Überzeugung
der Osmanen, daß sie siegreich sein würden, stützten. Die Balkanstaaten
hätten die Türkei mitten in der Revolution und in einer Umwandlung aller
politischen Verhältnisse angetroffen und deshalb von ihnen selbst nicht
erträumte Siege erringen können. Diesmal wurde die Mobilmachung im
rechten Augenblick angeordnet und in Ordnung vollendet. "Unsere
Armeen", fuhr er fort, "die den Feind aus furchtbar starken
Stellungen mit dem Bajonett verjagen, sehen heute die ruhmreichsten
Traditionen der Geschichte wieder aufleben, und selbst unsere Feinde sind
gezwungen, dieses anzuerkennen. Der Krieg von heute gilt nicht der Lösung
einer einzelnen Frage, nicht der Wiederherstellung der angegriffenen
nationalen Ehre, es ist kein vorübergehender Krieg zur Verteidigung einer
Provinz, sondern ein Kampf um die Existenz. Daher müssen wir uns denn
auch in Treue und Vaterlandsliebe um unseren Herrscher scharen und mit
Einsetzung alles dessen, was wir haben und was wir sind, den Krieg
durchhalten, bis wir uns einen dauerhaften Frieden gesichert haben, der
noch unseren Enkeln erlaubt, ihre zivilisatorischen Pflichten ungestört
zu erfüllen. Früher haben wir den Moskowitern, die seit 250 Jahren in
dem tyrannischen Verlangen, den Okzident zu beherrschen, mit dem einen Fuß
gegen die Meerenge und Konstantinopel, mit dem anderen gegen das Baltische
Meer fortschreitend uns angriffen, nur unsere Brust und unsere Waffen
entgegenzusetzen gehabt, künftig aber werden wir die Zivilisation und die
Freiheit des Okzidents und des Orients mit den Deutschen verteidigen, die
nicht nur auf dem Schlachtfelde, sondern auch auf wirtschaftlichem Gebiete
und dem der Verwaltungsorganisation die Überlegenheit ihres Geistes
bewiesen haben, und mit ihnen die großen und siegreichen Verbündeten,
die Österreicher und unsere Brüder, die Magyaren. Ich bin sicher, daß
nach dem Kriege auch die Franzosen und Engländer, die mit Bitterkeit
erkennen werden, daß die Fortschritte der Deutschen nicht mit Gewalt
vernichtet werden können, eine Einigung mit uns suchen werden."
Halil Bey schloß mit einer ergreifenden Anrede an die türkische Armee
und Marine und die tapferen Armeen der Verbündeten der Türkei, indem er
den Siegern Heil wünschte und allen im Heiligen Kriege Gefallenen die
Gnade Gottes.
Konstantinopel,
15. Dezember (W. B.)
Die Kammer wählte Halil Bey mit 126 gegen eine Stimme von neuem zum
Präsidenten. Zum Vizepräsidenten wurden gewählt der Emir Ali Pascha,
Bruder des Führers der Aufständischen in Marokko, und Hussein Dschahid. 2)
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