Der Weltkrieg am 18. November 1914

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Russische Kavallerie bei Pillkallen geschlagen -
Erfolge an der Front in Frankreich

Großes Hauptquartier, 18. November, vormittags.
Die Kämpfe in Westflandern dauern fort. Die Lage ist im wesentlichen unverändert.
Im Argonnenwalde wurde unser Angriff erfolgreich vorgetragen. Französische Angriffe südlich Verdun wurden abgewiesen , ein Angriff gegen unsere bei St. Mihiel auf das westliche Maasufer geschobenen Kräfte brach nach anfänglichem Erfolg gänzlich zusammen.
Unser Angriff südöstlich Cirey veranlaßte die Franzosen, einen Teil ihrer Stellungen aufzugeben. Schloß Chatillon wurde von unseren Truppen im Sturm genommen.
In Polen haben sich in der Gegend nördlich Lodz neue Kämpfe entsponnen, deren Entscheidung noch aussteht. Südöstlich Soldau wurde der Feind zum Rückzug auf Mlawa gezwungen. Auf dem äußersten Nordflügel ist starke russische Kavallerie am 16. und 17. geschlagen und über Pillkallen zurückgeworfen worden.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Kaiserlicher Dank an Hindenburg

Berlin, 18. November. (W. B.)
Ein gestern in Thorn ausgegebener Armeebefehl des Generalobersten von Hindenburg besagt: Seine Majestät haben auf meine gestrige telegraphische Meldung folgendes Allerhöchst geantwortet:

Generaloberst v. Hindenburg. Für den schon gestern und heute erreichten schönen Erfolg der von Ihnen geleiteten Operationen spende ich Ihnen in höchster Freude meinen kaiserlichen Dank. Auch Ihres Generalstabschefs und Ihrer anderen Mitarbeiter im Stabe gedenke ich mit höchster Anerkennung. Ihren braven, nie versagenden Truppen entbieten Sie ebenfalls meine Grüße und Dank für die unübertrefflichen Leistungen in Marsch und Gefecht. Meine besten Wünsche begleiten Sie für die kommenden Tage. Wilhelm, I. R.
Diese Allerhöchste Anerkennung soll uns ein Sporn sein, auch fernerhin unsere Pflicht zu tun.

Der Oberbefehlshaber im Osten,
v. Hindenburg.
2)

 

Erneute Beschießung von Libau durch die deutsche Flotte

Berlin, 19. November.
Am 17. November haben Teile unserer Ostseestreitkräfte die Einfahrten des Libauer Hafens durch versenkte Schiffe gesperrt und die militärisch wichtigen Anlagen beschossen. Torpedoboote, die in den Innenhafen eindrangen, stellten fest, daß feindliche Kriegsschiffe nicht im Hafen waren.

Der stellvertretende Chef des Admiralstab.
gez. Behnke.

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Neue große Schlacht in Russisch-Polen

Wien, 18. November.
Amtlich wird verlautbart:
Die Operationen der Verbündeten zwangen die russischen Hauptkräfte in Russisch-Polen zur Schlacht. die sich an der ganzen Front unter günstigen Bedingungen entwickelte. Eine unserer Kampfgruppen machte gestern über 3000 Gefangene. Gegenüber diesen großen Kämpfen hat das Vordringen russischer Kräfte gegen die Karpathen nur untergeordnete Bedeutung. Beim Debouchieren aus Grybow wurde starke Kavallerie durch überraschendes Feuer unserer Batterien zersprengt.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Generalmajor.
1)

 

Englische Landungen im Persischen Golf

Konstantinopel, 18. November. (W. B.)
Der heutige Bericht des Hauptquartiers besagt: Auf den Kriegsschauplätzen werden die Kämpfe fortgesetzt. Unsere Truppen an der ägyptischen Grenze besetzten Kalat el Nachl, das 120 Kilometer jenseits der Grenze liegt, und hißten dort die türkische Fahne. Unsere Truppen, die durch Lasistan nach Rußland eindrangen, schlugen mit Gottes Hilfe die Russen nach heftigem Kampf und fügten dem Feinde große Verluste zu. Unsere Truppen machten 100 Gefangene und erbeuteten zwei Gebirgsgeschütze.

Konstantinopel, 18. November. (Priv.-Tel. Ctr. Frkst.)
Englische Truppen haben im Persischen Golf die kleine Insel Fao besetzt, auf der sich nur sechs Häuser befinden. Sie ist der Einlaufspunkt des englisch-indischen Kabels. Die Engländer haben das Kabel gehoben und die Verbindung nach Mesopotamien abgeschnitten.

Konstantinopel, 18. November. (Priv.-Tel. Ctr. Frkst.)
Die Engländer landeten in Kuweit 4000, auf den Bahrein-Inseln im Persischen Golf 6000 und in Bender-Buschir an der Südküste Persiens 5000 Mann indischer Truppen.
Das Athener Blatt "Embros" meldet die Ankunft portugiesischer Truppen in Alexandria zur Verteidigung des Suez-Kanals.
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Die türkische Armee

Wien, 18. November. (W. B.)
Die "Südslawische Korrespondenz" erhält von besonderer Seite folgende Mitteilungen aus Konstantinopel: Der militärische Aufmarsch der Türkei vollzog sich mit einer Vollkommenheit, wie vielleicht nie zuvor, da die türkische Heeresleitung diesmal über die nötige Zeit verfügte, um ihre Truppen in den vorgeschriebenen Aufmarschräumen zu versammeln. Fremde militärische Beobachter stellen fest, daß die Ausrüstung der türkischen Truppen in jeder Beziehung gut ist. Das vollkommen ersetzte Artilleriematerial ist vorzüglich, das Pferdematerial gut und genügend groß. Die Ausrüstung der Mannschaften ist durchaus modern und entspricht allen Anforderungen. Man kann feststellen, daß die türkische Heeresleitung alle im Balkankrieg gemachten Erfahrungen sich zunutze machte. Das Hauptaugenmerk ist auf die Verpflegung gewendet. Die unter der Leitung deutscher Instrukteure stehende Intendantur hat auf den in Betracht kommenden Etappenlinien große Proviantmengen aufgestapelt. Es wird versichert, daß dieser Zweig der türkischen Heeresverwaltung, der im Balkankriege nicht genügend funktionierte, nunmehr allen Bedürfnissen des Feldzuges vollauf Rechnung tragen kann. Seit Wochen ist bereits die Ausbildung der Reservemannschaften im Zuge, so daß auch hier notwendige Nachschübe gemacht werden können. Ihr besonderes Augenmerk hat die Heeresverwaltung den sanitären Vorkehrungen zugewendet. Die Stimmung in der Armee kann als vorzüglich bezeichnet werden. Die türkische Bevölkerung sieht den kommenden Ereignissen ernst und entschlossen entgegen.
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Seegefecht im Schwarzen Meer

Konstantinopel, 18. November.
Heute um die vierte Nachmittagsstunde kam es zu einer Begegnung der türkischen und der russischen Flotte auf der Höhe der Küste von Trapezunt. Obwohl die russische Flotte mindestens die doppelte Zahl von Wimpeln umfaßte wie die türkische, ergriff sie in voller Hast die Flucht, als die türkischen Schiffe am Horizont erschienen. Sie fuhr in der Richtung auf Sewastopol. Die türkische Flotte nahm sofort die Verfolgung auf, konnte sie aber bei dem dichten Nebel nicht wirksam zu Ende führen. Immerhin erlitt ein russisches Linienschiff schwere Beschädigungen.
2)

 

Ein türkisch-amerikanischer Zwischenfall

Paris, 18. November. (Priv.-Tel.)
Der "New York Herald" meldet aus Athen: Der amerikanische Kreuzer "Tennessee", der mit dem Schutz der englischen, französischen und russischen Bürger von Smyrna betraut ist, wollte in den Hafen von Smyrna einfahren, aber die Erlaubnis wurde ihm verweigert. Die Schaluppe der "Tennessee", die sich den Außenforts näherte, wurde beschossen und mußte umkehren. Der Kommandant der "Tennessee" kündigt an, daß er die Einfahrt in den Hafen mit Gewalt erzwingen werde, falls sie ihm nicht gutwillig gewährt werde.
2)

 

Die Finanzen Englands

Lloyd George
Lloyd George

London, 18. November. (Priv.-Tel.)
Im Unterhause gab Minister Lloyd George ausführliche Mitteilungen über die Reichsfinanzen und führte an, daß eine Summe von 535 Millionen Pfund bis spätestens 31. März zur Verfügung stehen müsse, wovon 339575000 Pfund für Kriegsausgaben bestimmt sind. Er schlug eine Erhöhung der Einkommensteuer vor, wodurch diese etwa verdoppelt wird und in diesem Jahre ungefähr 12500000 Pfund mehr aufbringt, ferner eine Mehrsteuer auf Bier, die 2 050000 Pfund betragen soll und eine besondere Besteuerung von 3 d pro Pfund Tee, die 950000 Pfund erbringen soll und eine teilweise Aufschiebung der Schuldentilgung, wodurch ein Betrag von 2750000 Pfund erhalten wird, so daß noch 321325000 Pfund aufgebracht werden müssen. Es liegen sehr schwerwiegende Gründe vor, sagte Lloyd George, eine Summe zusammenzubringen, die uns in den Stand setzt, den Krieg noch mehr energisch zu führen. Wir schlagen daher die Ausgabe einer 3½-prozentigen Anleihe gegen den Kurs von 95 Prozent und tilgbar zu Pari im Jahre 1928 vor. Dadurch erhalten wir genügend Mittel bis zum Monat Juli. Lloyd George teilte weiter mit, daß die Regierung bereits ein Angebot von 100 Millionen empfangen hatte. Er erklärte ferner, daß die Anleihe eine ausgezeichnete Anlage sei, da der britische Kredit noch immer der beste in der Welt sei. Das Haus nahm die Vorschläge von Lloyd George an.
2)

 

Der 1. Weltkrieg im November 1914

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 1
Nationaler Verlag, Berlin (1915)

2) "Frankfurter Zeitung" (1914)

 

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