Der Weltkrieg am 6. Oktober 1914

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Die Kämpfe westlich Lille -
Der deutsche Vormarsch in Polen

Großes Hauptquartier, 6. Oktober, abends. (Amtlich.)
Die fortgesetzten Umfassungsversuche der Franzosen gegen unseren rechten Heeresflügel haben die Kampffront bis nördlich Arras ausgedehnt. Auch westlich Lille und westlich Lens trafen unsere Spitzen auf feindliche Kavallerie. In unseren Gegenangriffen über die Linie Arras - Albert - Roye ist noch keine Entscheidung gefallen. Auf der Schlachtfront zwischen Oise und Maas bei Verdun und in Elsaß-Lothringen sind die Verhältnisse unverändert. Auch von Antwerpen ist heute nichts Besonderes zu melden.
Auf dem östlichen Kriegsschauplatz ist der russische Vormarsch gegen Ostpreußen im Gouvernement Suwalki zum Stehen gebracht. Bei Suwalki wird der Feind seit gestern erfolgreich angegriffen.
In Russisch-Polen vertrieben deutsche Truppen am 4. Oktober die russische Gardeschützen-Brigade aus einer befestigten Stellung zwischen Opatow und Ostrowiec und nahmen ihr etwa 3000 Gefangene, mehrere Geschütze und Maschinengewehre ab. Am 5. Oktober wurden zweieinhalb russische Kavalleriedivisionen und Teile der Hauptreserve von Iwangorod bei Radom angegriffen und auf Iwangorod zurückgeworfen.
1)

 

Vom westlichen Kriegsschauplatz

Paris, 6. Oktober. (Priv.-Tel.)
Heute Nachmittag 3.30 wurde folgendes Bulletin ausgegeben: Auf unserm linken Flügel dehnt sich die Front immer mehr aus. Große, sehr bedeutende Kavallerientruppen werden aus der Umgebung von Lille gemeldet. Sie befinden sich vor feindlichen Streitkräften, die eine Bewegung durch die Gegend nördlich der Linie Tourcoing - Armentieres ausführen Bei Arras und auf dem rechten Ufer der Somme bleibt die Lage sichtlich dieselbe. Zwischen Somme und Oise gab es abwechselndes Vor und Zurück. Bei Lassigny versuchte der Feind einen starken Angriff, der scheiterte. Auf dem rechten Ufer der Aisne nördlich von Soissons, sind wir gemeinsam mit den englischen Truppen leicht vorgerückt. Wir haben gleichzeitig einige Erfolge in der Gegend von Berry-au-Bac erzielt Auf dem übrigen Teil der Front ist nichts zu melden. In Belgien haben die belgischen Streitkräfte, welche Antwerpen verteidigen, die Rupel- und Nethe-Linie stark besetzt. Angriffe der Deutschen darauf scheiterten.
2)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Die deutsch-österreichische Offensive in Polen und Galizien

Wien, 6. Oktober.
Amtlich wird verlautbart:
Die Operationen in Russisch-Polen und Galizien schreiten günstig vorwärts. Schulter an Schulter kämpfend warfen deutsche und österreichisch-ungarische Truppen den Feind von Opatow und Klimantow gegen die Weichsel zurück. In den Karpaten wurden die Russen am Uszoker Paß vollständig geschlagen.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)

 

Die Kämpfe um Tsingtau

Berlin, 6. Oktober. (Priv.-Tel.)
Die "B. Z" erhielt heute von ihrem Sonderberichterstatter aus Rotterdam folgende Mitteilung: Beim ersten Sturm auf die Infanteriewerke bei Tsingtau wurden die vereinigten Japaner und
Engländer mit einem Verlust von 2500 Mann zurückgeschlagen. Die Wirkung der deutschen Minen, Geschütze und Maschinengewehre war vernichtend. Der rechte Flügel der Verbündeten wurde von dem österreichisch-ungarischen Kreuzer "Kaiserin Elisabeth" und dem deutschen Kanonenboot "Jaguar" wirksam beschossen. Die deutschen Verluste sollen gering sein. Die Japaner warten Verstärkungen aus Japan ab.

Tokio, 6. Oktober. (Priv.-Tel.)
Die deutsche Garnison in Tsingtau machte nachts einen Gegenangriff; sie wurde nach japanischen Berichten zurückgewiesen. Die Deutschen hatten 47 Tote, die Japaner 5 Tote und 8 Verwundete. Die japanische Belagerungsartillerie beschoß das Kanonenboot "Iltis", das sich nach einigen Schüssen zurückzog. (Es handelt sich hier natürlich um eine Darstellung aus japanischer Quelle.)
2)

 

Der preußische Landtag

Berlin 6. Oktober. (W. B )
Der Kaiser hat durch Erlaß aus dem Großen Hauptquartier vom 24. September genehmigt, daß beide Häuser des Landtages zur Fortsetzung der Legislaturperiode vor dem durch Verordnung vom 15. Juni 1914 festgesetzten Zeitpunkt zusammentreten. Daraufhin hat der Präsident des Abgeordnetenhauses die 96. Plenarsitzung auf den 22. Oktober anberaumt.
2)

 

Der 1. Weltkrieg im Oktober 1914

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 1
Nationaler Verlag, Berlin (1915)

2) "Frankfurter Zeitung" (1914)

 

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